Attendorn. Auf katholischem Friedhof in Attendorn sind sowjetische Staatsbürger beerdigt, die als Zwangsarbeiter vom NS-Regime in den Tod getrieben wurden.

Die 61 Grabplatten und der große Gedenkstein auf dem katholischen Friedhof an der Windhauser Straße in Attendorn erinnern an das so dunkle und schmerzhafte Kapitel des Nationalsozialismus in der Hansestadt Attendorn. Begraben liegen hier 121 sowjetische Staatsbürger, die in den Jahren 1941 bis 1945 überwiegend als Zwangsarbeiter von der NS-Diktatur in den Tod getrieben wurden.

Gedenktag in Attendorn

Anlässlich des 75. Jahrestages zum Ende des zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 wurde wurde in Attendorn ein stilles Gedenken an die Attendorn umgekommenen sowjetischen Zwangsarbeiter abgehalten. Der Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ waren viele Attendorner Bürger gefolgt – natürlich unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.

Nun soll diese Kriegsgräberstätte, die durch eine Böschung vom restlichen Friedhof optisch getrennt ist, in die Denkmalliste der Stadt Attendorn eingetragen werden.

„Es ist ganz wichtig, dass wir dieses dunkle Kapitel wach und die Opfer des Faschismus in unserer Stadt in Erinnerung halten“, lobte Uli Selter den Vorstoß, der auf einen entsprechenden Antrag einer Privatperson aus Attendorn fußt. Der CDU-Politiker bat zudem darum, kleine Text-Tafeln mit aufklärenden Informationen auf dem Friedhof aufzustellen. Die Mitglieder des Ausschusses für Schulen, Kultur und Denkmalschutz sprachen sich einstimmig für die Eintragung aus, der Stadtrat trifft nun die endgültige Entscheidung.

Das Denkmal

Auch interessant

Auf dem Gedenkstein, einem würfelförmigen Korpus samt zweistufigem Unterbau, ragt an allen Seiten die Inschrift „Ewiges Gedenken unseren Genossen, die in faschistischer Sklaverei umgekommen sind“ hervor. Die Seiten rund um die Inschriftentafeln sind verziert mit Eichenlaub, Hammer, Sichel und dem Sowjetstern. Dem Gedenkstein vorgelagert sind die 121 Grabplatten, auf denen die Namen der verstorbenen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen eingraviert sind. Für zwei Einzelgrabstätten wurde jeweils eine Grabplatte verlegt. Den Entwurf für das Denkmal schuf seinerzeit ein Attendorner Architekt auf Anweisung der sowjetischen Militäradministration.

Auch interessant

Die nahezu vollständig erhaltene Ehrenanlage wurde laut Angaben der Stadt von der Siegermacht Sowjetunion in Gedenken an die verstorbenen Landsmänner errichtet, finanziert und im August 1946 eingeweiht. Um die Pflege und Instandhaltung des sowjetischen Ehrenfriedhofes mit allen Grünflächen und Einfassungen kümmert sich bis heute die Stadt, auch dank finanzieller Hilfen vom Bund. Übrigens diente die Anlage auf dem Attendorner Friedhof auch als Muster für den seit 2014 unter Denkmalschutz stehenden sowjetischen Ehrenfriedhof in Maumke.

Die Historie

Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs lebten Zwangsarbeiter aus der UdSSR unter unmenschlichen Bedingungen in Zwangslagern auf Attendorner Stadtgebiet. Die Antragsstellerin schreibt unter Berufung auf verschiedene Quellen: „Die Ehrenanlage ist für die Attendorner Geschichte von Bedeutung. Sie beweist die Anwesenheit nach hier verschleppter Zwangsarbeiter, insgesamt ca. 3000 Russen, die in etwa 80 Attendorner Unternehmen zur Arbeit gezwungen wurden (...). In der Stadt, aber auch in umliegenden Ortschaften wurden ca. 20 Baracken-Lager zur Unterbringung dieser Menschen gebaut. Sie mussten unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, bis zur Erschöpfung arbeiten und die Schikanen ihrer Aufseher ertragen.“

Das Denkmal sei daher ein „Fixpunkt der Erinnerungskultur“ und mahne an die „politische und moralische Verantwortung für die Opfer des Nationalsozialismus“.

Die Bedeutung

In einer Stellungnahme zur Bedeutung des Denkmals schreibt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL): „Die Anlage ist bedeutend für die Geschichte der Menschheit im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg, denn das aufstehende Denkmal gehört zu den sehr seltenen so gut überlieferten Exemplaren in Westfalen. Die Botschaft dieser (...) überlieferten sowjetischen Monumente – so dem in Attendorn – aus einem wahrscheinlich um die 200 Objekte umfassenden Bestand ist eindeutig: Der rassistische Vernichtungs- und Ausbeutungskrieg Deutschlands gegen die Sowjetunion war von der Roten Armee nicht nur siegreich abgewehrt worden, sondern hatte sogar zur Befreiung ganz Deutschlands vom Nationalsozialismus geführt.“

Die Kriegsgräberstätte zum Gedenken an die 121 sowjetischen Staatsangehörigen, die in den Jahren 1941 bis 1945 in Attendorn als Zwangsarbeiter starben, steht auf dem Friedhof an der Windhauser Straße. Sie soll nun in die Denkmalliste der Stadt Attendorn eingetragen werden.
Die Kriegsgräberstätte zum Gedenken an die 121 sowjetischen Staatsangehörigen, die in den Jahren 1941 bis 1945 in Attendorn als Zwangsarbeiter starben, steht auf dem Friedhof an der Windhauser Straße. Sie soll nun in die Denkmalliste der Stadt Attendorn eingetragen werden. © Flemming Krause

Deshalb sei es begrüßenswert, besagte Grabstätte in die Attendorner Denkmalliste aufzunehmen.