Attendorn. Attendorn hat jetzt als erste Stadt in Deutschland einen „Weg der Kinderrechte“. Ein wichtiges Signal, betont der Kinderschutzbund zur Eröffnung.
Attendorn hat die Attahöhle, den Biggesee, eine starke Industrie und laut Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) jetzt auch noch die „perfekte(n) Wälle“. Bereits seit Mai weisen auf den vier Stadtwällen 38 Schilder auf den „Weg der Kinderrechte“ hin, der am Samstag offiziell vor der Sonnenschule eingeweiht worden ist.
„Ich bin stolz darauf, dass wir in Attendorn einen Weg der Kinderrechte haben“, lobte Pospischil die Arbeit von Erzieherin Anna Orsini, Künstlerin Marlies Backhaus und Filmemacher Jan Backhaus, die mit über 40 Kindern und Jugendlichen von „Kids in Attendorn“ (K.I.A.) die auf runde Schilder montierten überdimensionalen Lollis gestaltet haben. K.I.A. ist eine Initiative des Jugendzentrums, die unter Anleitung von Marlies Backhaus schon die hässliche Mauer an der Kreuzung zum Waldenburger Weg bunt angemalt hat. Ein weiteres Projekt ist eine „Mauer der Generationen“ am Mehrgenerationenplatz vor dem Kino.
Von den ersten Ideen bis zur Aufstellung der Schilder hat es rund drei Jahre gedauert. „Was ihr geleistet und geschafft habt, das ist Kunst“, lobte Christian Pospischil die Arbeit der Kinder und Jugendlichen. Für den Bürgermeister ist der bundesweit erste „Weg der Kinderrechte“ ein „Hoffnungsstrahl in dieser so merkwürdigen Zeit“. Und vielleicht war es auch kein Zufall, dass der neue Weg über die 1,6 Kilometer langen Wälle an der Sonnenschule eingeweiht wurde.
Bunte Lollis mit ernster Botschaft
Plätze, die an die weltweiten Kinderrechte erinnern, gibt es schon in vielen Städten. Aber ein von Kindern gestalteter Weg wie in Attendorn ist in Deutschland einmalig. Und deshalb war am Samstag mit Heinz Hilgers auch der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes in die Hansestadt gekommen. Nicht zum ersten Mal, wie der 72-Jährige beim Rundgang über die Wälle verriet, aber erstmals in offizieller Mission. „Das ist eine Kampagne für die Kinderrechte“, bedankte sich Hilgers, der seit 1993 an der Spitze des Kinderschutzbundes mit Sitz in Berlin steht, bei den Initiatoren.
Heinz Hilgers weiß aus kommunalpolitischer Erfahrung als ehemaliger Bürgermeister von Dormagen, wie wichtig es ist, sich für Kinderrechte einzusetzen. Dabei wissen viele Mädchen und Jungen gar nicht, dass sie eigene Rechte haben. Zum Beispiel das Recht auf Wasser, Nahrung, Bildung, gewaltfreie Erziehung oder Gleichbehandlung.
„Flüchtlingskinder haben das Recht auf besonderen Schutz und Hilfe“, hat Marie auf ihren bunten Lolli geschrieben. Marli und Lisa ist es wichtig, dass „Kinder das Recht auf Förderung bei Behinderung“ haben. Bürgermeister Christian Pospischil hat der Satz von Lena beeindruckt: „Ich wünsche mir, dass jedes Kind der Welt ein Dach über dem Kopf hat“. Der 39-Jährige ist selber Vater von drei Kindern, „die in Attendorn ein gutes Zuhause über dem Kopf haben“. Aber viele Mädchen und Jungen, so Pospischil, „kennen das Gefühl von Schutz und Geborgenheit nicht“, auch in Deutschland. Deshalb freut sich der Bürgermeister über „diese wunderbare Initiative“ mit den überdimensionalen Lollis als Symbolen, die „eine ernste Botschaft vermitteln“.
„Wenn so ein Weg oder Platz geschaffen wird“, sagte Heinz Hilgers, „dann wird auch über Kinderrechte diskutiert. Das ist schon viel wert.“ Nach der abschließenden Vorführung einer Dokumentation von Filmemacher Jan Backhaus im JAC-Kino über den Entstehungsprozess des einmaligen Projektes erhielt Heinz Hilgers wie Bürgermeister Christian Pospischil und Heinz-Jörg Reichmann von der Sparkasse ALK einen der überdimensionalen Lollis.