Kreis Olpe. Dass die Test-Strategie dem Einzelhandel im Kreis Olpe auf die Beine hilft, wird skeptisch bewertet. Wir berichten, warum?

Das Corona-Schnelltestformular macht es möglich: Nachdem die Verfügung von Landrat Theo Melcher den Einzelhändlern erlaubt, getestete Kunden ins Geschäft zu lassen, fragten wir bei den Händlern nach. Erwarten sie jetzt den großen Ansturm auf die Läden, ist es nur ein netter Versuch, der ohne große Wirkung verpufft oder halten sie wenig bis gar nichts von der Test-Strategie?

Zu viele Fragezeichen

Letzteres trifft auf Katja Marquart-Berg zu, die in der Attendorner Innenstadt Damenmode verkauft (Moden Marquart). Und für sich vorerst beschlossen hat, ihren kleinen Laden an der Ennester Straße geschlossen zu halten. Zu viele Fragezeichen schwirren in ihrem Kopf. Ihre wichtigste Frage: Muss auch sie als Verkäuferin nun jeden Tag einen negativen Test vorweisen, um Kunden überhaupt hineinbitten zu können?

Eine Antwort darauf habe ihr das Ordnungsamt (Stand Dienstagmittag) noch nicht geben können. „Am Montag habe ich nach Terminvereinbarung noch verkaufen können und am Dienstag muss ich den Kunden dann nach einem negativen Test fragen. Mir erschließt sich der Sinn einfach nicht“, erklärt die Verkäuferin im Gespräch mit dieser Redaktion am Dienstagmittag und macht keinen Hehl daraus, dass sie wütend ist: „Die Stadt ist leer, kaum jemand hat geöffnet. Ich glaube auch nicht, dass es viele Menschen gibt, die sich so kurz vor Ostern testen lassen, um noch kurz bei mir einzukaufen.“

Und weil Marquart-Berg einen großen Wert auf Service und Beratung ihrer Kundinnen legt, und diesem Anspruch aktuell nicht gerecht werden kann, ist ihr Geschäft erst einmal geschlossen.

Von Ordnungsamt informiert

Elisabeth Nierhoff von der Traditionsbücherei in Drolshagen war erst kurz vor dem Anruf unserer Redaktion über die aktuelle Situation informiert worden: „Gerhard Lütticke von der Stadt hat mir das gerade mitgeteilt. Wir werden weiterhin für alle Kunden click & collect anbieten, aber jetzt auch Beratung und Verkauf im Geschäft, wenn Kunden das negative Testergebnis vorlegen können.“ Click & collect, so Nierhoff, sei bisher ganz gut gelaufen.

Fälschungssicherer Testbogen

Im Schnelltestbogen wird neben dem Ergebnis der Name und die Anschrift des Getesteten dokumentiert, seine Kontaktdaten (Telefonnummer und Email-Adresse), die Uhrzeit des Testzeitpunktes sowie die exakte Bezeichnung des Testkits.

Jeder Test hat eine eigene ID und einen QR-Code, um Fälschungen auszuschließen.

Stefan Harnischmacher von Lederwaren Harnischmacher mit Zentrale in Olpe sowie Filialen in Lennestadt, Kreuztal und Plettenberg, steht der neuen Situation verhalten gegenüber: „Hier war bis jetzt noch niemand mit dem Testformular, aber die neue Regelung gilt ja auch erst wenige Stunden.“ Einige Kunden hätten sich jedenfalls schon vor Montag gemeldet, weil sie noch in den Laden ohne Test gewollt hätten: „Die neue Strategie ist übers Wochenende aus dem Boden gestampft worden. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes Olpe war am Montag um 9 Uhr noch nicht in der Lage, zu sagen, was für Dienstag gelte. Nur, wie am Montag zu verfahren sei.“ Über’s Wochenende sei das nicht zu recherchieren gewesen.

Auf die Frage, wie er die Test-Strategie bewerte, sagt Harnischmacher: „Viele Kunden werden das mit den Tests vermeiden. Alle, die heute hier an der Ladentüre waren, haben nur etwas abgeholt. Ich rechne nicht damit, dass viele Kunden mit einem negativen Schnelltest ins Geschäft kommen werden.“

Aber: „Vielleicht kommt es bei den Leuten nach und nach an. Ich wusste selbst nicht, wo man diese Schnelltests machen kann, habe das heute erst in Ihrer Zeitung gelesen.“ Deshalb könne die Situation nach Ostern vielleicht anders aussehen: „Ich hoffe es, rechne aber nicht mit viel Resonanz. Deshalb haben wir unseren Laden in Altenhundem geschlossen.“ Dort Personal einzusetzen in der Hoffnung, es kämen vielleicht ein oder zwei Kunden mit einem Testbogen, rechne sich nicht. Im Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Märkischen Kreis dürfe er seine Läden ohnehin nicht öffnen.

Keine Testpflicht fürs Personal

Ein Hoffnungsschimmer wäre es, wenn Mitarbeiter der großen Unternehmen zweimal pro Woche getestet würden. Denn zumindest an diesen Tagen hätten die Getesteten automatisch die Berechtigung, überall einzukaufen.

Harnischmacher versicherte übrigens auf Anfrage, dass auch sein Personal und er sich künftig zweimal pro Woche testen würden. Wozu allerdings keine Verpflichtung besteht. Michael Färber, Chef des Fachbereichs Gesundheit beim Kreis Olpe, verneinte die Frage, ob sich jetzt auch das Verkaufspersonal zwingend testen lassen müsse, bevor es im Laden beraten und verkaufen dürfe.

Ansgar Koch (Schuhhaus Koch Olpe) berichtete darüber, dass ihm auf Anfrage aus dem Kreishaus am Montag mitgeteilt worden sei, Dienstag gelte noch click & meet, am Dienstag Morgen habe ihn die Kreismitarbeiterin jedoch angerufen mit der Nachricht: Kommando zurück, die Test-Strategie gelte. Koch: „Es ist bei so kurzfristigen Mitteilungen nicht einfach, unsere etwa 35 Beschäftigte zu organisieren. Die müssen auch ihren Alltag planen. Ich kann nicht einfach morgens früh anrufen und sagen: Jetzt musst du arbeiten kommen.“

Schuh Koch öffnet diese Woche

Nachdem aber jetzt Klarheit herrsche, so Koch, „werden wir diese Woche alle unsere Filialen komplett bei den üblichen Geschäftszeiten öffnen, von morgens neun bis 18 Uhr, mittags durchgehend.“ Das gelte für die drei Schuhgeschäfte, das Sanitätshaus sei ohnehin nicht betroffen: „Das ist immer offen. Was übrigens immer noch nicht alle wissen. Das beweisen viele Telefonanfragen der Kunden, ob sie sich anmelden müssten.“

Ein Vorteil für die Koch’schen Schuhgeschäfte könne es sein, dass sich ein Testzentrum, die Franziskus-Apotheke, direkt gegenüber befinde.

Aber, so Ansgar Koch, wie man nächste Woche verfahre, richte sich nach den jetzt gemachten Erfahrungen: „Es wird davon abhängen, wie die Kunden das annehmen. Wenn niemand kommt, weil keiner Lust hat, den Test zu machen, werden wir auch nicht offen halten können.“