Attendorn. Mit Norbert Bilsing fing 1928 alles an, heute wird der Hotelbetrieb auf Burg Schnellenberg in Attendorn von der dritten Generation geführt.
Das muss erst einmal getoppt werden: Seit nunmehr 90 Jahren ist die Familie Bilsing Pächter einer der größten erhaltenen Burganlagen Westfalens, der Burg Schnellenberg. Heute bereits in der dritten Generation, vertreten durch Thomas Bilsing (47) und seinen Vetter Stephan Bilsing (52). Sie führen das Vier-Sterne-Hotel mit insgesamt 30 Angestellten, Auszubildenden und Aushilfen.
24. April 1928 als Startschuss
Angefangen hat alles vor 90 Jahren, als am 24. April 1928 Norbert Bilsing, Sohn einer Attendorner Dachdeckerfamilie, mit der Gräflich von Fürstenberg’schen Verwaltung den Pachtvertrag für zwölf Jahre schloss. Neben einem landwirtschaftlichen Betrieb wollte Norbert Bilsing in den Pachtgebäuden eine Sommerfrische und nach Erteilung der Konzession auch eine Gastwirtschaft einrichten. Deshalb schrieb der Großvater der heutigen Geschäftsführer Thomas und Stephan Bilsing bereits am 26. April 1928 an den Kreisausschuss Olpe ein Gesuch zur Erteilung der Konzession zum Ausschank von Kaffee und alkoholhaltigen Getränken: „Wenn ich die ... Burg der Allgemeinheit wieder zugänglich machen soll, bin ich darauf angewiesen, in den Burgräumen Wirtschaft zu betreiben.“ Die Unterburg befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem nicht ansehnlichen Zustand, da diese durch einen Brand 1889 zerstört war.
Zitiert wird Norbert Bilsing von damals wie folgt: „Wenn ich die Genehmigung bekomme, die alte historische Gaststätte, an der jeder Attendorner mit besonderer Vorliebe hängt, wieder in Betrieb zu nehmen und auch Alkohol auszuschenken, so sind die Vorbedingungen zum Erhalt der Burg gegeben.“ Bilsing betrieb damals hauptsächlich die Landwirtschaft, die Schankwirtschaft überließ er Heinrich Lange, weshalb die Attendorner zu sagen pflegten: „ Wir gehen „zum Langen Hein“. Im oberen Teil der Burg befand sich damals die Jugendherberge, die später aufgelöst wurde. Von 1942 bis 1949 lagerte die Stadt Düsseldorf ihre Kunstschätze auf Burg Schnellenberg und der Adolfsburg in Oberhundem ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Wiederaufbau der Unterburg, hier eröffnete Therese Bilsing einen Pensionsbetrieb. Die Oberburg diente der Deutschen Bundesbahn als Eisenbahner-Erholungsheim. 1951/52 wurde die Schloss-Schänke eröffnet – im heutigen Rittersaal und dem darunter liegenden Wappenkeller.
Vor 60 Jahren eröffnete Burghotel
Nachdem Familie Bilsing 1957 die Landwirtschaft aufgab, erfolgte 1958, also vor genau 60 Jahren, die Eröffnung des Burghotels.
1965 starb der Erstpächter Norbert Bilsing, und die Söhne Norbert Junior mit Ehefrau Anne und Ulrich mit Ehefrau Beate übernahmen das Familienunternehmen und unterstützten ihre Mutter Therese.
Noch zu erwähnen ist, dass es bis in die 60-er Jahre einen Zoo vor der Burg gab, der eine kleine Touristenattraktion war. Dieser bestand unter anderem aus zwei Braunbären, Rehwild und Mönchskopf-Äffchen.
Zum Tierbestand heute gehören nur noch der Esel „Albina“, ein Pony und mehrere Hunde, die auf dem Burggelände freien Auslauf genießen.
Heute dritte Generation
Im Jahre 1993 tritt mit Stephan Bilsing die dritte Generation in den Familienbetrieb ein. Der ausgebildete Koch hat zuvor in einigen Hotels und bei einem Auslandsaufenthalt in Ohio (USA) berufliche Erfahrungen gesammelt. Sein Vetter Thomas Bilsing folgte 1998. Als Hotelfachmann auf Schloss Waldeck ausgebildet, holte sich Thomas Bilsing sein Rüstzeug unter anderem in Michigan (USA).
Durch den Weitblick und das Engagement der Familie Bilsing seit drei Generationen ist seit Beginn der Pacht vor 90 Jahren aus einer verfallenen Burg eine Burganlage mit einem gemütlichen und hochwertigen 42 Zimmer-Hotel und einem beliebten Restaurant entstanden. Gern wird besonders in den Sommermonaten auf Burg Schnellenberg die Kapelle für kirchliche Trauungen genutzt, aber auch die Hansestadt Attendorn bietet die standesamtliche Trauung in den historischen Gemäuern der Burg an. Kontinuität ist auf jeden Fall bis zum Jahre 2025 gegeben, bis dahin läuft der Vertrag mit dem Eigentümer der Burg, Wennemar Freiherr von Fürstenberg (Herdringen).
Von Adenauer über Pelé bis zum Kardinal
Auch zahlreiche Prominente, wie Konrad Adenauer, Pelé, der beste Fußballspieler aller Zeiten, oder Schauspieler Hans-Joachim "Blacky" Fuchsberger, um nur einige zu nennen, haben die Burg schon besucht.
Maximilian Kardinal von Fürstenberg (Rom) feierte auf der Burg sein silbernes Bischofsjubiläum.