Attendorn. Die Bezirksregierung Arnsberg schlägt den Städten Attendorn, Mainerzhagen und Kierspe eine Zusammenarbeit vor. Zur Überraschung der Beteiligten:

Einen kleinen Seitenhieb in Richtung Arnsberg kann sich Uwe Waschke nicht verkneifen. „Wir hätten uns schon gefreut, wenn man uns zumindest informiert hätte“, erklärt der Amtsleiter für Bauen und Planen im Attendorner Rathaus mit Blick auf die von der Bezirksregierung ins Spiel gebrachte Zusammenarbeit der Städte Attendorn, Meinerzhagen und Kierspe. Im Regionalplanentwurf ist nämlich festgelegt, dass die drei genannten Städte auf einer 49 Hektar großen Fläche in Meinerzhagen, in unmittelbarer Nähe zur Autobahnauffahrt (A 45), das interkommunale Gewerbegebiet „Auf der Heide“ betreiben sollten. Nur: Von dieser übergeordneten Planung ahnte offenbar niemand etwas.

„Wir waren sehr überrascht“, sagt Waschke und berichtet im Gespräch mit dieser Redaktion, dass die Hansestadt in den so genannten Kommunalgesprächen lediglich eine grundsätzliche Bereitschaft für interkommunale Zusammenarbeiten signalisiert habe – allerdings ohne irgendwelche Namen zu nennen. Und auch der Amtsleiter, der wie sein Pendant in Meinerzhagen, Friedrich Rothaar, gesprächsbereit ist, kann heute noch überhaupt nicht absehen, ob die heimattreuen Firmen Interesse haben, sich im Luftlinie rund 18 Kilometer entfernten Meinerzhagen anzusiedeln.

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Wenngleich der angedachte Standort an der Landstraße 539, schräg gegenüber des Obi-Marktes an der Autobahn, von der Lage her attraktiv sei. Auch Rothaar betont auf Nachfrage dieser Redaktion: „Diese Größenordnung und auch das angedachte Gebiet kamen für uns genauso überraschend wie für die Attendorner Kollegen.“

Bedarf bis 2040: 71 Hektar

Dass Attendorn perspektivisch an interkommunalen Industriegebieten nicht mehr vorbeikommen wird, ist Waschke völlig klar: „Wir haben über Fernholte hinaus keine weiteren Flächen mehr für Gewerbeansiedlung. Wir müssen also mit anderen Städten kooperieren, um zukunftsfähig zu bleiben.“

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Das macht auch ein Blick auf die Zahlen klar: Bis zum Jahr 2040 wird der Stadt ein Gewerbeflächenbedarf in Höhe von 71 Hektar zugeschrieben. Zieht man alle Reserveflächen, zu denen auch das geplante Industriegebiet Fernholte (mit einer bebaubaren Fläche von 26 Hektar) gehört, ab, verbleibt ein rechnerischer Bedarf von 34 Hektar. 29 davon würden der Stadt im interkommunalen Gewerbegebiet in Meinerzhagen zustehen. Die Gastgeber müssten sich mit 13 Hektar (Bedarf: 18) zufrieden geben und Kierspe bekäme sieben Hektar, obwohl dort nur vier benötigt werden.

Netto bleit weniger vom Kuchen übrig

Wichtig: Das sind Brutto-Zahlen, netto verblieben für alle Beteiligten „deutlich weniger“, so Waschke. Möglicherweise am Ende sogar nur rund 20 Hektar aufgrund der angrenzenden Wohnbebauung sowie erheblicher Umweltauswirkungen, das wird die Hansestadt in einer Stellungnahme der Bezirksregierung mitteilen.

Wie die Flächen im Fall einer Zusammenarbeit tatsächlich verteilt und wie die Städte mit dem unbequemen Thema der Gewerbesteuer-Verteilung umgehen würden, ist Zukunftsmusik und Bestandteil weiterer Gespräche, die nun folgen. Mit der Stadt Kierspe hat Attendorn aus Zeitgründen übrigens noch keinen Kontakt gehabt. „Wir werden uns jetzt sortieren und in alle Richtungen denken“, will Uwe Waschke nicht ausschließen, dass man mit Alternativvorschlägen zum Gewerbegebiet in Meinerzhagen auf die Bezirksregering zugehen werde.