Kreis Olpe. Viele Menschen im Kreis Olpe arbeiten während der Corona-Pandemie im Homeoffice. Das hat einige Vorteile – allerdings nicht nur.
Der Weg zum Arbeitsplatz gehört zur Routine. Zumindest vor der Pandemie. Mittlerweile erledigen viele ihre Aufgaben von Zuhause aus – soweit es möglich ist. Eben zum Schutz der Mitarbeiter und Kunden. Während Home-Office einige Vorteile mit sich bringt, geht eines jedoch verloren: der persönliche Austausch mit den Kollegen. Wie gehen Arbeitnehmer damit um? Mitarbeiter der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem erzählen, was ihnen fehlt.
Das Team spielt in der Sparkasse in Attendorn eine große Rolle. Nicht umsonst gibt es dort die „Teamwelt“. Im Prinzip ein Großraumbüro – nur moderner, mit einem besonderen Konzept. Die offene Raumorganisation schafft ein Miteinander, ein Klima des Austausches. Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen sitzen dort zusammen. Es geht darum, einen Rundumblick auf die Bedürfnisse der Kunden zu bekommen – und um Kollegialität. So sorgen ein Fußballtor, ein Kicker und eine Bürogolfecke für kleine Auszeiten – und ein spielerisches Miteinander. „Was am meisten genutzt wurde, war die Torwand“, sagt Heinz-Jörg Reichmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem. „Da haben wir nach kurzer Zeit wieder neue Bälle besorgen müssen.“
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28 Arbeitsplätze gibt es in der Attendorner Teamwelt. Aktuell sind natürlich nicht alle besetzt, maximal die Hälfte. Eine der Mitarbeiterinnen ist Mareike Grehlich. Die 34-jährige Versicherungsspezialistin sitzt gern in der Teamwelt, findet den Austausch gut. „Plötzlich musste man sich aus dem Weg gehen und konnte kein Pläuschchen mehr in der Küche halten“, erinnert sie sich an die Anfänge der Krise. Sie brauche schon den Kontakt zum Kollegen, sagt sie. Nur Homeoffice würde sie nicht befürworten. Ein gesunder Mix aus beidem. „Am Anfang war ich echt ein bisschen schockiert, als es hieß, ich müsse ins Homeoffice“, erzählt sie. „Der Kontakt zu Kollegen und Kunden fehlt einfach.“
Ähnlich geht es auch Martina Franz. Sie hat mitten in der Pandemie Anfang September die Leitung des Firmenkundenbank-Teams übernommen. Die Herausforderung: Ihr Team sitzt zur Hälfte in Attendorn, zur Hälfte in Altenhundem. Natürlich fehle das Miteinander. „Wenn einem die Decke mal auf den Kopf fällt, greift man halt zum Telefon und tauscht sich aus“, sagt sie. „Aber was mir besonders fehlt, ist, einfach mal eben etwas aufzuschnappen. Im Büro erzählt ja immer einer was Lustiges oder Belangloses. Oder mal der nette Schlagabtausch mit dem Kollegen. Sowas gibt es im Homeoffice nicht.“
Der kleine Plausch in der Küche
Michael Kipp ist Private-Banking-Berater. Er hat vor einigen Wochen seinen Dienstsitz von Altenhundem in die Teamwelt verlegt. Der 35-Jährige betont, dass auch während der Corona-Zeit das Miteinander aufrechtgehalten werde. Dennoch: „Einfach mal in der Küche eine Viertelstunde zusammenstehen und einen Kaffee trinken, das fehlt.“ Gerade in so einem dynamischen Arbeitsumfeld sei es wichtig, sich auszutauschen. Durch das offene Raumkonzept sei ein schneller Informationsfluss normal. „Man muss nicht zum Hörer greifen, ich sehe ja, wann mein Kollege verfügbar ist und kann situativ auf den Austausch zurückgreifen“, sagt er. „Das bedarf heute deutlich mehr Organisation.“
Immobilienvermittlerin Britta Silva hat die Teamwelt noch gar nicht in voller Besetzung erlebt. Die 45-
Jährige ist im Oktober dazugestoßen. Also mitten in der Pandemie. 25 Jahre war sie mit ihrem Reisebüro in Altenhundem selbstständig. Dann musste ein Perspektivenwechsel her. „Für mich ist als Neuling der Austausch mit den Kollegen natürlich total wichtig“, sagt sie und erzählt, dass sie einige nur digital kennt. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe gegründet und telefonieren viel.“ Dennoch: Homeoffice ist für die zweifache Mutter eine gute Ergänzung: „Das macht das Leben und Arbeiten sehr attraktiv.“
Karin Reichling arbeitet im Kundenservicecenter. Mittlerweile schon seit 20 Jahren. Aus technischen Gründen kann das Team kein Homeoffice machen und wurde deshalb auf zwei Standorte verteilt. „Es ist schon mal schwierig, technische Probleme telefonisch oder im Videochat zu klären“, erzählt sie. „Aber wir haben uns arrangiert.“ Was ihr fehlt, ist die Gemeinschaft. Denn ihr Team ist wirklich ein Team. „Wir mögen uns, kommen gut miteinander zurecht“, sagt sie. „Dementsprechend haben wir uns früher auch gern privat getroffen.“ Da verzichten sie aktuell freiwillig drauf. Sicherheit geht eben vor.
Wie ihre Kollegen hofft Karin Reichling, dass sie bald wieder zusammen arbeiten können. Mit einem gemeinsamen Kaffee oder eben einem Plausch zwischendurch. Und dann vielleicht irgendwann auch wieder ohne Schutzmaske – dafür mit einem Lächeln.