Frettertal. Projektierer wie die Stawag wollen im Frettertal Windräder bauen. Aktuell brütet ein Coesfelder Büro über zahlreichen Anregungen.
Es ist ruhig geworden um den Bau möglicher Windkraftanlagen im Frettertal. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. An der Tatsache, dass Projektierer wie die Stadtwerke Aachen AG, kurz Stawag, (das Verfahren ruht aktuell) und die SL Naturenergie aus Gladbeck (ein Antrag ist beim Kreis Olpe gestellt) gleich mehrere Windräder errichten möchten, hat sich aber nichts geändert. Doch bis es soweit ist, kann noch viel Zeit ins Land vergehen. Deutschlandweit geht es aktuell in der Causa Windkraft nur schleppend voran.
Von Immissions- bis Artenschutz
Neben den komplexen rechtlichen Rahmenbedingungen ist der Widerstand vieler Bürger im Frettertal gewaltig. Davon kann das Stadtplaner-Büro "WoltersPartner" aus Coesfeld ein Lied singen. Die Fachleute befassen sich aktuell mit einer Vielzahl von Einwendungen. Es geht um den Immissionsschutz, um Lärmbelastung und den Artenschutz. Die Frage, ob diese Einwendungen am Ende entscheidenden Einfluss auf die Genehmigung von Windrädern nehmen, kann Michael Ahn, Geschäftsführer des beauftragten Büros, nicht beantworten. Er hat aber Zweifel.
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Vor mehr als einem Jahr ist das Büro aus dem westlichen Münsterland von der Gemeinde Finnentrop beauftragt worden, die grundlegenden Voraussetzungen für den Bau von Windkraftanlagen rund um Serkenrode und Schöndelt zu schaffen. Dafür braucht es besondere Werkzeuge, in diesem konkreten Fall einen Bebauungsplan, auf dessen Grundlage die Gemeinde sogenannte Windenergie-Zonen im Flächennutzungsplan ausweisen kann. Die Politik hatte sich seinerzeit zu diesem Schritt entschieden, um größeren Einfluss auf die Standort-Wahl von Windkraftanlagen, die vom Gesetzgeber her in Außenbereichen privilegiert sind, zu nehmen. Eine Verspargelung der Landschaft soll verhindert werden.
Ahn: Es ist außergewöhnlich viel zusammengekommen
Zu einem solchen Planverfahren wie dem aktuell laufenden gehören verschiedene Beteiligungsschritte – unter anderem eine frühzeitige öffentliche Beteiligung, in der nicht nur Behörden, sondern auch Bürger Bedenken äußern können. Viele betroffene Anwohner aus dem Frettertal haben davon Gebrauch gemacht: Das Büro aus Coesfeld zählt 85 Bürgeranregungen. „Wir haben die Eingaben nicht paginiert, aber es ist außergewöhnlich viel zusammengekommen. Einzelne Einwendungen sind deutlich über 20 Seiten stark, eine sogar 67 Seiten“, erklärt Michael Ahn auf Nachfrage dieser Redaktion.
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Neben diesen vielen Bürgereinwendungen ackern sich die Fachleute zusätzlich durch 20 Stellungnahmen von Behörden und Trägern öffentlicher Belange. Hinzu kommt eine Stellungnahme der Bezirksregierung Arnsberg, die für die Genehmigung zuständig ist. Das alles braucht Zeit. Deswegen wird es noch mindestens drei Monate dauern, ehe die Coesfelder der Gemeinde eine finale Ausarbeitung präsentieren. Ahn erklärt: „Wir fertigen zu jeder Einwendung eine Empfehlung, wie mit den Anregungen und Bedenken nach fachlichen Gesichtspunkten umgegangen werden sollte.“
Schmidt: Viele stichhaltige Gründe für Nichtbau
Diesen Ergebnissen will er nicht vorweggreifen. Der Geschäftsführer äußert jedoch Skepsis hinsichtlich einiger eingegangener Anregungen. Gerade vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland klar definierte Grenzwerte etwa für Infraschall und Lärmimmission gibt. Ahn: „Einwendungen, die unterstellen, dass es zu Gesundheitsschädigungen kommt, weil unterstellt wird, dass Grenzwerte nicht eingehalten werden, sind nicht berechtigt. Andere, im Übrigen auch nicht belegbare Sorgen, wie zum Beispiel Herz- oder Kreislauferkrankungen durch die nächtliche Beleuchtung, werden durch neue Regelungen deutlich abgeschwächt, da künftig alle Windkraftanlagen mit einer bedarfsgerechten Befeuerung ausgerüstet werden.“ Soll heißen, die Windräder blinken nur dann, wenn sich ein Flugzeug nähert Andererseits, so der Geschäftsführer, sei es schlussendlich eine politische Entscheidung, wie beispielsweise mit Einwendungen zur Verträglichkeit von Windenergieanlagen mit dem Wald oder dem Tourismus umgegangen wird.
Georg Schmidt, Mitglied der Interessengemeinschaft Gegenwind Frettertal, die ebenfalls eine Einwendung im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung eingereicht hat, hat seine grundsätzliche Meinung nicht geändert: „Wir sehen viele stichhaltige Gründe für den Nichtbau der Anlagen und erwarten nach wie vor, dass es die Hauptaufgabe der Gemeinde und seiner Vertreter ist, die Bürger vor der Windkraft zu schützen." Ob die es genauso sehen: Die nächsten Monate werden es zeigen.