Meggen/Kirchhundem. Vier Schüler der Sekundarschule Hundem-Lenne werden für ihr außerordentliches Engagement belohnt, darunter auch zwei ehemalige Flüchtlinge.
Eigentlich sollte die Preisverleihung der Dieter-Mennekes-Umweltstiftung schon im vergangenen Jahr in angemessenem Rahmen mit Eltern, Mitschülern und Freunden stattfinden. Das ließ Corona nicht zu und so wurde die Veranstaltung immer weiter verschoben, bis sich der Aufsichtsrat der Stiftung mit der Schulleitung der Sekundarschule darauf einigte, den Preis nun endlich coronakonform in sehr kleiner Runde zu übergeben.
Erhard Reichling vom Stiftungsrat zeichnete besonders engagierte Jugendliche von beiden Standorten der Sekundarschule Hundem-Lenne mit Urkunden und einem Preisgeld aus. Zuvor gedachte er des im vergangenen Jahr verstorbenen Gründers der Stiftung Dieter Mennekes und erläuterte dessen Ziele und seinen besonderen Einsatz für die Umwelt. Um das Engagement der Jugendlichen in allen Bereichen des Lebens zu fördern, lobte Dieter Mennekes diesen Preis aus. Wer von den 180 potenziellen Kandidaten des letzten Abschlussjahrgangs hat nun das Rennen gemacht?
Einsatz für die Mitschüler
Konstantin Schuppert hat die Sekundarschule als Jahrgangsbester mit einem Notendurchschnitt von 1,2 abgeschlossen. Er war über viele Jahre Klassensprecher und als ein verlässlicher, ruhiger und unparteiischer Mediator bei Streitigkeiten von seinen Mitschülern geschätzt. Konstantin unterstützte die schulischen Veranstaltungen, indem er für die Technik verantwortlich war. Er vertrat seine Schule außerdem erfolgreich bei Wettbewerben im MINT-Bereich, so zum Beispiel bei den ZDI-Roboterwettbewerben. Auch im außerschulischen Bereich wie im Jugendorchester engagiert er sich.
Corinna Hollender ist die zweite Kandidatin, die vom ersten Tag an konsequent gute schulische Leistungen erbrachte und sich dabei immer für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sowie für die Schule eingesetzt hat. So hat sie eigenverantwortlich Mittagsangebote geleitet, die sie Halbjahr für Halbjahr den Wünschen und Bedürfnissen ihrer jüngeren Mitschüler entsprechend angepasst und optimiert hat. Außerdem war sie seit dem neunten Schuljahr als Lese-Lernpatin in der Grundschule in Kirchhundem im Einsatz. Besonders augenfällig aber war Corinnas unaufdringlicher Einsatz für die Klassengemeinschaft als individuelle Helferin für ihre Mitschüler bei Schwierigkeiten mit dem Lernstoff und bei allen anfallenden Aufgaben für ein funktionierendes Klassensystem.
Die stellvertretende Schulleiterin Sabine Tigges freute sich in ihrer Ansprache besonders darüber, dass die Dieter-Mennekes-Umweltstiftung ihrem Vorschlag gefolgt ist und eine Gruppe von Jugendlichen in den Blick genommen hat, die es aufgrund ihrer persönlichen Geschichte besonders schwer und trotzdem Großartiges geleistet hat. Die Rede ist von den Flüchtlingskindern, die in den vergangenen Jahren in großer Zahl zu uns gekommen sind.
Geflüchtete schafft innerhalb weniger Jahre ihre Fachoberschulreife
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Ranim Alnahar kam im Alter von elf Jahren ohne ihre Eltern, nur von einem Nachbarn begleitet, von Syrien nach Deutschland. Sie wurde in einer Pflegefamilie untergebracht, die ihr einen guten Start in Deutschland ermöglichte. Ranim kam wie viele andere zur Sekundarschule, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen und ohne die Schrift zu beherrschen. Mit viel Lebensmut, Ehrgeiz und Ausdauer hat sie in rasanter Geschwindigkeit alle Hürden überwunden, viele Freundschaften geschlossen, im Laufe der Jahre alle Erweiterungskurse belegt und letztlich Ihre Fachoberschulreife mit Qualifikation erworben.
Nebenbei hat Ranim Mittagspausenangebote eigenverantwortlich geleitet, bei der Essensausgabe in der Mensa geholfen, als Dolmetscherin in der Schule fungiert, die Sporthelferausbildung gemacht und als Lese-Lernpatin die Grundschule in Kirchhundem unterstützt. In ihrem letzten Schulbesuchsjahr kam Ranims Familie aus Syrien und wurde in Lennestadt untergebracht.
Mahnaz Rasuli startete nicht ganz so rasant, aber mit Offenheit, Zielstrebigkeit und viel Empathie an der Sekundarschule. Sehr schnell wurde sie zu einem sehr geschätzten Mitglied der Klassen- und Schulgemeinschaft. Sie nahm ganz selbstverständlich Kinder, die mit ähnlichen Voraussetzungen in die Schule kamen, an die Hand, übersetzte für sie, vermittelte bei Problemen und war permanente Ansprechpartnerin, um die sprachlichen und kulturellen Hürden zu meistern.
Erhard Reichlind und Sabine Tigges sind sich sicher: „Ihr geht euren Weg! Wir werden von euch hören!“