Olpe. Frauen kämpfen unter dem Begriff „Maria 2.0“ für Reformen in der katholischen Kirche. In Olpe hängen nun Thesen in den Schaukästen der Kirchen.

Vor der virtuellen Frühjahrsvollversammlung, zu der sich die deutschen Bischöfe von Dienstag bis Donnerstag treffen, wendete sich „Maria 2.0“ bundesweit erneut an die Öffentlichkeit. Im ganzen Land hängten Frauen der freien Initiative ihre Forderungen aus. Auch eine Gruppe aus dem Olper Pastoralverbund war dabei. Es sind aber keine 95, sondern sieben Thesen. Und sie wurden auch nicht – zumindest in Olpe – laut an die Kirchentüren geschlagen, sondern ordentlich in den Schaukästen von St. Martinus und St. Marien angebracht.

Zeit für Aufklärung

Eine unwillkürliche Assoziation an Luther ruft die Aktion indes hervor. „Luther veröffentlichte ja auch Thesen gegen Missstände und wollte Reformen“, sagt Jutta Ohm, die gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen eben genau das will: ein Neudenken, um Kirche zukunftsfähig zu machen. Aus ihrer Sicht ist es Zeit für eine geschlechtergerechte Kirche mit dem Zugang für Frauen zu allen Ämtern. Zeit für Aufklärung, Verfolgung und Bekämpfung sexualisierter Gewalt. Zeit für eine wertschätzende Haltung gegenüber selbstbestimmter, achtsamer Sexualität und die Aufhebung des Pflichtzölibats. „Ein Austritt aus der Kirche ist für uns keine Option. Aber wir möchten auch nicht zusehen, wie die Kirche den Bach runtergeht. Wir möchten aus der Mitte Veränderungen hin zu Besserem herbeiführen“, erklärt Ulrike Heuel und betont, dass man dabei eben nicht provozieren wolle, sondern vielmehr den Dialog suche. Und zwar mit allen, auch mit den Gegnern der Reformbewegung.

Seit fast zwei Jahren kämpfen Frauen unter dem Begriff „Maria 2.0“ für Reformen in der katholischen Kirche. Ausgangspunkt war ein kleiner Lesekreis in der Gemeinde Heilig Kreuz in Münster. Daraus wurde eine Bewegung, die ganz Deutschland erfasst hat und auch von den großen katholischen Frauenverbänden und der Bevölkerung bundesweit und international immer mehr Zuspruch erfährt. In Olpe beteiligt man sich quasi seit Beginn an den verschiedenen Aktionen, trat in den „Kirchenstreik“, unterstützte die kfd-Petition „Ja zur geschlechtergerechten Kirche – gleich und berechtigt“ und machte sich im Januar 2020 auf nach Frankfurt zur Eröffnung des Synodalen Weges. „Corona hat alles etwas ausgebremst. Wir müssen noch aktiver und größer werden“, sagt Beate Schröder und freut sich über die grundsätzlich positive Resonanz.

Viele gute Gespräche geführt

Schon viele gute Gespräche habe man geführt. Positiv wertet sie zudem, dass man auch im sogenannten hauptamtlichen Pastoralteam den Gesprächsbedarf erkenne, es wichtig und richtig finde, die Diskussion zu führen. Aber da sei eben auch die andere Seite: Menschen, die mutlos seien und resignieren. „Neue Wege, neue Gedanken führen natürlich zur Verunsicherung. Aber die Kirche ist aus der Zeit gefallen. Wir müssen den Finger in die Wunde legen“, so Beate Schröder. „Kirche muss glaubwürdig sein. Es gehört vieles auf den Prüfstand“, ergänzt Ulrike Heuel.

Es sei eine Verschwendung von Charismen und Begabungen, die letztendlich den Gläubigen vorenthalten werden, wenn Frauen keine Weiheämter bekleiden dürften, spricht sie eine der zentralen Forderungen an. Die nach Gleichstellung und Veränderung der Machtstrukturen. „Man wirft uns vor, die Kirche zu spalten. Aber spalten kann man nur das, was verhärtet ist“, sagt Jutta Gummersbach-Ohm. Die Berichterstattung darüber, dass „Maria 2.0“ unter Beobachtung der Glaubenskongregation steht, nehmen die Olperinnen gelassen. „Der Gegenwind aus Rom ist eine Auszeichnung“, sagt Beate Lütticke. „Das ist ein Ritterschlag“, so Jutta Gummersbach-Ohm.

Anfragen für Kirchenaustritte

Dass immer weniger Menschen auf die katholische Kirche bauen, zeigte sich letzte Woche beispielsweise im größten deutschen Bistum Köln. Dort stürzte der Server vom Amtsgericht ab. Grund waren zu viele Anfragen für Kirchenaustritte wegen Kardinal Rainer Maria Woelki. Unsere Zeitung nahm die neueste Aktion von Maria „2.0“ zum Anlass, mal bei den Olper Franziskanerinnen nach ihrer Meinung zu fragen. „Es gibt ja nicht ‘die’ Franziskanerinnen, sondern es gibt ganz viele verschiedene“, sagt Schwester Katharina Hartleib. Was die Reformbewegung angehe, sei insbesondere älteren Schwestern vieles fremd und gegen bisherige Vorstellungen. „Das Beispiel Maria zu nehmen und ein Reloaded zu machen, halte ich nicht für klug. Dass es echt Zeit wird, dass wir in dieser Kirche als Frauen gleichberechtigt werden, sehe ich auch so.“