Wenden. Als Sylvia Rodewies aus Wenden die Kündigung erhielt, musste sie zunächst weinen. Doch für sie und ihr Geschäft wird es weitergehen.
Für Sylvia Rodewies war es zunächst ein großer Schock: Die Inhaberin des Bekleidungsgeschäftes Trend-Fashion in Wenden muss ausziehen. Denn das Gebäude in der Hauptstraße 63, in dem sie seit sechs Jahren Mode für Jung und Alt verkauft, hat den Besitzer gewechselt. „Ich habe erstmal geweint, als ich die Kündigung bekommen habe“, erzählt sie. „Das ist ja schließlich meine Existenz.“ Doch die Trauer hielt nicht lange an: Nach einem Aufruf, den die Wahl-Wendenerin vor wenigen Tagen über Facebook gestartet hat, ist jetzt schon fast sicher, dass sie ein neues Ladenlokal bekommen wird. „Ich bin so glücklich, dass ich weitermachen kann“, betont die Inhaberin und strahlt.
Sylvia Rodewies ist 60 Jahre alt und lebt in Wenden. Es ist nicht das erste Mal, dass sie mit ihrem Geschäft umziehen muss. 1997 hat sie ihren Laden zunächst im Wendebachcenter in Wenden eröffnet, in der Hauptstraße 21. Damals lief das noch parallel zu ihrem anderen Geschäft in Wiehl. Schon seit Dezember 1983 ist sie in der Textilbranche selbstständig. Ein paar wenige Jahre liefen die Geschäfte parallel. Aber dann wollte sie sich lieber voll und ganz auf ihren Standort in Wenden konzentrieren.
In die Gemeinde Wenden verliebt
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Heute führt sie den Laden mit Hilfe ihres Lebensgefährten Manfred Willems. Eigentlich stammt Sylvia Rodewies aus dem Oberbergischen Kreis. Doch sie hat sich schnell in die Gemeinde verliebt – oder zumindest zunächst mal in dessen weihnachtliche Straßenbeleuchtung. „Das hat mir so gut gefallen“, erzählt die 60-Jährige und lächelt. „Und ich habe es nie bereut, nach Wenden gekommen zu sein. Ich wurde hier so gut aufgenommen und akzeptiert.“
Als sie 1997 Fuß fasste in Wenden, sah der Einzelhandel noch anders aus. Doch nach und nach haben die Geschäfte dicht gemacht. Irgendwann war Sylvias Laden der einzige im Wendebachcenter – eine wenig lukrative Situation für die Vermieter der Räumlichkeiten. Und so zog das Fitnessstudio Aktiva ein, Sylvia Rodewies zog in die Hauptstraße 63. Zwar ist die Ladenfläche dort kleiner, Sylvia Rodewies braucht aber nicht mehr, erklärt sie. Und ihre Kunden sind zufrieden. Das ist schließlich die Hauptsache. „Meine Stammkunden sind mir immer treu geblieben“, freut sich die Inhaberin. „Auch nach der Schließung während der Corona-Hochphase sind sie sofort wieder zu mir gekommen.“
Guter Zulauf trotz großer Internetkonkurrenz
Von 20-Jährigen bis hin zu über 80-Jährigen – Trend-Fashion, das einzige Bekleidungsgeschäft in Wenden, lockt immer noch etliche Kundinnen an. Trotz der großen Internetkonkurrenz. Eine Frage des guten Miteinanders, ist Sylvia Rodewies überzeugt. „Es kommt auf das Verhältnis zu den Kunden an“, erklärt sie. „Und ich bin immer emotional dabei und liebe meine Kunden regelrecht. Man kennt sich, ist per Du und es sind so viele Freundschaften entstanden. Ich berate ehrlich und das ist auch etwas, was meine Kunden an mir schätzen.“
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Bis Ende März muss Rodewies die Kartons gepackt haben. Der neue Laden, wo derzeit die Verhandlungen laufen, befindet sich wieder in Wenden. Sylvia Rodewies ist aber sehr zuversichtlich, dass das klappt – und vor allem dankbar und glücklich, dass auf ihren Aufruf bei Facebook so schnell eine Rückmeldung folgte. „Ich möchte mich aber auch bei meinen Kunden für ihre jahrelange Treue ganz herzlich bedanken“, betont sie. „Meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß und es ist einfach ein tolles Miteinander hier.“
>>> VOLKSBANK HAT GEBÄUDE GEKAUFT
- Das Gebäude in der Hauptstraße 63 in Wenden wurde von der Volksbank Olpe-Drolshagen-Wenden gekauft. In Zeiten von Negativ-Zins ist die Volksbank gehalten, sich strategisch Gedanken über neue Investitionsmöglichkeiten außerhalb des Bankgeschäfts zu machen, erklärt Marco Heinemann vom Volksbank-Vorstand im Gespräch mit unserer Redaktion, eben weil das klassische Bankgeschäft nicht mehr die Erträge abwerfe wie früher. Vor dem Hintergrund habe man bereits im Januar 2019 die Tochtergesellschaft, die Volksbank ImmoXperten, gegründet und sich dementsprechend Expertise eingekauft. „Diese Parzelle in Wenden liegt sehr zentrumsnah“, sagt er.
- „Dadurch bestehen mehrere interessante Optionen für die Nutzung, die wir derzeit prüfen. Da sind wir aktuell intern in einer Planungsphase.“ Genaueres könne man derzeit noch nicht sagen. Ein Abriss des Gebäudes sei durchaus denkbar. Auch das Gebäude zwischen der Hauptstraße 63 und der Volksbank-Filiale befindet sich seit Jahren im Besitz der Volksbank.