Möllmicke. Weil der Turm marode war, musste die Glocke in Möllmicke im Oktober 2020 verstummen. Jetzt ist es gelungen, dass sie wieder erklingt.

Im Oktober vergangenen Jahres schlug die Glocke zum letzten Mal. Es wurde still in Möllmicke. Das Wahrzeichen an der Römerstraße auf dem Grundstück des denkmalgeschützten Hauses von Willi Solbach (82) war verstummt. „Der Glockenwärter, der jedes Jahr zur Wartung kommt, hatte uns den Saft abgedreht“, sagt Ortsvorsteher Detlef Breidebach im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch letztlich war diese Entscheidung alternativlos. „Die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet“, so Breidebach. Die Balken des Turmes aus Eichenholz waren morsch. Die Entwicklung hatte sich abgezeichnet.

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„24 Jahre hat der Glockenturm gute Dienste geleistet. Vor fünf Jahren hatten wir festgestellt, dass der Turm aus dem Takt kam. Das Läutewerk schlug nicht mehr richtig. Eine Reparatur hatte erst noch gut geholfen. Jetzt wurde aber gesagt, dass wir endgültig etwas machen müssen“, berichtet Detlef Breidebach. Es war das Aus für den Turm. „Jemand aus dem Ort sagte mir, er wolle es dem Ortsvorsteher anlasten, dass die Glocke nicht geläutet hat und er deshalb zu spät zur Arbeit kam“, erzählt Willi Weber schmunzelnd. Und: „Viele sagen: Es ist ein Highlight für uns, wenn die Glocke läutet.“

5000 Euro aus dem Heimat-Fond

Für Detlef Breidebach war klar, dass etwas passieren muss. Ein komplett neues Turmgestell musste her. Kostenpunkt: 8500 Euro. Von der Gemeinde gab es eine Finanzspritze von zehn Prozent und vom Land 5000 Euro aus dem „Heimat-Fond“. „Den Rest müssen wir durch Spenden zusammen bekommen“, so der 52-Jährige.

Der neue Glockenturm wird herabgelassen. Das Schieferdach steht daneben auf der Wiese.
Der neue Glockenturm wird herabgelassen. Das Schieferdach steht daneben auf der Wiese. © WP | Privat

Der Möllmicker Ortsvorsteher beauftragte die Zimmerei Häner aus Gerlingen mit dem Bau eines neuen Turmes. Dieser wurde jetzt mit einem Lkw mit Kran gebracht und vier Stunden später war alles fertig: Turm, Schieferdach und Geläut. Zudem wurde die Angelus-Glocke um 90 Grad gedreht, so dass sie nicht mehr Richtung Römerstraße schwenkt. Dies bedeutet mehr Sicherheit. „Mittags kommen immer viele Kinder vom Kindergarten, die die Glocke hören wollen“, sagt Willi Weber.

Dreimal am Tag läutet die Angelus-Glocke jetzt wieder: um 7, 12 und 19 Uhr. „Die Glocke ist ein Wahrzeichen. Sie steht vor dem ältesten Haus der Gemeinde Wenden. Sie wurde geläutet bei der Meisterfeier der Möllmicker Chöre, dem Aufstieg der Sportfreunde und bei Fronleichnamsprozessionen“, berichtet Detlef Breidebach. Recherchen von Willi Weber haben ergeben, dass die Glocke zwischen 1855 und 1860 gegossen worden ist.

Glöcknerin Auguste Schrage

Heute wird sie natürlich elektrisch angetrieben. Das war früher lange Zeit anders. „Viele erinnern sich noch an unsere Glöcknerin Auguste Schrage, besser bekannt als Lüedechuschte“, erinnert sich der Ortsvorsteher. 65 Jahre lang läutete die „Läuteguste“ dreimal täglich die Angelus-Glocke. Die Dauer hing immer davon ab, wie schnell sie den Engel des Herrn betete. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie ihre Tätigkeit, die sie aufopferungsvoll ausübte und deswegen auch nie in Urlaub fuhr, im Jahr 1997 aufgeben. 1982 überreichte ihr der damalige Bürgermeister Roderich Schrage den Ehrenbecher der Gemeinde Wenden.

Spenden

Detlef Breidebach wäre froh und dankbar über Spenden an den Verein Dorfgemeinschaft Möllmicke e. V., um den Glockenturm weiter erhalten zu können.

Den sonstigen Pflegeaufwand, wie Streichen und Sichtkontrollen, wird er als Ortsvorsteher weiterhin erledigen.

Spenden an die Dorfgemeinschaft Möllmicke e. V., IBAN DE41 4625 0049 0002 0017 17, Verwendungszweck: Glockenturm.

„Einmal im Jahr ging damals der Ortsvorsteher durchs Dorf und sammelte Lüedegeld, das Läutgeld als Dankeschön“, erzählt Detlef Breidebach. Erstmals habe Auguste Schrage die damals an ihrem Elternhaus hängende Glocke mit zehn Jahren geläutet, weil das Nachbarhaus an der Ecke Römerstraße/Am Buchhagen brannte. Wegen des Baus einer Wasserleitung musste der Glockenturm auf dem Grundstück der Familie Schrage entfernt werden.

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Willi Weber verpachtete dann im Jahr 1997 den jetzigen Platz vor seinem Haus für die nächsten 99 Jahre für eine symbolische D-Mark an die Dorfgemeinschaft Möllmicke. Das nun wieder auf Vordermann gebrachte klingende Wahrzeichen des Ortes soll noch ganz lange läuten. „Möllmicke hat keine Kirche. Deshalb ist die Glocke schon etwas ganz Besonderes“, bringt es Willi Weber auf den Punkt.