Olpe. Die Olper Mediatoren haben zur Online-Diskussion eingeladen. Anlass war die Not der Kulturvereine in der Pandemie. Gedanken zu Hilfsmöglichkeiten.
Die Kultur ist still. Schon seit Monaten. Die Corona-Pandemie drängt Vereine, Musiker, Künstler in eine Zwangspause. Es geht nicht nur um Menschen, die ihr Hobby ruhen lassen müssen. Es geht auch um solche, die davon leben. Film-/Tontechniker, Berufsmusiker, hauptberufliche Kabarettisten – und viele mehr. Alle kämpfen derzeit um ihre Existenz. Genau deswegen haben die „Olper Mediatoren“ zur Online-Diskussion eingeladen. Hintergrund: Ideen sammeln, um Lösungen zu finden. Können vielleicht (private) Initiativen helfen?
Existenz gefährdet
Es ist Montagabend. Die „Olper Mediatoren“ Wolfgang Exner und Peter Kühn haben die Online-Diskussion gestartet. Mit ihnen an dem virtuellen Tisch sitzen Christian Hohn, Heinrich Maiworm und Bernd Alexander. Sie reden heute über Kulturvereine und Menschen, die durch die Corona-Pandemie stark eingeschränkt werden. Wie beispielsweise der Club 574 in Olpe, eine Gemeinschaft aus Hobby-Musikern. Bernd Alexander ist selbst Musiker. Er spielt Schlagzeug, steht mit seinen Jungs von der Bluesband gern in der Musikkneipe Mythos in Olpe auf der Bühne. „Vor Corona haben wir viele Sessions gemacht im Mythos“, sagt er. „Oder auch auf dem Gut Kalberschacke. Das wurde alles richtig gut angenommen. Aber das fällt jetzt natürlich alles weg.“
Doch was kann man für die Kulturbranche tun? Beispielsweise für Musikvereine, für Musikkapellen, die nicht mehr auftreten oder richtig proben können? „Da ist ja irgendwann die ganze Existenz einer solchen Gruppe gefährdet“, sagt Wolfgang Exner, Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes in Olpe und geschäftsführender Gesellschafter der Deutschen Gesellschaft für alternative Dienstleistungen mbH. „Die Kultur liegt ja total brach, man hat ja gar nichts mehr“, verdeutlicht auch Peter Kühn, Kriminalbeamter im Ruhestand, das Problem. „Das ist ja eine Katastrophe.“
Eine Lösung muss also her. Christian Hohn, ehemaliger Fraktionsvorsitzender der Offenen Liste Olpe im Stadtrat, verweist auf die Stadt Bonn. „Die haben einen Solidaritätsfond eingerichtet, der finanziert wird aus den Verstößen gegen Corona-Vorschriften“, sagt er. „Ich fände das gut, wenn sowas Ähnliches auf Kreis Ebene eingeführt würde.“ Allgemeine Zustimmung am Montagabend am virtuellen Tisch. Die Idee kommt gut an. Es gäbe natürlich viele Möglichkeiten der Finanzierung, wirft Bernd Alexander ein. Es müsste ja nicht auf Verstöße gegen Corona-Schutzvorschriften basieren („Hier kommen dabei vielleicht auch nicht die ganz großen Summen zusammen“). Aber so eine Initiative von oben oder von privater Seite sei eine gute Sache. „Kultur ist vielleicht wirtschaftlich nicht so relevant, aber dafür für die Seele, für das Wohlbefinden der Leute“, betont Bernd Alexander.
Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft
Eine Projektfinanzierung durch Crowdfunding wäre eine gute Möglichkeit der Hilfestellung, findet Heinrich Maiworm. Er ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Olper Senioren und bietet – vor Corona – Fahrradtouren über die Olper Dörfer an. „Es gibt ja eine Menge Leute, die große finanzielle Probleme haben“, sagt Heinrich Maiworm. „Alle, die in der Gastronomie arbeiten. Oder was soll die Alleinerziehende sagen, der das Wasser bis zum Hals steht. Also da sollte keine Zwei-Klassen-Gesellschaft geschaffen werden zwischen Kulturschaffenden und anderen, das wäre problematisch.“
Zwei-Klassen-Gesellschaft – das sei ohnehin ein Problem, was bevorstehe. Nämlich zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften, so die Befürchtung innerhalb der Diskussionsrunde. Wenn negative Tests und
Impfpässe als Statussymbole gesehen werden, eine Neid-Debatte auslösen. „Für die Olper Senioren wird es keine Veranstaltung geben, so lange es nicht ausdrücklich erlaubt ist“, sagt Heinrich Maiworm. „Auch wenn es schwer fällt. Aber ich möchte keine Unterschiede zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften machen. Entweder alle oder keiner.“
Doch wie sieht jetzt der Ideal-Fahrplan aus? Mehr Schnelltests? Auf die Impfung warten? „Eigenverantwortung“ – da sind sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde der Olper Mediatoren am Montagabend einig. Eigenverantwortung zeigen und weiterhin das tun, was das Effektivste ist: Abstand halten, Hygienevorschriften einhalten – und einfach selbstständig mitdenken. Damit Kultur bald wieder möglich ist – und nicht zum Luxusgut von Privilegierten wird. „Wir brauchen Solidarität“, sagt Heinrich Maiworm. „Und daran fehlt es im Augenblick einer Reihe von Leuten.“