Kreis Olpe. Betriebsärzte dürfen ab 7. Juni impfen. Das AMZ in Olpe und die IHK sehen aber noch viele Hürden. Zentrale Frage: Wie sieht die Verteilung aus?
Laut Bundesgesundheitsministerium sollen spätestens in vier Wochen, ab dem 7. Juni, die Betriebsärzte in die Coronaschutzimpfungen miteinbezogen werden. Deutschlandweit sollen für sie mindestens 500.000 Impfdosen zur Verfügung stehen. Wie viele davon im Kreis Olpe ankommen werden, ist allerdings noch nicht klar. Genauso wenig, ob bis dahin alle rechtlichen Vorkehrungen getroffen sein werden.
Noch keine konkreten Vorgaben
Das Arbeitsmedizinische Zentrum (AMZ) in Olpe betreut rund 300 Unternehmen in der Region mit etwa 30.000 Beschäftigten. Burkhard Giebeler, Ärztlicher Leiter am AMZ in Olpe, zeigt sich verhalten, was den Starttermin der Impfkampagne angeht. „Es wird voraussichtlich etwas später werden.“ Es sei zwar geplant, dass schon im Mai Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur von den Betriebsärzten geimpft werden können. „Aber da liegen noch keine konkreten Vorgaben vor“, so Giebeler.
Für kleinere Firmen, die nicht die Kapazitäten und Ressourcen haben, um ein eigenes Impfzentrum zu errichten, werde eine Impfstraße im AMZ in Olpe aufgebaut. „Wir werden nicht ‘rausfahren, um vor Ort in den Firmen zu impfen, wie es zum Beispiel bei der Grippeschutzimpfung der Fall ist“, verdeutlicht Giebeler. Das hänge mit dem Impfstoff zusammen, der erschütterungsfrei transportiert und gegebenenfalls vorher aufgezogen werden müsse. Wann die AMZ-Impfstraße in Betrieb genommen werden kann, ist noch unklar und ist vor allem abhängig von der Impfstoffverfügbarkeit. „Wenn deutschlandweit 500.000 Dosen pro Woche bereitgestellt werden und wir 12.000 Betriebsärzte haben, kommen im Durchschnitt etwas mehr als 40 Dosen an“, rechnet Giebeler vor. Der Verteilungsschlüssel sei noch nicht spruchreif. „Es gibt noch viele offene Fragen.“
Bislang nur theoretische Modelle
Auch Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen-Wittgenstein/Olpe, ist skeptisch, dass sich der Starttermin für Betriebsärzte einhalten lässt: „Die politischen und rechtlichen Voraussetzungen müssen stimmen. Denn bislang sind es nur theoretische Modelle.“ Wie ist die Impfzuteilung? Wer haftet bei Impfschäden? Wie kann eine sichere und zügige Datenübermittlung gelingen? All diese Fragen seien noch nicht geklärt.
Dass Großunternehmen wie Mubea, Viega oder Mennekes ihre Kapazitäten nutzen, sei wichtig und richtig. Denn mit den parallel laufenden Impfungen über das AMZ, das Impfzentrum und die Hausärzte, könne das Impftempo weiter gesteigert werden. Aber ob Unternehmen wie Mennekes, Viega und Mubea letztendlich auch den Impfstoff bekämen, wie sie ihn bräuchten, könne noch nicht garantiert werden. „Die Frage ist, ob Großkonzerne wie VW und Co. vom Staat prioritär berücksichtigt werden“, so Gräbener. Dieser Eindruck entstehe derzeit nämlich. Ein Beispiel: BASF. Der Chemiekonzern hat sein Impfzentrum am Standort Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz bereits Mitte April in Betrieb nehmen können. Seitdem haben schon rund 5500 Angestellte ihre Erstimpfung erhalten. Wenn nur derartige Konzerne als Modellprojekt in Frage kommen, könnten die größeren Unternehmen im Kreis Olpe Gefahr laufen, von staatlicher Seite vernachlässigt zu werden.
Der Automobilzulieferer Mubea in Attendornist kreisweiter Vorreiter, was den Aufbau einer Impfstraße betrifft. Das Unternehmen hatte bereits Mitte April sein eigenes Impfzentrum fertiggestellt, in dem innerhalb von zwei Wochen alle Impfwilligen unter den 1400 Beschäftigten am Standort Attendorn geimpft werden können. Wenn denn der Impfstoff freigegeben wird. Dass Mubea jetzt immerhin eine Perspektive, ein konkretes Datum, vor Augen hat, stimmt zuversichtlich: „Die Impfstraße steht in der Kantine und wartet sehnsüchtig auf ihren Einsatz“, sagt Pressesprecherin Andrea Holstein. Allerdings: „Wie viele Dosen wir zugeteilt bekommen und welcher Impfstoff es sein wird, das wissen wir noch nicht.“
Pilotprojekt ohne Rückmeldung
Wie Holstein im Gespräch mit unserer Redaktion verrät, habe Mubea auch Kontakt zu den Ministerpräsidenten von NRW und Thüringen, Armin Laschet und Bodo Ramelow, aufgenommen. „Wir haben versucht, uns – auch mit unserem Standort in Thüringen – als Pilotprojekt zu bewerben“, erklärt Holstein. Bislang sei aber keine Rückmeldung erfolgt.
Auch Viega hat sich bereits als Pilotunternehmen angeboten. „Uns erreichen viele Anfragen aus der Belegschaft, wann die Impfstraße an den Start geht. Es ist eine große Erwartungshaltung spürbar“, sagt Personalleiter Peter Schöler. In den sechs Impfkabinen könnten 240 Mitarbeiter pro Tag geimpft werden. „Das würde bedeuten, dass unsere rund 2400 Mitarbeiter von den NRW-Standorten in zehn Tagen mit der ersten Impfung versorgt wären.“ Theoretisch.