Silberg. Es ist eine Millioneninvestition: Warum drei Brüder ausgerechnet in dem 430-Seelen-Ort Silberg ein Reihenhaus mit sechs Wohnungen bauen.

Drei Brüder, eine Familie, ein Projekt: ein Dreifachhaus. Was die Wageners in Silberg vorhaben, das passiert „auf’m Dorf“ nicht alle Tage. Es ist ein Beispiel für Unternehmergeist, Mut und vor allem auch ein gutes Stück Heimatverbundenheit. Denn Mehrfamilienhäuser für sechs Familien mit nahezu 600 Quadratmetern Wohnfläche werden in der Regel nicht in kleinen Dörfern wie Silberg in der Gemeinde Kirchhundem gebaut, das gerade mal 430 Einwohner zählt, sondern eher in größeren Orten, wo sich mehr Mietrendite erzielen lässt.

Aber bei Familie Wagener ist das anders. Der älteste Sohn Kai Uwe (31) hatte sich vor geraumer Zeit ein großes Grundstück in der Ortsmitte gesichert. Ein zunächst geplantes Bauprojekt ließ sich nicht realisieren. Also was tun mit dem Baugrund? Verkaufen oder brach liegen lassen? An dieser Stelle kommen seine beiden Brüder Robin (29) und Kevin (27) mit ins Spiel. Denn auch sie wohnen „um die Ecke“ zum elterlichen Haus in Silberg. Kevin Wagener: „Und wir alle wollen auch in Silberg bleiben“.

Familienplan

Vor diesem Hintergrund schmiedeten die Brüder den Plan, das Grundstück an der Silberger Straße gemeinsam zu bebauen. Robin Wagener: „Wir haben uns alle an einen Tisch gesetzt und überlegt, was wir machen. Das alles hat vor etwa eineinhalb Jahre angefangen.“ Jedes Wochenende trifft sich der „Familienrat“ auch heute noch, um zu überlegen, was geht und was nicht geht. Dass Vater Uwe bei dem Projekt beratend und mit Weitsicht zur Seite stand und steht, das darf hier nicht unerwähnt bleiben.

Mit Architekt Tobias Hermes aus dem Nachbarort Brachthausen fanden sie den idealen Mitstreiter (siehe Infobox).

Er plante nach den Wünschen der drei Wageners ein schmuckes Reihenhaus, das eigentlich gar keins ist. Uwe Wagener: „Eigentlich sind es drei Häuser direkt nebeneinander.“ Jeder Sohn bezieht im Ober- und Dachgeschoss eine 115 Quadratmeter-Wohnung mit Eingang von der Rückseite, im Erdgeschoss unterhalb der Eigentumswohnungen entstehen drei Mietwohnungen (2 mal 60 qm, 1 mal 75 qm) mit Eingang von vorn.

Die Ausstattung der Wohnungen wird über den normalen Standard hinaus gehen. Hightech ist angesagt: Ob Licht oder Rollladen, alles lässt sich per Smartphone oder sogar per Sprachsteuerung bedienen. Wie selbstverständlich bekommen die zehn Stellplätze bzw. Garagen, die auf einem Nachbargrundstück auf der anderen Straßenseite in Holzbauweise errichtet werden, zum Teil Ladesäulen für Elektrofahrzeuge.

KfW-Effizienzhaus 55

Aber auch die „inneren Werte“ des Hauses werden stimmen. Das Gebäude erreicht die Norm KfW 55, benötigt also nur 55 Prozent der Primärenergie. Geheizt wird entweder mit einem umweltfreundlichen Blockheizkraftwerk mit Pellets als Energieträger oder mit einer Luft-Wärme-Pumpe – die Entscheidung ist noch offen.

Die Bodenplatte für das Projekt wurde vor wenigen Tagen bereits gegossen. In diesem Jahr soll noch das Erdgeschoss gemauert werden. Die vormontierten Elemente für Obergeschosse bestehen aus Massivholz. Die Außenwände werden später mit 20 Zentimeter starker Dämmung versehen und verputzt.

Stehen die Wände, fängt für die drei Brüder die handwerkliche Arbeit an. Robin Wagener: „Den Innenausbau wollen wir selber machen.“ Was angesichts der handwerklichen Vorbildung kein Problem sein dürfte. Er selbst ist Zerspanungsmechaniker, sein Bruder Kevin arbeitet als IT-Programmierer und Kai Uwe ist Elektromeister.

Alles geregelt

Bleibt die Frage, die angesichts eines Investitionsvolumens von mehr als einer Million Euro nicht unbeantwortet bleiben sollte: Was ist, wenn einer der drei Bauherren aussteigen oder der Familiensegen mal schief hängen sollte? Vater Uwe Wagener (57): „Wir haben einen Vertrag aufgesetzt, darin sind alle Spielregeln, Rechte und Pflichten und auch sonstige Eventualitäten geregelt.“

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Und sollte einer der Brüder einmal eine Familie gründen und die Eigentumswohnung zu klein werden? „Dann wechseln wir vielleicht, dann ziehe ich mit meiner Frau dort ein und der Sohn übernimmt unser Haus“, so Uwe Wagener. In der Tat, sie haben an alles gedacht.

Nun müssen eigentlich nur noch passende Mieter gefunden werden. Das Thema wird sich von selbst erledigen, sind die drei Bauherren überzeugt. Eine Anfrage aus dem Bekanntenkreis liegt bereits vor, andere werden sicher folgen. Kai Uwe Wagener hat da besondere Vorstellungen von den Mietern: „Am liebsten Silberger, denn die kennt man ja schon.“