Attendorn. Eine junge Frau hat am Samstagmorgen verhindert, dass alle vier Bäume am Wassertor abgeholzt werden konnten. Nun drohen ihre Konsequenzen:
Die Stadt Attendorn wird laut Bürgermeister Christian Pospischil Anzeige gegen die junge Frau stellen, die am Samstagmorgen eine Linde am Wassertor in Attendorn besetzt hatte. Sie ist Initiatorin einer Online-Petition zum Erhalt der alten Bäume. Durch ihren massiven Widerstand konnte die von der Stadt beauftragte Firma Hannig nur zwei der vorgesehenen vier Bäume fällen (wir berichteten). Durch die geplante Anzeige könnten nun zivilrechtliche Anforderungen auf die junge Frau zukommen.
„Dass sich Bürger für ihre Belange einsetzen, ist völlig legitim. Ich unterstelle die besten Motive. Aber wenn man sich in einen Baum setzt und dadurch einen geplanten Arbeitseinsatz unterbindet, ist eine Grenze erreicht“, betonte Pospischil, der darauf hinwies, dass durch die Protestaktion zusätzliche Kosten auf die Stadt zukommen. Denn zeitnah müssen auch die beiden anderen, noch stehenden Linden abgeholzt werden. Einen Termin dafür gibt es laut Stadt noch nicht.
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„Unsere Kollegen vom Bauhof waren am Samstagvormittag dabei. In Absprache mit ihnen haben wir entschieden, die Baumfällung vorerst abzubrechen“, erklärte der stellvertretende Tiefbauamtsleiter Manuel Vogt.
Wurzelwerk beschädigt Umgebung
Verwaltung und Politik hatten bereits im November vergangenen Jahres mehrheitlich dafür gestimmt, die alten Bäume zu fällen und sie später bei der Neugestaltung des Stadteingangs am Wassertor neu zu pflanzen. Nur die Grünen hatten dagegen gestimmt und sich gemeinsam mit den Initiatoren der Online-Petition für einen Erhalt der alten Bäume eingesetzt. Die Stadt wiederum argumentiert, die Bäume seien nicht mehr vital und würden durch ihr Wurzelwerk nicht nur die Straße, sondern auch eine angrenzende Mauer arg beschädigen.
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Mittlerweile melden sich auch Mitglieder des Attendorner Jugendparlamentes zu Wort. „Mir lag der Erhalt der Linden am Herzen. Ich hätte mir gewünscht, dass Stadtvertreter und Petitionsunterschreiber aufeinander zugegangen wären. Einige Bürger verbinden mit den Linden Ruhe und ein Stück Natur. Es ist sehr schade, den Bürgern so ein schönes Stück Stadtlandschaft zu nehmen“, erklärt Emilia Motyka.
Symbol eines aufstrebenden und pulsierenden Attendorns
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Nico Remmert hat eine andere Meinung: „Bäume sind ein wichtiger Bestandteil unserer Stadt. Sie spenden uns Schatten, Trost und Nähe zur Natur. Im Fall der Linden am Wassertor darf der Sentimentalität einzelner Bürger jedoch nicht mehr Wert beigemessen werden als der faktischen Lage. Wir sollten bei der Entscheidung auf die Expertise des Gutachtens und der Politik vertrauen. Junge und gesunde Bäume sind Symbol eines aufstrebenden und pulsierenden Attendorns.“
Einen Kompromiss hätte sich Viktoria Korte gewünscht, beispielsweise in der Gestalt, die Bäume zwischenzulagern und an anderer Stelle wieder einzusetzen, wo ihre Wurzeln sich ausbreiten könnten. „Leider sind die Ideen zur Kompromissfindung seit Samstag hinfällig, weil einige Bäume doch sehr zeitnah gefällt wurden. Das ist schade, aber nichts, was uns im Kampf um den Klima- und Umweltschutz stoppen sollte.“