Wenden. Nach dem Corona-Lockdown sind die Geschäfte in Wenden gut aus den Startlöchern gekommen. Doch inzwischen spüren viele wieder Einbußen.
Nach dem wochenlangen Lockdown wurde der Einzelhandel ab 20. April schrittweise wieder hochgefahren. Viele Händler sind jedoch auch weiterhin von der Existenz bedroht, weil der Laden nicht wieder richtig ans Laufen kommt. Allerdings sollen auf der anderen Seite gerade Nebenzentren in der Coronakrise profitiert haben, weil die Kunden lieber vor Ort einkaufen und das Risiko des auswärtigen Einkaufens scheuen. Ein solches Nebenzentrum ist Wenden. Gab es hier einen Boom, weil die Menschen aus Sicherheitsgründen auf Einkaufsfahrten nach Olpe oder Siegen verzichtet haben? Wir haben nachgefragt.
Christoph Häner, Inhaber des Schuh- und Sportgeschäftes in Wenden, kann dies bestätigen: „Gerade am Anfang, als wir aufmachten, war das so. Man merkte, dass die Leute wesentlich vorsichtiger sind. Ich hatte schon den Eindruck, dass sie gezielt zu uns kamen. Einige riefen auch an, wann es im Geschäft ruhiger wäre. Wir hatten da schon den Vorteil, dass wir im Gegensatz zur City-Galerie in Siegen auf dem Land sind.“ In der ersten Woche nach Wiedereröffnung habe er 30 bis 40 Prozent mehr Umsatz gehabt als in der entsprechenden Woche des Vorjahres: „Da hatten wir richtig heftig zu tun. Der Nachholbedarf war da.“
Hohe Rabatte locken Kunden ins Mode-Eck
Drei bis vier Wochen habe diese Situation angehalten, doch mittlerweile habe sich alles wieder normalisiert: „Jetzt ist es wieder zurückhaltender. Die Kunden kaufen nach Bedarf, nicht darüber hinaus. Es fehlen im Moment die Kunden, die kommen, um sich im Geschäft umzuschauen.“
Gründe seien auch die ausgefallenen Hochzeiten und Abibälle, so Christoph Häner. Und: „Uns fehlt jetzt auch die Kirmes. Das ist immer ein wichtiges Event. Im Zelt verkaufen wir dann die restliche Sommerware. Wir rechnen mit einem Einbruch im August.“
Über einen Ansturm nach Wiedereröffnung im April berichtet auch Mechthild Jäkel, Inhaberin vom Mode-Eck in Gerlingen: „Wir hatten die Kunden angeschrieben. Die kamen vor allem wegen der Angebote. Es gab 50 Prozent Rabatt.“ Nach ein paar Tagen sei der Laden leergekauft gewesen.
Umsätze im März und April eingebrochen
„Die Coronakrise hat die Bekleidungsbranche hart getroffen. Vor allem der Shutdown sowie die nachgelagerten Lieferengpässe haben zu starken Umsatzeinbußen geführt. Der Umsatz ist im März um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat eingebrochen, im April sogar um 76 Prozent“, bilanziert Mechthild Jäkel, die das Mode-Eck seit 14 Jahren betreibt. Dennoch bleibt sie optimistisch: „Wir sehen einer positiven Entwicklung speziell für die Saisoneröffnung Anfang September entgegen, da sich in den vergangenen Wochen gezeigt hat, dass die Kundin wieder Wert auf eine persönliche-ehrliche Beratung sowie ein optimales Preis-Leitungs-Verhältnis legt.“
Einen Profit, weil er mit seinem Friseurgeschäft im Nebenzentrum Wenden ist, hat Eckhard Stahl nicht festgestellt: „Der Ansturm war schon sensationell, aber das war zu erwarten. Die Leute haben Trinkgeld gegeben wie noch nie. Die waren heilfroh, dass sie wieder die Haare geschnitten bekommen. Die Stammkunden kamen. Aber dass die Leute wegen der Unsicherheit nicht nach Olpe oder Siegen fahren wollten, habe ich nicht gemerkt.“
Maske ist Hindernis für Einkaufstouren
„Die Werkstätten sind unsere Hauptkunden. Wenn bei ihnen weniger Betrieb ist, dann ist das auch bei uns so“, sagt Heribert Rawe, Mitinhaber von Heer & Rawe Autoteile in Wenden. Die ersten vier Wochen nach Wiedereröffnung sei es im Geschäft noch ganz gut gelaufen: „Das war aber bedingt dadurch, dass die Leute die Umrüstung der Reifen noch nicht vollzogen hatten und wir einen Räderwechsel-Service anbieten.“
„Es gab keinen Ansturm. Das Kaufverhalten ist immer noch zurückhaltend. Keiner hat Lust, mit Maske einzukaufen“, meint Dieter Humpfle, Inhaber des Schulranzen- und Spielwarengeschäftes in Gerlingen. Und: „90 Prozent der Händler sagen, dass es eine Katastrophe ist. Es wird nur noch das Nötigste gekauft.“