Kreis Olpe. Dass der Lockdown verlängert wird, trifft Händler und Gastronomen aus dem Kreis Olpe hart. Sie fordern mehr Unterstützung aus der Politik ein.

Der Lockdown geht in die Verlängerung. Für die Einzelhändler, Friseure, Gastronomen und Hoteliers im Kreis Olpe ist das aber kein Grund, um den Kopf in den Sand zu stecken: Sie schauen weiter positiv in die Zukunft. Das ergab eine Umfrage dieser Redaktion. Dort haben sie auch erzählt, was sie sich für die Zeit nach dem Lockdown wünschen und was sie am Vorgehen in der Politik stört.

"Der Lockdown hätte bereits im November starten müssen. Er ist zu spät gekommen", sagt Klaus-Dieter Kraft von "Kraft Herrenmode" in Olpe. So sei für die Händler das so wichtige Weihnachtsgeschäft ins Wasser gefallen oder nur sehr begrenzt möglich gewesen. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Fallzahlen ist es aber richtig, den Lockdown jetzt zu verlängern. Menschenleben sind wichtiger."

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Klaus-Dieter Kraft nutzt die Zeit, um neue Ideen zu entwickeln. "Mein Geschäft wird weitergehen. Ich kämpfe und werde neue Wege gehen", sagt er. Das Online- und Vor-Ort-Geschäft sollen stärker miteinander verbunden werden. "Wir wollen uns nach vorne bewegen und schauen positiv in die Zukunft", betont er.

Olpe: Angst vor einer bröckelnden Innenstadt nach dem Lockdown

Damit Kunden auch während des Lockdowns bei ihm einkaufen können, bietet er eine Beratung per Anruf und Video an. Die Kleidungsstücke präsentiert er auch in seinem digitalen Schaufenster auf der Homepage von "Kraft Herrenmode". Hier gibt es die Möglichkeit zum "Click & Reserve": "Da können sich die Kunden zum Beispiel einen Anzug reservieren, ihn anschließend bei mir auf dem Kundenparkplatz abholen und dann in Ruhe zu Hause anprobieren." Er fährt auch persönlich für eine Beratung zu seinen Kunden nach Hause, wenn das gewünscht ist.

Trotz alledem sei der Lockdown für sein Geschäft und die Olper Innenstadt "eine Katastrophe". "Ich habe Angst, dass die Innenstadt bröckeln wird und Geschäfte schließen müssen", so Klaus-Dieter Kraft. Er würde sich nach dem Lockdown daher auch Unterstützung seitens der Kommune wünschen, um die Innenstadt weiter attraktiv zu halten. Auch hätte es nach dem ersten Soforthilfsmaßnahmen-Paket ein zweites seitens des Staates geben müssen, betont er.

Friseursalon Zimmermann in Olpe: Fehlender Umsatz nicht mehr reinzuholen

Andreas Stenzel führt zusammen mit seiner Frau Birgit Zimmermann-Stenzel und Tochter Christina Zimmermann den Friseursalon Zimmermann in Olpe. Auch der wird, sollte der verlängerte Lockdown kommen, erst einmal geschlossen bleiben. "Das ist eine Katastrophe. Der Lockdown trifft uns schon das zweite Mal. Den Umsatz, der uns jetzt fehlt, können wir nicht mehr reinholen", so Andreas Stenzel.

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Wenn der Lockdown wieder vorbei ist, erwartet er wieder einen "Run" auf die Friseure. "Meine Schwiegermutter hat immer gesagt: Es gab schon früher Krisen. Auf die Hose haben die Leute verzichtet, aber auf dem Kopf wollten sie immer gut aussehen", sagt Andreas Stenzel und lacht.

Auf wirtschaftlicher Ebene kritisiert Andreas Stenzel vor allem, dass man zwar beim ersten Lockdown schnell ein Soforthilfepaket beantragen konnte, die zugestandene Summe aber oft zurückgezahlt werden musste. "Man musste Liquiditätsprobleme nachweisen."

Kirchhundem: Landhaus Lenneper-Führt wünscht sich Planungssicherheit

Anja und Andreas Fürth vom Landhaus Lenneper-Führt in Kirchhundem wünschen sich vor allem eins: Planungssicherheit. "Es ist richtig, dass der Lockdown vermutlich verlängert wird", sagt die Landhaus-Inhaberin. Doch wenn er dann vorbei ist, wollen sie und ihr Mann auch wieder "voll loslegen" und kalkulieren können.

"Fatal wäre, wenn wir dann wieder zu machen müssen", sagt Andreas Fürth. Mit April und Mai und November und Dezember hätten sie im vergangenen Jahr schon in den normalerweise stärksten Frühling- und Winter-Monaten schließen müssen. 

Lockdown: "Die Politik verspricht uns Geld, aber es kommt nichts."

Die beiden Inhaber des Landhaus Lenneper-Führt haben die Novemberhilfe beantragt und das Geld für November auch schon ausgezahlt bekommen. Es fehle aber der Rest für Dezember und Januar. "Wir fühlen uns verarscht von der Politik", sagt Andreas Fürth. Auch die Soforthilfe aus dem ersten Lockdown könnten sie vermutlich komplett zurückzahlen. "Die Politik verspricht uns Geld, aber es kommt nichts."

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Dennoch gehen die beiden Hoteliers positiv in die Saison. "Die Gäste werden wieder kommen", sagt Anja Fürth. Ihnen helfe, dass sie eine gute Sommersaison hatten. "Wegen Corona konnte kaum jemand wegfliegen, dadurch sind viele Gäste zu uns gekommen", so Andreas Fürth. Zurzeit bieten sie "Essen to go" an. "Damit können wir unsere Stammkunden halten", betont Anja Fürth. 

Attendorn: Harnischmacher Conditorei wartet immer noch auf Novemberhilfe

Markus Harnischmacher von der Harnischmacher Conditorei zeigt aufgrund der aktuellen Corona-Entwicklungen volles Verständnis für einen verlängerten Lockdown: "Wir freuen uns einfach auf die Zeit danach", sagt er. Sein Café ist im Lockdown geschlossen, der Brötchenverkauf ist weiter möglich. "Wir machen jetzt auch nur freitags, samstags und sonntags auf und hangeln und so durch den Januar", erzählt er. 

Ihn ärgert, dass die beantragte Novemberhilfe immer noch nicht angekommen ist. "Ich wünsche mir, dass ich die Unterstützung, die mir zugesagt wird, auch zeitnah bekomme." Rund zwei Monate wartet er schon auf das Geld. "Ich bin schon ein bisschen enttäuscht." Nicht einmal eine Abschlagszahlung für den November hat er bisher bekommen. 

Attendorn: Harnischmacher Conditorei nutzt Lockdown-Zeit für Renovierungsarbeiten

"Wir wären ein ganzes Stück weiter, wenn die Novemberhilfe ausgezahlt würde." Er kann sich vorstellen, dass es durch die fehlende Auszahlung bei einigen Gastronomen "ganz schön eng" werde.

Der Attendorner Konditor nutzt die Zeit für Renovierungsarbeiten im Café. "Außerdem machen wir das möglich, was möglich ist, wenn sich Kunden bei uns melden."