Olpe/Siegen. Die Wirtschaft im Kreis Olpe blickt wieder etwas optimistischer in die Zukunft, zeigt eine IHK-Umfrage. Doch die Unsicherheiten bleiben groß.

„Die heimischen Unternehmen sind etwas optimistischer als im Frühsommer. Es geht jedoch nur sehr verhalten aufwärts. Wir befinden uns weiterhin in äußerst schwierigem Fahrwasser.“ Mit diesen Worten kommentiert IHK-Präsident Felix G. Hensel die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Blitzumfrage zur wirtschaftlichen Situation, an der sich 424 Unternehmen aus Industrie, Bauwirtschaft, Handel und Dienstleistungen in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein beteiligt haben.

Demnach rechnet mehr als ein Fünftel der Unternehmen in den kommenden Monaten mit steigenden Umsätzen. Fast die Hälfte der Betriebe befürchtet jedoch weitere Umsatzrückgänge. „Dass der Erholungsprozess langwierig ausfallen dürfte, sollte inzwischen jedem klar sein“, sagt Hensel.

Der Konjunkturklimaindex – er ergibt sich aus Lagebeurteilung und Erwartung – steigt um 11 Punkte auf einen Wert von 76 Punkten, bleibt aber 29 Punkte hinter dem langfristigen Mittelwert der letzten 20 Jahre zurück. Immerhin erholt sich die Lageeinschätzung leicht. 19 Prozent der Betriebe aus Siegen-Wittgenstein und Olpe berichten von guten Geschäften. Eine schlechte Geschäftslage geben 41 Prozent der Firmen an. Auch die Erwartungen sind zwar optimistischer als zuletzt, dennoch gehen mehr als doppelt so viele Betriebe (45 Prozent) in den kommenden Monaten von schlechteren Geschäften aus als von guten (19 Prozent).

Jedes dritte Unternehmen will Belegschaft verkleinern

Der Umfrage zufolge ist weiterhin mit sinkenden Beschäftigtenzahlen zu rechnen. 8 Prozent der Unternehmen haben vor, in den nächsten zwölf Monaten mehr Personal einzustellen, 35 Prozent wollen hingegen ihre Belegschaft verkleinern.

Felix G. Hensel: „Zunächst ist erfreulich, dass in etlichen Branchen der heimischen Wirtschaft die Schockstarre einem vorsichtigen Optimismus weicht. Ein wichtiger Hebel, um die Investitionstätigkeiten weiter anzukurbeln, besteht darin, die hohe Steuerbelastung der Unternehmen endlich zu senken.“

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Die heimischen Industrieunternehmen beurteilen ihre Zukunft besser als die aktuelle Lage. „Eine deutliche Erholung in der Industrie ist derzeit kaum wahrnehmbar“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener fest. „Dennoch deuten die optimistischeren Erwartungen darauf hin, dass zumindest Teile der Industrie den Tiefpunkt überwunden haben könnten.“ Klar ist schon: Die Auftragsbücher füllen sich wieder. Der Auftragssaldo für das Inland klettert um 41 Punkte und der für das Ausland um 37 Punkte. Klaus Gräbener: „Das macht Mut. Dennoch bleiben die Unsicherheiten extrem hoch. Kommt es zu einem weiteren flächendeckenden Lockdown, sind die Befragungsergebnisse Makulatur.“

Sicher erscheine der IHK derzeit nur, dass es extrem lange dauern werde, bis sich die Industrie in ihrer gesamten Breite von den tiefen Einschnitten der letzten Monate erhole. Etliche Entscheidungsträger in der Wirtschaft gingen davon aus, dass es bis zu zwei Jahre dauern könne, ehe man das Produktionsniveau von vor der Corona-Krise wieder erreiche.

Leichte Erholung im Einzelhandel und bei Dienstleistungen

Den Bausektor hat die Corona-Krise bisher kaum getroffen. 52 Prozent der befragten Baubetriebe geben eine gute Lage an, nur 5 Prozent eine schlechte. IHK-Konjunkturexperte Stephan Häger: „Die Lage in der Bauwirtschaft ist gut und hat sich im Sommer sogar noch verbessert. Aber: Unsicherheiten über nachgelagerte Auswirkungen der Corona-Krise drücken erheblich auf die Stimmung.“ 57 Prozent der Baubetriebe rechnen in den kommenden Monaten mit schlechteren Geschäften, kein Unternehmen mit besseren.

Im Einzelhandel hebe sich die Stimmung wieder. Von einem steigenden Konsumverhalten berichten fast 30 Prozent der lokalen Einzelhändler. „Wie und ob sich die sechsmonatige Mehrwertsteuersenkung auf das Konsumverhalten auswirkt, müssen wir allerdings noch abwarten“, berichtet Stephan Häger. Auch die Dienstleistungsbranche scheint in großen Teilen den Tiefpunkt zu überwinden. Insbesondere beim Gastgewerbe steigen die Lageeinschätzung und Geschäftserwartungen deutlich. In anderen Bereichen wie beispielsweise der Event- und Kulturbranche bleibt die Lage weiterhin äußerst ernst.