Olpe. Sophia Calate ist Deutschlands bekannteste Influencerin und YouTuberin in der Automobilbranche. Sie arbeitet im Coworking-Space in Olpe.

Manchmal liegt sie verträumt auf der Motorhaube ihres Autos und genießt den Sonnenuntergang. Manchmal posiert sie aber auch im Kofferraum oder zeigt sich an der Rennstrecke. Egal ob mit T-Shirt und Basecap, im schicken Abendkleid oder auch mal im Bikini – Sophia Calate weiß, wie sie ihre Fans begeistern kann – und erreicht nicht nur auf Instagram Zehntausende. Die junge Frau ist Deutschlands bekannteste Influencerin und YouTuberin in der Automobilbranche. Wie sie das wohl geschafft hat? Und wie sieht ein Leben als Influencerin überhaupt aus? Unsere Zeitung hat die Auto-Expertin im Coworking-Space in Olpe besucht, wo einige ihrer Videos entstehen.

Sophia Calate lächelt freundlich, als sie ihr Büro im Coworking-Space in der Olper Hütte betritt. Die zierliche Blondine trägt eine lockere Jogginghose und ein T-Shirt, ihre beiden Schoßhunde, ein Papillon und ein Prager Rattler, hat sie heute zuhause gelassen. Ihren blauen Mercedes – ein C63S AMG Coupé mit 510 PS – hat sie vor der Tür geparkt. „Ich wechsle meine Autos sehr oft“, sagt Sophia Calate und lacht. „Also ich fahre jedes Jahr ein anderes. Manchmal auch mehrere.“ Zu ihren liebsten Schätzen zählte ein Porsche GT3, den sie im vergangenen Jahr aber wieder verkauft hat. Aber so ein richtiges Lieblingsauto hat sie gar nicht. Schnell muss es sein und die Performance muss stimmen. „Es kommt aber auch auf die Motor-Art an“, erklärt sie. „So ein V10-Saugmotor ist dann halt soundtechnisch und auch fahrtechnisch emotionaler als so ein Turbo-Motor. Aber das ist Geschmackssache.“

Videos für ihren YouTube-Kanal

In ihrem Studio im Coworking Space hat die 28-Jährige ihren Computer, ihr Mikrofon und ihre Kamera installiert. Dort dreht, schneidet und bearbeitet sie einige ihre (Live-) Videos für ihren YouTube-Kanal. Mal filmt sie sich bei einer Tour über dem Nürburgring, mal gibt sie Tipps beim Konfigurieren eines Neuwagens, mal bekommt ihr Auto ein neues Interieur, mal zeigt sie ihren Fans ein bisschen was aus ihrem Alltag.

Mittlerweile ist sie ein richtiger Profi vor der Kamera. „Ich bin gar nicht mehr nervös“, erzählt Sophia Calate. „Wenn ich irgendwo im Supermarkt mit einer Kamera in der Hand herumrenne, dann blende ich die Menschen aus, die mich doof anstarren. Anfangs war das noch seltsam. Mittlerweile ist die Kamera so etwas wie ein Freund, der immer dabei ist.“

Auf dem Aktenschrank in ihrem Büro steht ihr eigener Kalender. Jeden Monat ein anderes Auto mit einer optisch anderen Sophia. Nicht zu sexy. Dafür sportlich und stilvoll. Sophia Calate möchte sich schließlich nicht als Playmate inszenieren. Das war nie ihr Ziel. Im Gegenteil. Die junge Frau, die gebürtig aus Ostwestfalen stammt, setzt auf Fachkompetenz. Nicht zuletzt durch ihre Ausbildung zur Automobilkauffrau kennt sie sich mit Autos aus. Ihre Leidenschaft für Fahrzeuge hat sie früh entdeckt. Schon als Kind interessiert sich Sophia für Technik. „Mein erstes Auto war ein Peugeot 206“, verrät sie. „Da war ich gerade 20 Jahre alt und total stolz drauf. Für 1000 Euro habe ich mir den von meinem gesparten Geld gekauft.“

