Hünsborn. In der Arztpraxis Spieren gibt es jetzt ein „Drive-in-Wartezimmer“ und einen Container als zusätzlichen Wartebereich. Das sagen die Patienten.

Termine beim Hausarzt sind in der Regel immer mit Unannehmlichkeiten verbunden. Bei dem einen macht sich die Arthrose bemerkbar, bei dem anderen der grippale Infekt. Doch gerade jetzt in der Corona-Krise ist die Hürde größer. Vor allem seit Beginn der kalten Jahreszeit. Denn volle Wartezimmer darf es weiterhin nicht geben. Zwar bemühen sich die Arztpraxen im Kreis Olpe, Wartezeiten möglichst zu vermeiden – doch im Zweifel muss der Patient auch mal draußen warten. Um das möglichst angenehm zu halten, hatte Stefan Spieren, Hausarzt in Hünsborn, eine Idee: Ein zusätzlicher Wartebereich in Form eines Containers – und ein „Drive-in-Wartezimmer“. Wie das wohl funktioniert?

Dienstagmorgen, kurz vor 9 Uhr in Hünsborn. Ein normaler Arbeitstag in der Arztpraxis Spieren & Kollegen hat begonnen. Das Telefon klingelt, Patienten sitzen im Wartezimmer. Doch etwas ist anders. Einige Autos stehen in der Nähe – und die Patienten steigen nicht aus. Sie hören stattdessen Radio. Aber nicht irgendeinen Sender, sondern die Frequenz 96.8. „Bleiben Sie auf dieser Frequenz. Wir benachrichtigen Sie, sobald Sie eintreten dürfen“, sagt eine freundliche Frauenstimme. Dieter Lenkeit freut sich. Der 64-Jährige sitzt in seinem Auto und lauscht der Durchsage. „Das habe ich noch nie gemacht“, sagt er schmunzelnd. „Aber Gott sei Dank muss ich auch nicht so oft zum Arzt. Aber das hier ist echt eine gute Sache. Man sitzt hier alleine im Warmen und kann sich bei niemandem anstecken.“ Kurz darauf ändert sich die Durchsage. „Der Termin für 8.50 Uhr kann jetzt eintreten“.

Breite Akzeptanz

Wenige Zeit später fährt Reinhard Jung mit seinem Auto vor. Er schaltet den Motor ab und bleibt sitzen. „Ich sage mal so, damals haben die Leute auch erst komisch geguckt, als der MC Drive da war“, sagt der 68-Jährige aus Schönau. „Ungewöhnliche Situationen erfordern eben ungewöhnliche Maßnahmen. In der Corona-Zeit ist das super. So schützt man sich und andere.“

Im Container ist Platz für sechs Personen.
Im Container ist Platz für sechs Personen. © WP | Verena Hallermann

Stefan Spieren freut sich. Denn das mobile Wartezimmer bringt gleich mehrere Vorteile. Weniger Arbeitsaufwand für seine Mitarbeiter – und zufriedene Patienten. „Gestern war ein 70-Jähriger hier, der hat gestrahlt“, erzählt er. „Das ist das größte Kompliment. Das stößt auf eine breite Akzeptanz, weil es unkompliziert ist. Und Radio ist etwas Bekanntes.“ Eine Alternative wären Patienten-Ruf-Systeme gewesen. Die kann man sich wie die Summer bei den Essensbestellungen vorstellen. Doch diese Geräte hätten nur zusätzlichen Aufwand bedeutet, sagt Stefan Spieren. Allein die ständige Desinfektion.

Das große Ziel war: Wartezeiten im Außenbereich angenehm zu gestalten. Da hilft neben dem „Drive-in-Wartezimmer“ auch ein neu angeschaffter Container, der direkt vor der Arztpraxis seinen Platz gefunden hat. Durch die Kooperation mit dem Kreis Olpe, der Gemeinde Wenden und ortsansässigen Handwerksbetrieben konnte der Container innerhalb kürzester Zeit aufgestellt werden. Im Inneren finden (bei Einhaltung der Abstandsregeln) bis zu sechs Personen Platz. Der Container wird alle 15 Minuten gelüftet. Die beteiligten Betriebe sind Trockenbau Kastrati, Arns Bau, Sanitärbetrieb Helmut Kaufmann und das Verpackungsunternehmen Paclog. „Ich bin froh, dass alles so unkompliziert vonstatten gegangen ist“, so Bernd Clemens, Bürgermeister der Gemeinde Wenden. „Wir waren uns schnell einig, dass das ein guter Standort ist.“ Wie lange der Container stehen bleiben soll, steht laut Stefan Spieren noch nicht fest. Mindestens aber bis kommendes Frühjahr.