Berlinghausen. Durch Corona stockte die Vermarktung der Vereinschronik, die die Schützen und der MGV aus Berlinghausen zum 100-Jährigen erstellt haben.
Berthold Maiworm erinnert sich noch genau an die Tage, in der Corona Einzug im Kreis Olpe hielt und wesentlichen Einfluss auch auf die Dinge nahm, die sich kurz darauf eigentlich im 320-Seelen-Dorf Berlinghausen hätten ereignen sollen.
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„Am Morgen des 11. März, das war ein Mittwoch, hatten wir noch wichtige Einzelheiten für unseren Festabend besprochen, der genau an unserem 100. Geburtstag, 14. März, stattfinden sollte. Da ging es ums Catering, die Getränke oder die Dekoration. Als wir gerade alles erledigt hatten, lehnten wir, meine Frau und ich, uns zurück, da klingelte das Telefon. Der Uli Berghof, unser Bürgermeister war dran und sagte, dass alles abgesagt werden müsste, weil Corona auch den Kreis Olpe erreicht habe.“ Eine Szene, die sich so oder so ähnlich auch im Umfeld vieler anderer Vereine in den darauf folgenden Tagen abspielte und unzählige bis heute ins Mark trifft.
Alles war vorbereitet
Berthold Maiworm ist Vorsitzender des Männergesangvereins 1920 Berlinghausen. Neben ihm sitzt sein Kollege Andreas Wigger, Chef der Schützenbruderschaft St. Josef Berlinghausen. Im selben Jahr gegründet, hatten die beiden Vereine alles vorbereitet, um 2020 das große 100-jährige Jubiläum zu feiern. Pustekuchen. Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Und ganz wesentlich betroffen davon war auch die Vermarktung der Chronik, die beide Jubiläumsvereine in gewohnter Eintracht auf die Beine gestellt hatten. Das hatte schon fürs 75-Jährige reibungslos funktioniert, und darauf aufbauend entstand rechtzeitig zum 100-Jährigen der Teil II, 1995 bis 2020.
Andreas Wigger: „Wesentliche Festveranstaltungen, auf denen die Chronik, die Ende Februar 2020 fertig gedruckt vorlag, der Öffentlichkeit präsentiert werden sollte, konnten nicht stattfinden. Das hat den Verkauf ganz wesentlich beeinträchtigt.“ Zunächst stand der bereits erwähnte Samstags-Festakt des MGV auf dem Terminplan. „Da waren rund 200 Gäste geladen, und die ersten 100 Exemplare wären dort bestimmt schon weggegangen“, sagt Maiworm, „und einen Tag später hätte das Festkonzert mit den Mainzer Hofsängern stattgefunden. Dafür waren allein schon im Vorverkauf 350 Karten verkauft worden. Was sicherlich bedeutet hätte, dass mindestens weitere 100 Chroniken ihren Besitzer gewechselt hätten.“ Gleiches gilt für die Schützen, die schon in den Startlöchern standen für ihr Patronatsfest am 19. März 2020: „Das wäre unsere Auftaktveranstaltung gewesen“, zieht Andreas Wigger nur die Schultern hoch, „aber das war ja alles hinfällig.“ Auch hier hätte die Chronik im Blickpunkt gestanden, denn der Auftakt wäre mit einer historischen Ausstellung verbunden worden, „mit alten Fotos, Orden und Uniformen.“ Was gut in den historischen Kontext einer Chronik gepasst hätte.
117 Exemplare verkauft
Trotz des Corona-Desasters konnten beide Vereine bis jetzt ganze 117 Exemplare verkaufen. Ein Schützenfest „100 plus 1“ findet wie bereits berichtet nicht statt, die Sänger des MGV haben schon mehrere Monate nicht mal mehr proben können. Deshalb wollen die Vereine jetzt die Werbetrommel schlagen, um die rund 380 Chroniken, die, fein säuberlich in Folie verpackt, in der Schreinerei von Andreas Wigger ihr Dasein fristen. „Es steckt unheimlich viel Arbeit da drin, und es ist ein inhaltsreiches und sehenswert gestaltetes Buch dabei herausgekommen“, lobt Andreas Wigger die drei Autoren, Berthold Maiworm (MGV), Johannes Clemens (Schützenbruderschaft) und Alt-Bürgermeister Theo Hilchenbach, der sich als Berlinghauser Urgestein mit den vergangenen 25 Jahren der Dorfgeschichte befasst hat.
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Einen wesentlichen Anteil am Erfolg habe auch die Berlinghauser Grafik-Designerin Daniela Behrens gehabt, die für den Satz und die Gestaltung sicherlich an die 400 Stunden ehrenamtlich beitrug. „Ohne diese Unterstützung“, so Maiworm und Wigger einmütig, „wäre das vermutlich gar nicht zu finanzieren gewesen.“
Trotz aller ehrenamtlicher Arbeit auch der Autoren mussten die Vereine rund 10.000 Euro an Selbstkosten für den Druck aufbringen. Denn ganz bewusst, so Wigger, habe man auf störende Werbung verzichtet. Umso verständlicher, dass ein vollständiger Abverkauf jetzt höchste Priorität hat.