Wenden. Ursprünglich waren 600.000 Euro für Anbau und zusätzliche Halle beim Feuerwehrhaus Wenden kalkuliert worden. Jetzt sind es 1,1 Millionen Euro.

In der Verwaltung schrillten die Alarmglocken angesichts der explodierenden Kosten beim Feuerwehrhaus-Anbau in Wenden. Zunächst waren im Jahr 2016 dafür 600.000 Euro veranschlagt worden, tatsächlich sind es nun aber 1.1 Millionen Euro geworden. Im Januar dieses Jahres hatte die Gemeinde den Rat informiert, dass man den Architekten Markus Scherer gebeten habe, „eine dezidierte Kostenaufstellung zu erarbeiten und die Kostensteigerung umfänglich zu begründen“.

Dies tat Scherer, der bis Herbst 2020 Wendener Ratsmitglied war und nun für die CDU im Kreistag sitzt, jetzt im Bau- und Planungsausschuss. Es handelt sich um einen einstöckigen Anbau auf 360 Quadratmetern Fläche und den Bau einer zusätzlichen Fahrzeughalle. Da seien 1,1 Millionen Euro „natürlich ein hoher Satz“, meinte Robert Dornseifer (SPD). „In den letzten Jahren sind die Preise in der Baubranche explodiert“, meinte Markus Scherer.

Schwarz-Weiß-Trennung

Der Anbau sei wegen der beengten Platzverhältnisse, der unzureichenden sanitären Einrichtungen und der zwingend vorgeschriebenen Schwarz-Weiß-Trennung (verschmutzte Kleidung vom Einsatz darf nicht mit der privaten Kleidung in Kontakt kommen) unbedingt notwendig gewesen. Zunächst, so der Architekt aus Schönau, sei von ihm und dem Leiter des Fachbereichs Hochbau, Henning Schmidt, im Jahr 2016 eine Kostenschätzung von 600.000 Euro vorgenommen worden.

Auch interessant

Wegen der Veränderungen von Normen und Vorschriften und des mittlerweile größeren Projektes habe es im Januar 2018 eine Kostenschätzung von 825.000 Euro gegeben. Scherer nannte Preissteigerungen von 15 bis 18 Prozent. Im September 2019 folgte dann eine erneute Berechnung der Kosten. Wegen erheblicher Preissteigerungen beim Material und erheblicher Aufschläge der Firmen zwischen 10 und 40 Prozent sei die Summe dann auf 955.000 Euro gestiegen.

Doch damit war das Ende der Fahnenstange immer noch nicht erreicht. „Leider müssen wir noch mal ein paar Euro drauflegen“, sagte Markus Scherer. Man habe für den ganzen Tiefbaubereich eine Statik erstellen müssen, zudem eine komplette Lüftungsanlage für das Gebäude und im ganzen Bereich des Neubaus sei der Boden schlecht gewesen: „Da mussten wir teilweise bis auf drei Meter tief graben, um auf feste Fundamente zu kommen.“

Aufstellung der Kosten

Im Tiefbau seien 25.000 Euro und im Hochbau 26.000 Euro mehr erforderlich gewesen, so der Architekt, der den Ausschuss-Mitgliedern eine detaillierte Aufstellung der Kosten vorlegte. „Es waren mal hier 500 Euro, mal da 1000 Euro“, so Scherer, der aber betonte: „Das ist jetzt ein Feuerwehrhaus, mit dem man arbeiten kann.“

Auch interessant

„Die Erklärungen des Architekten sind einigermaßen plausibel“, meinte Franz Josef Henke (CDU). Um solche Probleme künftig zu verhindern, solle man solche Maßnahmen vielleicht besser mit festem Preis und festem Datum an einen Generalunternehmer vergeben. „Welche Konsequenzen kann man ziehen, um nicht noch mal so einen Reinfall zu erleben? Wie kann man das in Zukunft etwas realistischer kalkulieren?“, fragte Ulrich Heinrich (UWG). Dazu Architekt Scherer: „Wenn ich neu baue, kann ich ganz anders kalkulieren.“ Dies konnte Robert Dornseifer jedoch nicht so ganz nachvollziehen: „Es war ein Anbau an ein bestehendes Gebäude, praktisch wie ein Neubau. Wenn ein Bauvorhaben über fünf Jahre läuft, muss ich damit rechnen, dass mir die Kosten davon laufen.“

Angesichts der Kostenexplosion beim Wendener Feuerwehrhaus meinte Astrid König-Ostermann (SPD): „Auch in Hünsborn und Hillmicke müssen wir neu bauen. Das macht mir ein bisschen Angst.“