Reichweite aufbauen

Sophia Calate im Kofferraum ihres Autos.
Sophia Calate im Kofferraum ihres Autos. © Privat

Später lernt sie ihren Freund Claus kennen. Für ihn zieht sie vor knapp fünf Jahren in den Kreis Olpe. Wo genau sie wohnen, das möchte sie nicht verraten. Auch ihr echter Name bleibt geheim. Schon seit Beginn ihrer Karriere tritt die junge Frau öffentlich nur mit ihrem Künstlernamen auf. „Man muss im Internet richtig aufpassen“, erklärt Sophia Calate. „Es gibt halt leider viele Leute, die stalken. Und ich möchte mit meinem Freund noch normal leben können.“ Ihr erstes YouTube-Video dreht Sophia Calate 2016 über den Genfer Autosalon, eine bekannte Automesse. Nach und nach füllt sie ihre Social-Media-Kanäle mit immer mehr Bildern und Videos – und irgendwann beginnen sich auch die großen Automobilhersteller sowie die Auto-Presse für die Blondine zu interessieren. „Man muss sich sehr viel Zeit nehmen, wenn man das professionell machen möchte“, erklärt sie. „Also regelmäßige Videos und Instagram-Posts, um sich eine Reichweite aufzubauen. Aber erst, wenn die Unternehmen bezahlte Kooperationen eingehen, dann verdient man damit auch Geld. Und das ist ein Prozess von mehreren Jahren gewesen.“

Zeit ist etwas, was die 28-Jährige kaum hat. Denn Sophia Calate ist viel unterwegs. Ein bis zweimal die Woche sitzt sie im Flieger. Es geht nach Südafrika, in die USA, nach Spanien, Marokko – eben dorthin, wo sie zu Fahrzeugpremieren oder Influencer-Events eingeladen wird. Dort testet sie meistens Autos. Mal auf einer Rennstrecke, mal auf einer Driftstrecke oder eben auf der normalen Straße.

Urlaub ist das nicht. Die vergangen Jahre hat Sophia Calate praktisch keine Freizeit gehabt, erzählt sie. Reisen, Events, schnell essen, schlafen und wieder das nächste Event. „Ich habe eine sieben-Tage-Woche“, sagt die YouTuberin. „Das ist viel mehr Arbeit, als es aussieht. Ein normaler Arbeitstag hat bei mir um die 12 Stunden.“ Die restliche Zeit verbringt sie meistens im Olper Coworking-Space. Eine gute Alternative zu ihrem Arbeitsplatz zuhause, wie sie findet. „Seit Januar bin ich jetzt hier“, sagt Sophia Calate. „So kann ich Arbeits- und Privatleben einfach besser trennen.“

Die Zukunft im Blick

Sophia Calate kann von ihrem Job gut leben. Sehr gut sogar. Zusammen mit ihrem Freund Claus haben sie sich ihr Haus mit großer Garage gemütlich eingerichtet. Dennoch bleiben sie bescheiden. Natürlich habe sie sich den einen oder anderen Traum erfüllt. Nicht zuletzt mit den vielen Autos, die sie im Jahr fährt. Aber im Hause Calate muss nicht immer alles Luxus sein. „Ich brauche keine Gucci-Klamotten“, sagt die junge Frau. „Ich gehe auch gern mal in den New-Yorker und kaufe mir für zehn Euro eine Hose.“

Und die Influencerin behält ihre Zukunft im Blick. Reinvestieren statt konsumieren lautet die Devise. Deswegen wollen Sophia und Claus nebenbei noch ein paar andere Firmen aufbauen. Doch das ist noch nicht spruchreif. „Man muss da einfach realistisch sein“, erklärt sie. „Ich sehe mich mit 60 Jahren nicht mehr als Influencerin. Außerdem können Plattformen auch ganz schnell out sein – oder man selbst.