Rothemühle. Zwei Investoren wollen einen Firmen-Park, einen Lager-Park und einen Event-Park errichten. In Rothemühle gibt es Widerstand gegen die Pläne.
Bei den Anliegern des ehemaligen Balcke-Dürr-Geländes regt sich Widerstand gegen den geplanten Gewerbepark Rothemühle. „Hier breitet sich eine Spedition aus. Wir sind hier nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten in der Ortschaft. Da geht eine Spedition gar nicht“, sagt Kunibert Solbach im Gespräch mit unserer Redaktion. Er ist Anlieger der Wildenburger Straße, die unmittelbar an das Areal grenzt: „Ich spreche nicht für mich, sondern für alle, die da wohnen. Auch die Bewohner der darüber liegenden Erfurter Straße sind betroffen. Wir sind uns alle einig: Eine Spedition braucht viel Platz, verursacht Abgase, Lärm und natürlich Verkehr. Wir befürchten, das ist nur der Anfang einer Spedition und wird dann immer mehr.“ Auch die geplanten Lagerflächen seien völlig fehl am Platz.
Wie berichtet, wollen Stefan Müller und Alexander Czenkusch, der bereits mit seiner Spedition ITC befristet angesiedelt ist, das Gelände von der Gemeinde Wenden kaufen und dort einen Firmen-Park, einen Lager-Park und einen Event-Park errichten.
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Für Kunibert Solbach, der von 1994 bis 2004 Mitglied der CDU-Fraktion im Wendener Gemeinderat war, wären mit einem Zuschlag für die beiden Investoren die ursprünglichen Pläne ad acta gelegt. Diese seien aber doch damals von Flächenpool NRW erarbeitet worden. Nach dem Kauf 2018 durch die Gemeinde sei die Rede davon gewesen, dass man sich ein Filetstück gesichert habe: „Das sollte man sorgfältig herrichten, dass es auch schmeckt. Es sollte eine Nutzung zum Wohle der Bürgerschaft sein. Wenn ich mir das Vorhaben der Investoren ansehe, ist es das aber nicht.“
Bigge offenlegen
Es sollte ein Mix aus Gewerbe und Wohnen entstehen, so der 67-Jährige: „Gewerbe ja, Lagern nein. Das ist viel zu schade für diese Fläche. Es sollen saubere Betriebe angesiedelt werden. Wir wollen viele Arbeitsplätze. Es geht um kleinteiliges Gewerbe. Das soll hier nicht so sein, wie es früher war, sondern zukunftsorientiert. Es geht um ein Konzept, das ökologisch und ökonomisch vertretbar ist. Das kann nur die Gemeinde leisten, wenn sie auch das ganze Objekt in der Hand behält.“ Und: „Ich habe auch immer in den Ferien hier gearbeitet. Deshalb habe ich aber keine Nostalgie.“
Die ursprünglichen Pläne sollten weiterverfolgt werden, betont Kunibert Solbach. Um die Bigge offenzulegen, sollte die Halle 2 abgerissen werden. Das prägende rote Backsteingebäude, die Halle 1, sollte erhalten bleiben: „Das ist kein Thema.“ In Halle 4 sollte auf jeden Fall Gastronomie entstehen: „Da würde dann der Fahrradweg ankommen. Mit der offengelegten Bigge hätte das echt Charme.“ Die angrenzende, fünf Hektar große Wiese könnte man aufwerten, vielleicht mit Bepflanzungen für Insekten, meint Solbach. Es sollte etwas Neues, ökologisch Sinnvolles entstehen, so der Rothemühler: „Das war auch ursprünglich so geplant.“
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Seit zwei Jahren gebe es zudem einen Kindergarten für Ü-3-Kinder an der Wildenburger Straße. „Die Kinder gucken sich die Hühner an. Da kann kein Lkw-Verkehr hier passieren. Das gehört alles zu einer intakten Infrastruktur in Rothemühle“, sagt der 67-Jährige. Die Anlieger würden sich wundern, dass angeblich schon Fakten geschaffen worden seien: „Die Investoren haben die Erlaubnis zu akquirieren. Das hat uns stutzig gemacht.“ Abschließend sagt Kunibert Solbach: „Ich appelliere an die Politik, nicht aus dem Bauch zu entscheiden, sondern die Entscheidung wohl zu überlegen mit dem Kopf. Dass wir es dann los sind, ist kein Argument.“
ISEK wird vorgestellt
Noch ist die Zukunft der historischen Industriebrache offen. Das Gelände gehört der Gemeinde Wenden. Und diese wartet zunächst das Ergebnis des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) ab. Dieses hatte die Gemeinde beim Planungs- und Gutachterbüro Stadt + Handel Beckmann und Föhrer Stadtplaner PartGmbB in Auftrag gegeben. In einer Sondersitzung des Wendener Rates stellen die Planer am 19. Mai ihre Ziele und Handlungsempfehlungen für das Gelände in Rothemühle vor. Etwa 300 Bürgerinnen und Bürger sollen in dem Verfahren Ideen und Vorschläge für die Folgenutzung gemacht haben. Am Ende werden dann die Politiker entscheiden, ob das Wendener Duo mit dem Gewerbepark Rothemühle den Zuschlag bekommt oder eine andere Nutzung umgesetzt wird.