Kreis Olpe. Wegen der Corona-Pandemie müssen viele Familien ihre Pläne über die Feiertage ändern. Wir stellen ihnen Betroffene aus Olpe mal näher vor:
Es ist das Fest der Liebe. Eine Zeit, in der die Familie zusammenkommt. Weihnachten ist immer etwas Besonderes. Besonders schön. Besonders besinnlich.
Doch so besonders wie dieses Jahr waren die Feiertage wohl noch nie. Durch die Corona-Pandemie müssen die Menschen ihre Pläne überdenken. Denn einfach so die ganze Verwandtschaft einladen – das ist kaum möglich. Für viele bedeutet das ein Bruch der jahrelangen Traditionen. So auch bei Familie Becker und Burghaus aus Olpe.
15 Personen wären zu viel
Familie Becker lebt mittlerweile über drei Bundesländer verteilt. Mutter Irmgard Becker (93) lebt in Olpe. Genau wie ihre Tochter und deren Mann, Ingrid und Heribert Burghaus. Ihr Sohn Horst Peter „Hossi“ Becker, ehemaliger Schützenkönig von Olpe, und seine Frau Andrea leben in Hamburg, Tochter Ursel Becker in Baden-Württemberg, Tochter Karin Becker mit Freund Alfred wohnt in Berlin.
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Dazu kommen natürlich noch einige Enkel und Urenkel – insgesamt feiern Familie Becker und Burghaus am ersten Weihnachtstag normalerweise mit 15 Personen inklusive Kinder. Und das ist Tradition. „Das machen wir schon viele Jahre so“, erzählt Ingrid Burghaus. „Wir kommen immer alle an der großen Mittagstafel bei der Mama zuhause zusammen, wo wir gemeinsam essen.“
Doch dieses Jahr ist alles anders. 15 Personen in dem Haus in Olpe wäre mit Blick auf die Corona-Schutz-Maßnahmen einfach zu viel. „Das geht ja nicht“, sagt Ingrid Burghaus. „Also wird jede Familie für sich feiern. Das heißt, ich werde mit meinem Mann und unseren drei Kindern Natalie, Martin und Mario und ihren Familien am ersten Weihnachtsfeiertag bei uns in der Kolpingstraße feiern.“
Vorübergehend im Seniorenhaus
Und es gibt noch einen Grund, warum die traditionelle Feier im Elternhaus Becker ausfallen muss. Mutter Irmgard Becker muss vorübergehend im Seniorenhaus im Gerberweg wohnen. Sie ist im Mai gestürzt, hat eine Oberschenkel-Fraktur und musste zweimal in diesem Jahr operiert werden. „Das gab es in all den Jahren noch nicht, dass Mama nicht zuhause ist“, erzählt Ingrid Burghaus. „Das ist natürlich sehr traurig. Aber wir besuchen sie alle abwechselnd.“
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Letztlich siegt die Vernunft über die Trauer, dass die Familie nicht zusammenkommen kann, sagt die Olperin. Und natürlich wolle man sich trotzdem eine schöne Zeit machen. Besonders freut sie sich, dass ihr Sohn Martin Burghaus und seine Frau Tina dabei sein können. Denn die beiden mussten aufgrund ihrer Schichten beim Rettungsdienst des Kreises Olpe bisher jedes Jahr arbeiten. „Wir lassen uns davon nicht unterkriegen“, sagt Ingrid Burghaus. „Die Hauptsache ist, dass wir gesund sind und bleiben und kein Risiko eingehen.“
Besuche müssen ausfallen
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So wie Familie Becker geht es auch anderen Familien im Kreis Olpe. Auch bei Familie Hohleweg aus Rüblinghausen läuft alles ein bisschen anders. Melanie Heinrich (geborene Hohleweg) und ihr Mann Jan waren mit ihrem Segelboot auf Weltreise (wir berichteten) und konnten deswegen vergangenes Jahr nicht mit der Familie feiern. Umso erfreuter sind sie, dass sie nach Rüblinghausen kommen dürfen. „Wir feiern mit meinen Eltern und meinem Bruder und seiner Frau und zwei Kindern zusammen, das passt zum Glück von der Anzahl her“, sagt Melanie Heinrich, die mittlerweile in Dresden lebt, wo Ehemann Jan als Ingenieur arbeitet. „Heilig Abend bleiben wir immer unter uns. Nur an den Feiertagen werden wir wegen Corona auf Besuchen bei anderen Verwandten verzichten.“
Maximal zehn Personen
Vom 23. Dezember bis zum 1. Januar soll es möglich sein, sich nur „im engsten Familien- oder Freundeskreis“ zu treffen - bis maximal zehn Personen insgesamt. Kinder bis 14 Jahre zählen dabei nicht mit.
Eigentlich hätten die beiden die Zeit gern genutzt, um Onkel und Tanten aus Rüblinghausen und Attendorn wiederzusehen. Denn das musste bislang aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Erst waren Melanie und Jan Heinrich nach der Rückkehr ihrer Segelreise vor ein paar Monaten in Quarantäne, dann war ihnen die Situation zu riskant. Immerhin gibt es auch einige ältere Menschen in der Verwandtschaft. „Ja, das ist schon traurig, weil wir uns alle so lange nicht gesehen haben“, sagt die 42-Jährige, die die Zeit ihres noch andauernden Sabbatical-Jahres für ihr Studium des Sozialen Arbeit nutzt. „Aber wir freuen uns schon, dass wir überhaupt in die Heimat kommen können.“
Ihr Segelboot „Sailing Tore“ befindet sich weiterhin in Panama, wo sie zuletzt vor Anker waren. Ein Käufer wird gesucht. „Das war bislang schwierig, weil die Grenzen noch geschlossen waren“, sagt Melanie Heinrich. „Jetzt melden sich aber fast täglich Interessenten. Wenn das klappt, ist das unser Weihnachtsgeschenk.“