Lennestadt. Das Thema Bahnhof war nicht der große Quotenbringer bei der Wahl in Lennestadt. Die CDU verlor am meisten in Altenhundem.
Das Wahlergebnis in Lennestadt hat viele Gewinner hervorgebracht, aber weniger durch die nackten Ergebnisse, sondern durch die neuen, möglichen Konstellationen im Stadtparlament, wo die CDU-Fraktion nun nicht mehr über die absolute Mehrheit verfügt.
So sieht es auch die UWG Lennestadt. Zwar hat die Wählergemeinschaft eines ihrer drei Mandate verloren, aber so richtig traurig darüber ist Vorsitzender Daniel Wittrock nicht. Der Sitzverlust sei zwar schade, „aber obwohl wir 1,6 Prozent verloren haben, stehen wir politisch stärker da“, so Wittrock, der selber nicht mehr dem Stadtrat angehören wird und sich - wie geplant – mehr um die Basisarbeit der Wählergemeinschaft kümmern will. „Denn, egal bei welcher Konstellation, es kann keine Mehrheiten ohne uns geben, ich glaube, wir können uns in dieser Position recht wohlfühlen“, so Wittrock.
Kein Frauen-Bonus
Bei der Bürgermeisterwahl, wo die UWG mit Kerstin Bauer im Kandidaten-Quintett die einzige Frau aufstellte, habe man sich zwischen 5 und 7 Prozent versprochen. Dass die Bürgermeisterwahl ohne Stichwahl entschieden werde, das habe alle gewundert. Am Ende holte Kerstin Bauer 3,3 Prozent, findet das selber dennoch „nicht so dramatisch“. Mit Puspas komme ein neuer Wind ins Rathaus, „wir werden sehen, wo die Reise hingeht. Es ist jedenfalls toll, dass sich die CDU nun bewegen muss.“ Die UWG werde auch in Zukunft ihre Meinung vertreten. „Es werden viele Anträge kommen, aber dabei müssen wir immer auch die Finanzierung im Blick behalten.“
Ratsmitglieder in Lennestadt
CDU (18 Sitze): Bernward Puspas, Sebastian Abel, Michael Beckmann, Bernhard Schneider, Eugen Wörsdörfer, Hans-Gerd Mummel, Karl-Heinz Busche, Martin Tillmann, Gregor Schnüttgen, Sandra Würde-Völlmicke, Bernd Brüggemann, Carsten Schmidt, Kerstin Brauer, Marcus Cramer, Dietmar Haite, Rita Balve-Epe, Stefan Schneider, Ralf Zeitz.
SPD (12 Sitze): Heinz Vollmer, Sebastian Sonntag, Manfred Stachelscheid, Oliver Weber, André Kriegeskorte, Jürgen Dolle, Peter Wulff, Reinhard Lauterbach, Ulrich Rameil, Rolf Zöllner, Maximilian Ellinger, Michael Simon.
Grüne (5 Sitze): Dr. Gregor Kaiser, Christa Orth-Sauer, Andreas Verbeek, Maria Blöink, Gerhard Schäfer.
UWG (2 Sitze): Kerstin Bauer, Carsten Meyer.
Linke (1 Sitz): Stefan Volpert.
Sebastian Sonntag (SPD), der in seinem Heimatort Elspe das Direktmandat im Wahlkreis Elspe I holte (plus 181 Stimmen bzw. 13,5 %) kündigte bereits an, das Thema Lehrschwimmbecken Elspe wieder in den Rat zu bringen und ein neues Gutachten zur Finanzierung des Beckens an der jetzigen Grundschule zu fordern. „Das ist ein großes Thema hier in Elspe für die Schule und den Ort“, so Sonntag und dies habe sein gutes Ergebnis bei der Ratswahl sicher positiv beeinflusst. Sonntag nahm Mitbewerber Stefan Schneider (CDU) in dem Wahlkreis 13,7 Prozent ab.
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Ein anderes „großes Thema“ im Lennestädter Wahlkampf, die Debatte um die Bürgerbeteiligung zum Bahnhof in Meggen, erwies sich nicht als der entscheidende Quotenbringer, den sich vor allem die SPD erhofft hatte. Im Wahlkreis Meggen I/Strübecke verlor die CDU 7,8 Prozent, die Grünen legten um fünf Prozent zu, die SPD blieb fast unverändert. Im Wahlkreis Meggen II verlor die SPD satte 14,3 Prozent, während die CDU mit Michael Beckmann um 1,86 Prozent zulegen konnte und das Direktmandat holte. Die Grünen gewannen auch hier mehr als 10 Prozent dazu.
Große Verluste in der City
Die meisten Stimmen verlor die CDU im Zentralort Altenhundem, mehr als 11 Prozent im Wahlkreis Altenhundem I und 15,1 Prozent in Altenhundem III/Jammertal, wo mit Marcus Kramer ein Neuling an den Start ging und die zwei Direktmandate zwischenzeitlich wackelten. Nur Kerstin Brauer in Altenhundem II kam ohne Verluste durch, konnte sogar leicht zulegen.
Verluste gab es auch für Neuling Sandra Würde-Völmicke im Wahlkreis Milchenbach/Saalhausen I. Die CDU verlor hier mehr als 13 Prozent, während die SPD um mehr als 16 Prozent zulegen konnte. Auch in Grevenbrück II/Bonzel musste die Union mit rund 10 Prozent Federn lassen, hier gehörte der Bonzeler Peter Hochscheid von der UWG zu den Gewinnern (plus 9 Prozent). Unionsgewinne in anderen Wahlbezirken konnten diese Verluste nicht ausgleichen.
Eine Wohnortnähe der Kandidaten zahlt sich aus. In Bilstein holte Neuling Martin Tillmann (CDU), fast 63 Prozent, das zweitbeste CDU-Ergebnis hinter Gregor Schnütgen (72,6%) in Kirchveischede. In Bilstein fuhren die Linken mit fast 7 Prozent für Dorothee Jung ihr bestes Ergebnis stadtweit ein. Immerhin sechs ihrer Kandidaten wohnen in dem Ort. Darunter auch Stefan Volpert, der nun in den neuen Stadtrat einziehen wird.
Minimalziele erreicht
„Dass die Linke einen Sitz geholt hat, ist gut, wir haben unsere minimalen Wahlziele erreicht“, kommentierte Bürgermeisterkandidat Engelbert Prevorcic die Wahlen. Sein Ziel sei gewesen, überhaupt Leute zu erreichen, was für kleine Parteien aus personellen und finanziellen Gründen sehr schwierig sei. Besonders erfreulich sei der Verlust der absoluten CDU-Mehrheit. „Vielleicht kann sich im Rat eine konstruktive Zusammenarbeit links von der CDU ergeben“, hofft Prevorcic, der bei der Bürgermeisterwahl auf 1,6 Prozent kam. Er schielt dabei auf die Grünen, mit denen die Linken inhaltlich weitgehend auf einer Linie seien.