Finnentrop. Uwe Schulte, Betriebsratsvorsitzender im Finnentroper Werk, lobt den neuen Tarifvertrag. Trotzdem wird es auch in Finnentrop Kurzarbeit geben.
Inmitten der Coronakrise erreicht die Stahlkocher von Thyssenkrupp eine beruhigende Nachricht: Die Gewerkschaft IG Metall, die Betriebsräte und die Unternehmensführung haben sich auf einen neuen Tarifvertrag für die Jahre 2020 bis 2030 geeinigt. Der „Zukunftspakt Stahl“ verbietet in erster Linie betriebsbedingte Kündigungen bis Ende März 2026 und sieht große Investitionen vor, um die finanziell angeschlagene Stahlsparte wieder auf Kurs zu bringen.
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„In wirklich bewegten Zeiten ist das ein super Abschluss, wir haben starke Vereinbarungen ausgehandelt“, lobt Uwe Schulte, Betriebsratsvorsitzender im Finnentroper Stahlwerk, den ausgehandelten Kompromiss. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass rund 3000 Stellen abgebaut werden. Dies soll jedoch sozialverträglich geschehen. „Uns war wichtig, dass niemand ins Bergfreie fällt“, heißt es dazu in einer gemeinsamen Erklärung des Gesamtbetriebsrates und der IG Metall. Deshalb haben die Betriebsparteien einen Interessensausgleich und einen Sozialplan abgeschlossen.
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„Wir konnten mit dem Tarifabschluss Sicherheiten schaffen. Darüber hinaus fließen in den chronisch unterinvestierten Stahlbereich endlich die Gelder, die benötigt werden, um die Kundenanforderungen bedienen zu können. Das ist existenziell wichtig und wir schaffen damit Zukunft“, freut sich auch Knut Giesler, IG Metall Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen.
Arbeitszeitkonten abbauen
Trotzdem: „Dass 3000 Stelle abgebaut werden, tut uns natürlich weh“, betont Schulte, dessen Mitarbeiter in Finnentrop allerdings nicht betroffen sein sollen. Ausnahme: „Es kann natürlich sein, dass ältere Kollegen ein Angebot bekommen, sozialverträglich schon früher zu gehen.“
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Aufgrund des massiven Auftragsrückgangs durch Corona hat der Arbeitgeber darüber hinaus flächendeckend Kurzarbeit angekündigt. Das wird auch die Arbeitnehmer in Finnentrop treffen, möglicherweise ab Mitte April. „Wir sind jetzt schon dabei, beispielsweise Arbeitszeitkonten herunterzufahren und Urlaubstage abzubauen“, erklärt Schulte in dem Wissen, dass die nächsten Wochen kein Zuckerschlecken werden.
Fünf freie Tage statt 1000 Euro
Eine Vorstufe zur Kurzarbeit sei jedoch, dass die Beschäftigten, in Finnentrop sind es rund 230, in diesem Jahr auf ein tarifliches Zusatzgeld in Höhe von 1000 Euro verzichten und dafür fünf freie Tage bekommen. Laut Schulte könnten die Mitarbeiter damit gut leben. Ganz pragmatisch sagt er: „In der aktuellen Situation haben wir ehrlicherweise auch nicht so viele Auswahlmöglichkeiten.“ Auch deshalb sei der neue Stahlpakt ein gutes Zeichen für die Beschäftigten in der Stahlsparte von Thyssenkrupp.