Herrntrop/Kirchhundem. Standesamt ade: Keine Hochzeiten wegen Corona mehr möglich. Der Elskenhof in Herrntrop zieht einen Schlussstrich.

Es ist noch gar nicht solange her, da war die Gemeinde Kirchhundem die „Heiratskommune No. 1“ im Kreis Olpe. Keine Gemeinde hatte so viele Standesbeamtinnen und -beamte und so viele alternative Trauzimmer anzubieten wie Kirchhundem. Das war einmal. Jetzt verliert die Gemeinde mit dem früheren Gasthof Kaufmann, genannt Elsken, in Herrntrop eine Top-Location, die seit 2010 nicht nur einen wunderbaren Rahmen für die standesamtliche Trauung, sondern auch für andere gesellige und kulturelle Anlässe bot.

Amtliche Entwidmung

Mit der Amtlichen Bekanntmachung in dieser Zeitung Ende letzter Woche wurde das Trauzimmer an der Herrntoper Straße offiziell „entwidmet“. das Standesamt-Schild neben dem Eingangsportal abgeschraubt. „Tatsache ist, dass wir nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie keine Veranstaltungen mehr hatten“, so Peter Kaufmann, Inhaber des „Elsken“. Bereits mit Inkrafttreten des ersten Lockdowns im Frühjahr hatte auch die Gemeindeverwaltung sämtliche „Außentrauungen“ gecancelt, u. a., weil sich dies nicht mit den Kontaktbeschränkungen und Hygienebestimmungen vereinbaren ließe. „Trauungen sind seitdem nur noch im Trauzimmer im Rathaus in Kirchhundem möglich“, so Standesbeamter Martin Vormberg. Wie lange dies so sein wird, weiß niemand.

Auch interessant

Für Peter Kaufmann war diese Zäsur Anlass, einen Schlussstrich unter sein Engagement als Event-Location-Anbieter zu ziehen. „Wir haben es gern gemacht“, zumal alle Veranstaltungen ohne unliebsame Nebeneffekte abliefen, „aber zehn Jahre sind genug.“

Die Vermietung der Räumlichkeiten und Durchführung der Veranstaltungen mit vielen Vorbereitungsterminen sei recht aufwendig gewesen. Die Räume hat er bereits wieder an ein junges Start-Up-Unternehmen vermietet.

Das war einmal. Der Elskenhof ist jetzt keine Außenstelle des Standesamtes mehr.
Das war einmal. Der Elskenhof ist jetzt keine Außenstelle des Standesamtes mehr. © WP | Volker Eberts

Aus acht wurden vier

Schon vor Corona hatte der Heiratstourismus in Kirchhundem einen deutlichen Dämpfer erhalten. Auf Initiative von Ex-Bürgermeister Reinéry wurden die externen Trauzimmer 2017 von acht auf vier reduziert. Die Begründung der Verwaltung lautete damals unter anderem: Als Standesamt sollen nur noch markante Gebäude gewidmet werden, „die eine besondere Bedeutung für die Gemeinde haben“.

Auch interessant

Die Trauzimmer im Hotel Carpe Diem, in der Dorfschänke in Heinsberg, im Landgasthof Schulte in Böminghausen, im Haus Höfer in Welschen Ennest, im Gasthof Kordes in Hofolpe und in Panos Hotel am Panoramapark wurden wieder „entwidmet“. Übrig blieben der Rhein-Weser-Turm als Wahrzeichen der Gemeinde, das Schrabben Gut in Silberg, gleichzeitig Gemeindeheimatmuseum, das Haus des Gastes in Oberhundem und eben das Baudenkmal Elskenhof in Herrntrop.

Die Annahme, dass sich Brautpaare lieber im romantischen Ambiente statt im nüchternen Trauzimmer der Gemeinde, wo im Alltag Besprechungen und Sitzungen stattfinden, das Ja-Wort geben, scheint in Coronazeiten ausgehebelt zu sein. Standesbeamter Martin Vormberg geht davon aus, dass im Standesamt der Gemeinde am Ende dieses Jahres genauso viele Ehen besiegelt wurden wie im letzten Jahr – trotz Corona.