Saalhausen. Viele warten in diesen Zeiten ab. Hotelier Andreas Voss nicht, er investiert einen Millionenbetrag in sein Haus in Saalhausen.
Für Gastronomen gibt es während des Lockdowns zwei Möglichkeiten, entweder sich in sein Schicksal ergeben und abwarten, bis das staatlich verordnete Berufsverbot wieder aufgehoben wird, oder zupacken, machen und die Zeit nutzen.
Hotelier Andreas Voss aus Saalhausen hat sich für die zweite Option entschieden, denn Begriffe wie Abwarten, Aussitzen oder Jammern kommen in dem Wortschatz des 42-Jährigen nicht vor. Das Landhotel Voss an der Winterberger Straße ist derzeit eine Großbaustelle, „die größte Baustelle meines Lebens“, so der Hotelier mit einem Lächeln auf den Lippen.
Für eine siebenstellige Investitionssumme entstehen im hinteren Bereich des Hotels, Richtung Lenne und Kurpark, sechs neue Zimmer. Das Haus wächst dann auf 32 Gästezimmer mit 59 Betten. Für die neuen Gästezimmer wird ein neues Dachgeschoss über dem Hallenbad gebaut, das ebenfalls komplett saniert, technisch und optisch erneuert wird. Auch der gemütliche Speisesaal wächst um einige Tische.
Volle Offensive
Die ursprünglichen Umbaupläne sind nicht neu. Am 5. Oktober, damals noch mit Gästen im Haus, ging es planmäßig los. Als dann der zweite Lockdown kam, änderte Andreas Voss die Pläne. „Wir setzen jetzt auf volle Offensive, wir machen zusätzliche Umbauten im Bestand, die vorher nicht geplant waren.“ So gesehen habe er Glück im Unglück, sagt er, denn ohne Gäste im Haus können die Handwerker natürlich anders zu Werke gehen. „Wir wollen keine Zeit verplempern“, so der Geschäftsmann.
Im ersten Lockdown im April hatte Voss seine Azubis noch „verschenkt“. Weil es im Hotel keine Arbeit mehr gab, halfen sie dem Verkehrsverein Saalhausen bei der Kurparkpflege, auf einem Bauernhof oder auf einem Weingut aus (wir berichteten).
Jetzt braucht er seine Leute selber. Die fünf Auszubildenden helfen beim Ausräumen von Zimmern, die jetzt zusätzlich renoviert werden, stemmen auch mal Balkonfliesen ab und gehen den Profihandwerkern zur Hand. Andreas Voss: „Die haben richtig Spaß daran. So werden die Mitarbeiter ein Teil der Umbaugeschichte. Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Haus wachsen dadurch, so etwas ist ideales Teambuilding.“
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Alle Angestellten packen mit an
Aber nicht nur die Auszubildenden packen an, viele der insgesamt 55 Angestellten sind dabei. So ist die Rezeption auch während des Lockdowns von 8 bis 12 Uhr besetzt. Andreas Voss: „Wir rufen unsere Gäste an und suchen das persönliche Gespräch und den Kontakt, es heißt ja bei uns „Zu Gast bei Freunden.“ Zumal unter den vorwiegend älteren Gästen viele Stammkunden sind, die man sehr gut kenne. Viele hatten schon für die Feiertage zum Jahreswechsel gebucht. „Wir wären Weihnachten rappelvoll gewesen“, sagt der Chef.
Immerhin soll möglichst noch in diesem Jahr Richtfest für den neuen Dachstuhl und im Frühjahr alles fertig sein. Voss: „Bis jetzt ist alles gut gelaufen.“
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Nach Abschluss der Erweiterung, Renovierung und Sanierung will das Landhotel Voss in die Kategorie der Vier-Sterne-Hotels aufsteigen. Andreas Voss kennt die Kriterien genau und ist überzeugt, dass dies auch klappen wird. „Alle Renovierungen in den letzten Jahren hatten schon Vier-Sterne-Qualität.“ Der neuerliche Umbau sei nur das Tüpfelchen auf dem i.
Keine Alternative
Trotz der riesigen Investition bei knappen Einnahmen sieht Andreas Voss keine Alternative. „Unsere Gäste sollen und wollen nicht nur zufrieden, sondern begeistert sein.“ Und: Es werde darauf ankommen, wie stark man aus der Krise kommt. „Diese Krise wird die Stärkeren stärken und die Schwächeren schwächen“, sagt er. Aber natürlich gehöre ein gewisses unternehmerisches Risiko dazu.