Rothemühle. Ein Innerstädtisches Entwicklungskonzept (ISEK) zeigt, wie es mit dem Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle weitergehen könnte. Die Ergebnisse.
Mit Spannung werden die Ergebnisse des Innerstädtischen Entwicklungskonzeptes (ISEK) für das ehemalige Balcke-Dürr-Gelände in Rothemühle erwartet. Dabei gibt es aktuell zwei Konzepte, die konträrer nicht sein könnten. Die beiden Investoren Stefan Müller und Alex Czenkusch wollen das komplette Areal von der Gemeinde kaufen und dort einen Gewerbepark errichten. Dagegen wehren sich die Anlieger mit Kunibert Solbach an der Spitze. Sie wollen keine Spedition und Lagerflächen, sondern einen Mix aus kleinteiligem Gewerbe, Wohnen, Gastronomie und offengelegter Bigge (wir berichteten). In einer Sondersitzung des Wendener Rates am 19. Mai stellt das Büro „Stadt und Handel Beckmann und Föhrer“ das Konzept vor. Dabei lässt sich eines feststellen: Die Ergebnisse des ISEK korrelieren mit den Vorstellungen von Solbach und seinen Mitstreitern.
Online-Beteiligung
An der Online-Beteiligung der Gemeinde Wenden haben 520 Personen teilgenommen, davon 23 Prozent aus Rotemühle und 15 Prozent aus Heid. Die Bürger konnten Stärken und Schwächen des ehemaligen Industriegeländes benennen. Als positive Merkmale des Geländes erwähnten sie insbesondere die gute Lage in Kombination mit der angrenzenden Wohnbebauung, die Erreichbarkeit mit dem Pkw sowie die Größe des Geländes mit dem Potenzial zur Aufwertung des Ortes. Auch naturräumliche Aspekte durch die Nähe zur Bigge und das Angebot an Freiräumen wurden von den Bürgern als Stärke hervorgehoben.
Elf Hektar groß
Der Untersuchungsraum für das Innerstädtische Entwicklungskonzept umfasste das ehemalige Betriebsgelände Balcke-Dürr sowie die südlich angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen und den ehemaligen Firmenparkplatz im Nordwesten des Geländes.
Mit berücksichtigt wurden zudem die angrenzenden Gebiete des Ortsteils Rothemühle.
Insgesamt ist das Areal elf Hektar groß.
Der Erhaltungszustand der Gebäude auf dem Gelände wurde unterschiedlich bewertet. Auf der einen Seite sehen die Befragten die Gebäudesubstanz als erhaltenswert an und schätzen die Zuschnitte der Gebäude für die Ausrichtung von Veranstaltungen. Auf der anderen Seite wird die Bausubstanz als veraltet und stark sanierungsbedürftig eingeschätzt. Im gesamten Bearbeitungsprozess seien die durch die Wendener Bürger in der Online-Beteiligung geäußerten Anregungen in die Analysen sowie die Folgenutzungskonzeption eingeflossen, so die Gutachter.
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Nach der Analyse bietet sich auf dem Gelände eine Mischnutzung aus Wohnen, Gewerbe und Grünflächen an. Dabei gehe es um „eine Nutzung mit geringer bis mittlerer verkehrlicher Belastung“. Die Schaffung von kleineren Grün- und Freiflächen sei auch zur Auflockerung des aktuell stark versiegelten Industriegeländes aufgrund der Größe des Geländes möglich. Die Bigge sowie die anschließenden Uferbereiche würden ein hohes Potential zur Steigerung der Aufenthalts- und Freiraumqualität bieten.
Wiederbelebung und Integration
„Die zukünftigen Entwicklungen fokussieren sich konkret auf die Belebung der brachliegenden Industriefläche sowie die räumliche und städtebauliche Integration des Geländes in die angrenzenden Bereiche und den Ortsteil Rothemühle“, so „Stadt + Handel“ im Fazit des 43-seitigen ISEK. Mit der erarbeiteten Folgenutzungskonzeption solle die brachliegende Fläche wiederbelebt und einer neuen Nutzung „unter Berücksichtigung des Industriecharmes“ zugeführt werden. Die konkret erarbeiteten Maßnahmen seien eine wesentliche Grundlage für die Gemeinde Wenden zur Umgestaltung der Fläche.
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Stadt + Handel“ kommt zu folgendem Ergebnis: „Die Schwerpunkte liegen in der Umnutzung des ehemaligen Mitarbeiterparkplatzes für Wohnnutzungen sowie der Ansiedlung von nichtstörendem Kleingewerbe im nördlichen Bereich des Geländes. Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität ist der Umbau der Halle 4 als Kunst- und Kulturstandort sowie der Ausbau von Grün- und Aufenthaltsflächen im Zusammenhang mit der Freilegung der Bigge zu empfehlen.“ Zudem sollen laut dem Gutachten Fuß- und Radwegverbindungen sowie die Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Personennahverkehr etabliert und ausgebaut werden.
Die in der Folgenutzungskonzeption empfohlenen Maßnahmen seien als gleichwertig anzusehen, so die Gutachter von „Stadt + Land“. Die Gemeinde Wende müsse nun prüfen, welche der vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden können und in welcher Reihenfolge.