Kreis Olpe. Derzeit sind im Kreis Olpe kaum Impftermine erhältlich. Woran liegt das? Und warum bilden sich an manchen Praxen trotzdem lange Warteschlangen?

Viele Menschen im Kreis Olpe warten derzeit auf einen Impftermin, entweder weil sie noch nicht zu einer berechtigten Gruppe gehören oder weil sie einfach keinen freien Impftermin buchen können. Die Wartelisten in den Arztpraxen sind lang und freie Termine im Impfzentrum sind derzeit kaum zu buchen. Die Ungeduld und Unzufriedenheit bei allen Beteiligten wächst zunehmend.

Auch wenn ab dem 7. Juni die Impfpriorisierung aufgehoben wird und außerdem die Betriebsärzte mit ins Impfgeschehen eingreifen sollen, bedeutet dies nicht, dass sofort alle Impfwilligen auch einen Termin erhalten können. Denn die Corona-Impfstoffe sind immer noch Mangelware.

Wichtig zu wissen: Weder das Impfzentrum noch der Kreis Olpe haben Einfluss auf die Verteilung des Impfstoffes in der Region.

Mehr Zweit- als Erstimpfungen

Wer wie viel Impfstoff bekommt, entscheidet das Bundesgesundheitsministerium. Zu unterscheiden ist zwischen der Belieferung der Impfzentren einerseits und der Arztpraxen andererseits.

Die Impfstoffverteilung an die Impfzentren erfolgt über die Länder, die zu diesem Zweck vom Bundesgesundheitsministerium Impfstoff zugeteilt bekommen. Der Bund liefert seit April konstant 2,25 Millionen Impfdosen pro Woche an die Länder. Für Nordrhein-Westfalen sind das – proportional zur Einwohnerzahl – wöchentlich 485.000 Dosen, die von dort ebenfalls anteilig nach Einwohnerzahlen an die Impfzentren verteilt werden. Das Land muss nun aus diesem aktuell gleichbleibenden Kontingent die zunehmende Zahl an Zweitimpfungen sicherstellen, was zwangsläufig zu einer erheblichen Reduzierung der möglichen Erstimpfungen führt.

Dem Impfzentrum stehen so zurzeit täglich nur rund 200 Impfdosen für Erstimpfungen zur Verfügung. Hinzu kommen rund 500 Zweitimpfungen pro Tag. Damit ist das Impfzentrum praktisch nur zur Hälfte ausgelastet, denn personell und organisatorisch wäre es in der Lage, bis zu 1400 Impfungen am Tag durchzuführen.

Unmut in Hünsborn

Die Impfstofflieferungen an die Arztpraxen erfolgen völlig getrennt von der Belieferung der Impfzentren, denn sie werden vom Bund über die Apotheken mit Impfstoff versorgt. Die Arztpraxen bestellen den Impfstoff bei den Apotheken, die dann die Verteilung im Rahmen der verfügbaren Dosen gerecht vornehmen. Ausschlaggebend dafür, wie viele Dosen eine Praxis erhält, ist die Anzahl der dort tätigen Ärzte – unabhängig davon, ob die Mediziner in Voll- oder Teilzeit tätig sind und wie viele Patienten sie betreuen.

Zuletzt hatte es Unmut gegeben, weil sich vor der Praxis Spieren in Hünsborn so viele Patienten zum Impfen kamen, dass ein Verkehrs- und Parkchaos entstand, während andere Hausärzte lange Wartelisten führen, weil sie derzeit kaum Impfstoff erhalten.

Nach Aussage des Bundesgesundheitsministeriums sollen im Mai und Juni alle Impfstoffmengen, die die jeweiligen Länderkontingente übersteigen, an die Arztpraxen und die Betriebsärzte geliefert werden. Genaue Zahlen liegen dem Kreis Olpe hierzu jedoch nicht vor.