Drolshagen-Dirkingen. Lukas Dransch (26) aus Dirkingen hat eine mobile Eier-Station gebaut, mit fast 100 Hühnern. Das Verkaufskonzept setzt auf Vertrauen.

Auf den ersten Blick ist es ein idyllisches Plätzchen. Unweit sagen sich Fuchs und Has’ gute Nacht, könnte man meinen. Aber nur auf den ersten Blick. Denn über den zugigen Hüsterberg braust, während ich mit Lukas Dransch dort oben stehe, ein Auto nach dem anderen. Und der 26-Jährige erklärt mir, warum.

„Das ist hier ein Schleichweg zwischen Drolshagen und Iseringhausen, hier kommen tagtäglich viele Autofahrer vorbei.“ Einen Steinwurf entfernt liegt der Wanderparkplatz „Brudertreue“, auch der zieht viel Wandervolk auf die Höhe, auf die Lukas, der im Hauptberuf Landmaschinen-Schlosser ist, seine Eier-Station postiert hat.

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Eier-Station? Ja, so kann man die hölzerne Hütte auf Rädern nennen, die der handwerklich geschickte Dirkinger in nur wenigen Wochen aus heimischem Fichtenholz zusammengezimmert hat. Peter Lustig von der TV-Kult-Serie „Löwenzahn“ hätte seine wahre Freude an dem stattlichen Zuhause gehabt, aber Lukas hat seinen Wagen ausschließlich für andere Zweibeiner gebaut: für Eier legende, gackernde Hühner, die über einen kleinen Holzsteg jederzeit den Weg ins Freie suchen und finden. „Eier von frei laufenden Hühnern“ also – im wahrsten Sinn des Wortes.

Direktvermarktung

Da des Bauern größtes Verdienst-Hindernis der Zwischenhandel ist, setzt Dransch auf Direktvermarktung. Im Klartext: Selbstbedienung ist gefragt. Menschen anständigen Charakters, und darauf kann Dransch im beschaulichen Dirkinger und Dräulzer Land bauen, kommen, nehmen sich frisch gelegte Eier mit und zahlen den im Abholraum angeschlagenen Preis bar in ein kleines Kästchen.

Rund 90 Eier schaffen die fast 100 Hühner pro Arbeitstag. Kurios: Lukas zeigt auf einige hellgraue Legehennen: „Deren Eier sind tatsächlich grün.“ Ob Anna-Lena Baerbock ihre Hände im Spiel hat, erörtern wir nicht.

Eier sind übrigens nicht der einstige Nebenerwerb des Dirkingers. Die Hühner wackeln zwischen unzähligen stattlichen Weihnachtsbäumen umher, die Familie Dransch, wenn es denn soweit ist, ebenfalls anbietet. „Das machen wir seit über 30 Jahren“, klärt Lukas auf.

Dann erleben ich einen waschechten Schafe-Flüsterer. Denn der 26-Jährige klettert in das Weihnachtsbaum-Gehege und ruft nur ein- bis zweimal laut „Ääähhnaaah“ – gemeint ist Anführer-Schaf Erna, die ihre 55-köpfige Shropshire-Herde, die zwischen den jungen Tannen alles sauber fressen, im Griff hat. Und Lukas hat Erna im Griff.

Schutz vor Raubvögeln

Erna hört auf Bauer Lukas, der nur einmal zu rufen braucht.  
Erna hört auf Bauer Lukas, der nur einmal zu rufen braucht.   © WP | Josef Schmidt

Der Öko-Kreis zu den Hühnern schließt sich, weil die eng beieinander gepflanzten Bäumchen einen guten Schutz vor hungrigen Raubvögeln liefern. gegen Reineke-Fuchs muss Lukas dann doch noch auf moderne Technik setzen. Ein Elektro-Zaun soll dem rot-braunen Hühner-Dieb den Spaß gehörig verderben, im Dransch-Gehege zu wildern.

Bleibt zu hoffen, dass nicht irgendwann ein größerer, grauer vierbeiniger Wilderer über den Hüsterberg streift. Aber den wollen wir jetzt mal nicht herbeifürchten.

Kurzum: Oberhalb von Dirkingen ist die grüne Welt in Ordnung, ganz fernab der großen Politik. Natürlich nehme ich zehn Eier, die keinen Stempel irgendeiner Öko-Organisation brauchen, mit.

„Sagen Sie Bescheid, wie sie geschmeckt haben“, ruft Lukas mir beim Abschied noch zu. „Danke, mach’ ich auf jeden Fall“, winke ich zurück.