Drolshagen/Hützemert. Das Traditionsunternehmen Heinrich Huhn mit Zentrale in Hützemert hat Insolvenz angemeldet. Was sagt der Insolvenzverwalter?

Ein Traditionsunternehmen in der Stadt Drolshagen ist in wirtschaftliche Schieflage geraten. Wie das Insolvenzgericht Siegen auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, hat die Heinrich Huhn GmbH, Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Hützemert, am Dienstagvormittag einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.

Die Pressestelle des Landgerichts Siegen bestätigte auch, dass bereits ein vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt worden sei: Dr. Jan-Philipp Hoos aus Düsseldorf. Hoos gehört zur Gesellschaft „White & Case“, Spezialisten auf dem Gebiet des Sanierungs- und Insolvenzrechts in Deutschland. Unter anderem begleitet White & Case Unternehmen bei Restrukturierungen und bei der Umsetzung von Sanierungen im Insolvenzverfahren. Hoos war noch am Dienstag Nachmittag nach Hützemert gefahren, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Nach Gesprächen mit der Geschäftsführung informierte Hoos auch die Mitarbeiter. Auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch Morgen erklärte der Rechtsanwalt: „Der Geschäftsbetrieb wird weitergeführt. Löhne und Gehälter sind für die Monate November, Dezember und Januar über das Insolvenzgeld gesichert, so dass wir erst einmal ohne Personalkosten und dem damit verbundenen Druck arbeiten können.“ Zu den Gründen, die zu den wirtschaftlichen Problemen geführt hätten, könne er nach so kurzer Zeit noch nichts sagen. Der Huhn-Standort in der Slowakei gehöre nicht zum Insolvenzverfahren, dort solle die Produktion wie bisher weitergehen.

Geschäftsführung hält sich bedeckt

Seitens der Geschäftsführung der Heinrich Huhn GmbH waren am Dienstag noch keine Details über die Gründe des Insolvenzantrages zu erhalten. Mitgeschäftsführer Alexander Huhn erklärte auf Anfrage lediglich: „Momentan gibt es dazu keinen Kommentar. Das ist alles noch relativ frisch.“

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Enttäuscht über die aktuelle Entwicklung zeigte sich der Bevollmächtigte der IG Metall für den Kreis Olpe, André Arenz: „Wir sind erschrocken und enttäuscht, auch vor dem Hintergrund, dass die Belegschaft erhebliche Beiträge geleistet hat, durch den Verzicht auf tarifvertragliche Leistungen.“ Sowohl beim Weihnachts- als auch beim Urlaubsgeld hätten die Arbeitnehmer mit Blick auf die Situation des Betriebes Zugeständnisse gemacht. Arenz: „Es ist bedauerlich, dass das offenbar nicht gereicht hat, um das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen.“

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Die IG Metall hoffe jetzt, dass der Insolvenzverwalter einen Weg finde, die Firma am Leben zu erhalten. Drei Monate werde ein Unternehmen in einem solchen Fall normalerweise unverändert weitergeführt. „In dieser Zeit gilt es auszuloten, welche Möglichkeiten es gibt, den Betrieb und vor allem alle Arbeitsplätze zu erhalten. Als IG Metall bringen wir uns ins Verfahren ein – unter anderem über die Bereitschaft, im Gläubigerausschuss mit zu arbeiten“, versprach der IG Metaller.

Familienbetrieb in dritter Generation

Das Traditionsunternehmen wird aktuell in dritter Generation geführt, Geschäftsführer sind neben Alexander Huhn Tanuj Huhn und Elmar Huhn. Zurzeit arbeiten rund 350 Mitarbeiter in Hützemert. Am Standort in der Slowakei sind rund 160 Mitarbeiter beschäftigt.

Teile aus der Produktion des Autozulieferers finden sich an zahlreichen Stellen eines Automobils – unter anderem in der Lenkung, in Bremssystemen, in Getrieben oder in der Karosserie. Auch der Leichtbau mit Stahl, Aluminium und hybriden Werkstoffkomponenten unter Einbeziehung von Kunststoffen gehört zu den Spezialgebieten der Hützemerter.

1995 Investition in Slowakei

Die Historie: Die Heinrich Huhn GmbH & Co. KG wurde 1912 gegründet. Gründer Heinrich Huhn hatte seinerzeit eine Maschinen- und Eisenwarenhandlung übernommen, das Geschäft aber schnell auf den Handel mit Pressen und Elektromotoren erweitert. Die Fertigung von Stanzteilen für die Fahrradindustrie am Standort Derschlag im oberbergischen Nachbarkreis kam ebenfalls hinzu.

Mit der Verlagerung der Produktionsstätte nach Drolshagen leitete Huhn den „nächsten Schritt zur kontinuierlichen Unternehmensentwicklung ein“, ist auf der Homepage der GmbH zu lesen, Huhn habe nach dem Krieg die Nähe zur Autoindustrie gesucht und sich als Zulieferer einen Namen in der Branche gemacht. 1960 verstarb der Firmengründer. 1995 wagte das Drolshagener Traditionsunternehmen den Schritt ins Ausland – mit der Fertigungsstätte im slowakischen Vráble.