Olpe. Ende nächster Woche eröffnet der neue Unverpackt-Laden am Olper Marktplatz. Viele Einrichtungsgegenstände haben eine besondere Geschichte.
„Ich habe die letzten Tage oft hier gesessen und gedacht: du kannst jetzt einziehen. Es ist doch sehr gemütlich geworden“, sagt Melanie Krawitz, die in Olpe Ende kommender Woche ihren Unverpackt-Laden „Krämerei am Markt“ eröffnen wird. Damit folgt sie einem Trend, der zunehmend in den Fokus der Bevölkerung rückt: der bewusste Umgang mit Konsum, weg von Einweg und Plastik, hin zu Mehrweg und Nachhaltigkeit.
Inzwischen gibt es Unverpackt-Läden in ganz Deutschland, allerdings fast ausnahmslos in größeren Städten. Mit 15.000 Einwohnern – mit Umland rund 26.000 – ist Olpe eine der wenigen kleinen Städte, die nun bald über ein solches Geschäft verfügen. „Ich freue mich und ich bin gespannt, ob das Konzept von plastikfreiem Einkaufen hier ankommt. Das ist ja eine Art Wundertüte.“
Was aber macht die „Krämerei am Markt“ aus? Produkte gibt es nahezu für alle Bereiche des täglichen Lebens. Für den Haushalt, die Körperpflege, die Ernährung und den Genuss. Ökologisch sinnvoll, qualitativ hochwertig und, wenn möglich, regional. Eben alles an einem Ort – logistisch, zeitlich und finanziell machbar für die Kunden. Beispielsweise ein Allzweckreinigungskonzentrat mit Null-Müll-Anspruch. Oder Bienenwachstücher, nicht aus Vietnam, sondern mit Honig aus Oberveischede und auch da hergestellt. Ebenso Kaffee aus einer kleinen hiesigen Rösterei, Getreide aus einer Mühle in der Nähe oder Wein aus deutschen Anbaugebieten.
Café-Bistro lädt zum Essen ein
Quer durch die Region und ganz Deutschland bis zum Bodensee ist Melanie Krawitz gereist, um ihr Sortiment zusammenzustellen. „Mir war es wichtig, die Gesichter zu den Produkten zu kennen. Schicke Homepages sind schnell designt.“
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Dass die 44-jährige Dumickerin – selbst Mutter von drei Söhnen und wohlwissend, wie schwierig, zeitaufwendig und nervenaufreibend es sein kann, für eine ganze Familie bewusst und nachhaltig einzukaufen – mit ihrem Konzept Ernst macht, merkt man spätestens, wenn man den Laden betritt, der übrigens nicht nur zum Einkaufen da ist. Ein kleines Café-Bistro lädt zum Essen ein. Vorwiegend vegetarisch, täglich frisch gekocht und mit kleiner Speisekarte. Frühstück, One-Pot-Gerichte wie Suppen oder Chili mit Grünkern und frischer Kuchen am Nachmittag, wobei es die zubereiteten Lebensmittel auch zu kaufen gibt. „Ich möchte, dass man sich hier treffen kann. Wie früher im Tante-Emma-Laden. Manchmal wird es aber auch ,Op is saat’, also ,aufgegessen’, heißen. Wir möchten am Ende des Tages ja nichts wegschmeißen müssen.“
Bis auf die Theke und die Kücheneinrichtung, die aus hygienischen Gründen neu gekauft wurden, sowie die Leuchten – weil in Gebraucht und Alt der Nachhaltigkeit wenig dienlich – ist sämtliche Einrichtung quasi Second-Hand. Und eben das macht das Projekt Krämerei dann auch rund. Die Regale sind aus Borkenkäferholz ohne Marktwert oder entsorgten Verschiffungskisten gebaut. Oder auch aus Backsteinen, die aus dem Kellergewölbe eines abgerissenen Hauses stammen.
Geschirr aus Haushaltsauflösungen
Historische Bilder erzählen von vergangenen Zeiten, Kommoden, Tische und Stühle wurden gespendet oder sind vom Sperrmüll. Fast alles wurde aufgearbeitet, bekam einen frischen Anstrich, neue Polster und Bezüge. „An jedem Stück hatte ich meine Hand“, lächelt die Krämerei-Besitzerin.
Ergänzt wird das Interieur mit Besteck und Geschirr, mit Blumendekors und Goldrändchen, aus diversen Haushaltsauflösungen. „Das sind doch wunderschöne Ess- und Kaffeeservices von alten Damen und mit denen die Enkel nichts anfangen konnten. Warum neu kaufen, wenn es das alles gibt?!“
Lieblingsstück von Melanie Krawitz ist ein alter Tisch, der schon über 100 Jahre zählt und aus der eigenen Familiengeschichte stammt. Lange hat er bei ihr selbst in der Küche gestanden. Nun ist er umgezogen. In ihre Krämerei. „Ich erinnere mich, dass ich als kleines Kind bei meiner Oma in der Küche daran gesessen habe. Und die hatte ihn schon von ihrer Mutter.“ Wer sich wundert, dass er seinen Milchkaffe oder seinen Espresso in der „Krämerei am Markt“ indes nicht in alten Tassen serviert bekommt: die mussten tatsächlich neu angeschafft werden. Denn derartige Kaffeespezialitäten gab es damals noch nicht.
Und so spannt der Unverpackt-Laden in Olpe einen Bogen von früher zu heute. Mit dem Ziel, für das Müllproblem unseres Planeten zu sensibilisieren und ein verpackungsfreies Leben möglich zu machen, wo es möglich ist.