Kreis Olpe. Nach den Ostertagen sollen auch die Hausarzt-Praxen mit den Coronaschutz-Impfungen starten. Doch wie sehen das eigentlich die Hausärzte?

Nach den Ostertagen sollen laut Beschluss von Bund und Ländern die Hausarztpraxen mit ihren Coronaschutz-Impfungen beginnen. Das Problem ist nur: Ob und vor allem wann genau die ersten Spritzen in den Praxen gesetzt werden, steht in den Sternen. „Nix genaues weiß man“, kann Martin Junker, Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für die Kreise Olpe, Siegen und MK, nur mit der Schultern zucken. Nur so viel ist für den Olper Arzt schon heute klar: Hausärzte müssen zwingend in den Impfprozess eingebunden werden.

„Die Impfzentren sind für die Fläche da, alles andere muss in den Praxen gemacht werden. Dabei ist es auch egal, welcher Impfstoff genutzt wird. Wenn es so langsam weitergeht wie bislang, steuern wir auf ein Fiasko zu“, wirbt Junker für eine zügige Umsetzung des angekündigten Beschlusses. Doch er weiß angesichts der Impfstoffknappheit, dass es noch dauern wird, bis in den Praxen tatsächlich zügig geimpft wird. Denn die angekündigten 20 Dosen pro Woche und Praxis seien nun wirklich nicht ausreichend. Für den Mediziner ist vor diesem Hintergrund umso wichtiger, dass die Hausärzte vor Ort entscheiden, wer eine Spritze sofort erhält und wer sich gedulden muss. „Ich habe vor Monaten schon gesagt, dass diese Priorisierungen unsinnig sind. Wir müssen vor allem auch die Zubringer des Virus, also die Menschen, die mit den gefährdeten Gruppen im stetigen Kontakt sind, impfen.“ Am Ende wüssten aber die Hausärzte vor Ort, wen sie priorisieren müssten. Und, da ist sich Junker sicher, alle Hausarztpraxen aus dem Kreis Olpe würden sich an dem Impfprozess beteiligen.

Zahl der täglichen Impfungen effektiv steigern

Wie zum Beispiel die Praxis am Imberg aus Olpe. „Wir sind hochmotiviert“, wartet Sebastian Lepperhoff beinahe täglich auf den Startschuss. Er betont: „Impfungen sind das wichtigste Mittel, um aus der Pandemie herauszukommen. Seit Jahren haben wir Erfahrung mit Grippeschutzimpfungen und trauen uns daher die Coronaimpfung zu.“ Bereits vor einigen Tage hatte die Hausarztpraxis auf ihrer Facebook-Seite ihre Bereitschaft dazu signalisiert: Die Entscheidung, Hausarztpraxen bei den Coronaschutz-Impfungen zu beteiligen, sei der „richtige und entscheidende Schritt, um die Zahl der täglichen Impfungen effektiv zu steigern. Nur so kann eine schnelle Immunisierung der Bevölkerung erreicht werden.“ Hinzu kommen laut Lepperhoff zwei entscheidende Faktoren: „Die Patienten kennen uns und wir kennen die Patienten. Im Gegensatz zum anonymisierten Betrieb im Impfzentrum ist das Vertrauensverhältnis sicherlich ein Vorteil“. Zudem würden die Impflinge kürzere Wege haben. Dass die Praxen zunächst nur 20 Dosen pro Woche erhalten sollen, sei zunächst besser als gar nichts und für die Startphase auch gar nicht so verkehrt, andererseits: „Die Zahl als solche ist in Relation zur Zahl der Patienten natürlich sehr gering.“

„Wer kennt seine Patienten besser als der klassische Hausarzt?“

„Endlich, es wird auch langsam Zeit, wir machen mit Vergnügen mit“, sagt Dr. Roger Dietz. Der Allgemeinmediziner mit Praxis in Saalhausen hat sich ganz früh als Corona-Impfarzt gemeldet und lässt keinen Zweifel daran, dass das Impfen durch die Hausärzte der beste Weg ist, aus mehreren Gründen. „Wir haben die gesamte Infrastruktur und kennen uns damit aus. Das ist unser Alltag.“ Im regulären Praxisbetrieb würden schon 4 bis 5 Impfungen pro Tag anfallen, „die 20 Dosen verimpfen wir so nebenher“. Das Aufklären der Patienten und die Dokumentation werde Zeit in Anspruch nehmen, aber ein großer Teil der Impfaufklärung habe bei bekannten Patienten schon bei früheren Impfungen stattgefunden und sei in der Akte hinterlegt. „Wir müssen nur noch auf die Besonderheiten und möglichen Problemen bei der Impfung hinweisen.“ Aber auch aus Sicht der Patienten sei der Impfbesuch beim Hausarzt die bessere Option. „Wer kennt seine Patienten besser als der klassische Hausarzt? Natürlich hätten die Ärzte durch die Entscheidung, wer früher geimpft werde, den schwarzen Peter, aber solche Entscheidung müssten Ärzte sonst auch treffen. „Wer kann das besser machen als wir Hausärzte? Wir kennen die Vorerkrankungen, im Impfzentrum sieht der Arzt die Patienten zum ersten Mal. Da muss man als Arzt vorsichtig sein und der Patient könne in der Aufregung auch leicht vergessen, alles aus seiner Krankengeschichte zu erzählen.“

Wesentliche Beschleunigung

Andreas Sprenger, Leiter des Krisenstabes des Kreises Olpe, befürwortet, dass Hausärzte impfen können. „Die Einbeziehung der Hausarztpraxen macht auf jeden Fall Sinn, bedingt aber, dass in Summe mehr Impfstoff zur Verfügung steht“, sagt er. „In diesem Fall kann die Doppelstrategie Vollauslastung der Impfzentren und hohe Impfzahlen in den Arztpraxen zur einer wesentlichen Beschleunigung der Impfungen führen.“

Die Impfungen in den Arztpraxen sollen ab April über ein gesondertes Kontingent des Bundes, das voraussichtlich über die Apotheken angefordert werden kann, gestartet werden, führt Andreas Sprenger aus. „Die Kontingente für die Impfzentren werden davon nicht berührt“, sagt er. „Die Zuteilung für das Impfzentrum soll ab April zunächst bei rund 3600 Impfdosen pro Woche liegen. Diese Zuteilung soll danach kontinuierlich gesteigert werden. Genaue Zahlen liegen dazu noch nicht vor.“

Welcher Impfstoff in welcher Größenordnung den Arztpraxen zugeteilt wird, bleibe einer gesonderten Regelung durch den Bund vorbehalten.