Kreis Olpe. Ab einer Inzidenz von 165 soll nur eine Notbetreuung stattfinden. Es gibt aber viele Ausnahmen. Eltern im Kreis Olpe sind nervlich oft am Limit.
Eigentlich dürfen Kitas von dieser Woche an nur noch eine Notbetreuung anbieten, wenn die Sieben-Tages-Inzidenz die Marke von 165 überschritten hat. In NRW können sich Eltern jedoch den Betreuungsbedarf mit einem Formular selbst bescheinigen – ohne berufliche oder familiäre Zwänge belegen zu müssen. Was bedeutet das für die Kitas im Kreis Olpe, der seit gut anderthalb Wochen über dem kritischen Wert von 165 liegt?
Erzieherin beklagt fehlende Wertschätzung
„Wir freuen uns über jedes Kind, das hier ist“, sagt Kerstin Mersch, Leiterin des Kindergartens „Rappelkiste“ in Attendorn. Trotzdem mache sich so langsam der Frust breit. Denn in der Öffentlichkeit nehme man wahr, dass sie und ihre Kollegen deutlich weniger arbeiten würden, weil das Wort „Notbetreuung“ weniger Kinder vor Ort signalisiere. „Das ist eine imaginäre Notbetreuung. Im Endeffekt kann jeder kommen.“
Auch interessant
Derzeit werden ungefähr 60 Prozent der Kinder im Kindergarten „Rappelkiste“ betreut. Man solle daher viel eher von einem „eingeschränkten Regelbetrieb“ statt einer „Notbetreuung“ sprechen, so Kerstin Mersch. Ihr mangelt es in der öffentlichen Diskussion an Wertschätzung für die Arbeit in den Kindergärten: „Wir sind auch in der Corona-Krise immer vor Ort gewesen.“
Ein weiteres Problem: „Viele Kollegen haben schulpflichtige Kinder oder Kinder im Kindergarten und müssen die „Notbetreuung“ in Anspruch nehmen, um selbst in der Notbetreuung in unserer Kita zu arbeiten“, erzählt Kerstin Mersch. „Nicht alle Kollegen können zeitgleich entsprechende Krankheitstage nehmen, denn dann fehlt das Personal in den Kitas.“
Kita in Hünsborn ist bis zu 77 Prozent ausgelastet
Auch interessant
Die Anwesenheitsquote bei den 35 katholischen Kindergärten im Kreis unter dem Dach der Katholischen Kits GmbH schätzt Bereichsleiter Peter Schmitz auf rund 50 Prozent. Allerdings ist die Situation von Kita zu Kita unterschiedlich.
„Es ist schon relativ voll bei uns“, sagt Anne Jahn, Leiterin der Katholischen Kita „Arche Noah“ in Hünsborn. Von den insgesamt 61 Kindern seien in dieser Woche bislang täglich zwischen 41 und 47 Kinder gekommen. Das entspricht einer Auslastung von bis zu 77 Prozent. Einen Grund dafür sieht Jahn in den vielen Ausnahmeregelungen. Nicht so wie in der ersten Welle, als nur Eltern die Notbetreuung in Anspruch nehmen durften, wenn sie einer systemrelevanten Berufsgruppe angehörten. Jetzt können Eltern ein Mal pro Woche ein Formular ausfüllen, in dem sie die Tage eintragen, an denen sie eine Betreuung durch die Kita wünschen. „Bestätigung zur bedarfsorientierten Notbetreuung“ nennt sich das. Das habe bis jetzt gut funktioniert. „Da gibt es niemanden, der das ausnutzt. Wenn eine Mutter an drei Tagen in der Woche arbeiten muss, dann bringt sie ihr Kind auch nur an diesen drei Tagen in die Kita“, so Jahn.
Die Leiterin hat Verständnis dafür, dass nach über einem Jahr Pandemie die Eltern nervlich am Limit sind. Dementsprechend werde das Betreuungsangebot auch wieder mehr in Anspruch genommen. „Aber auch für Kinder ist es enorm wichtig, wieder unter Gleichaltrigen zu sein. Zumal sich die Kinder durch den anhaltenden Lockdown ständig wieder eingewöhnen und lernen mussten, sich von Zuhause abzunabeln.“
„Wir sind wie eine große Familie“, sagt Ann-Katrin Hartmann-Banusic, Leiterin des Montessori-Kinderhauses in Welschen Ennest. Die überschaubare Größe der integrativen Einrichtung mit insgesamt 20 Kindern macht einiges einfacher. Die Erzieherinnen kennen alle Eltern persönlich, einschließlich der Situation zuhause. Derzeit besuchen 11 bis 13 Kinder den Kindergarten, bei reduzierten Betreuungszeiten. Der Vorstand des Elternvereins habe zuvor entschieden, keine Ausnahmen von den Vorgaben für eine Notbetreuung zuzulassen. In allen Fällen, so die Leiterin, sei der Besuch absolut begründet.
Normaler Alltag über Videochat
„Wir versuchen den Kindern so gut wie es geht einen normalen Alltag bieten zu können“, sagt die Leiterin. Aber natürlich sei es schwierig den Kindern, die jetzt zuhause bleiben müssen, dies zu vermitteln. Über Videochats halten die Erzieherinnen den Kontakt zu den Kindern zuhause. Auch im Montessori-Kinderhaus sehnt man sich nach der Zeit nach der Pandemie. „Bis dahin müssen wir weiter um die Ecke denken“, sagt die Leiterin.
„Unser Kindergarten ist derzeit zu etwa 25 bis 35 Prozent ausgelastet“, sagt Christiane Schmitz, Leiterin des Kindergartens „Ratz & Rübe“ in Grevenbrück. „Die Eltern sind sich im Klaren über die Situation.“ Normalerweise werden in der Kita 47 Kinder betreut. Schmitz stört das „Hickhack“ bei den Corona-Regelungen, wodurch Eltern und Erzieher immer wieder kurzfristig vor neue Hürden gestellt werden. Sie wünscht sich, dass die Kinder „irgendwann wieder eine Normalität erleben“.