Wenden. Heinz-Dieter Mennecke kommt seit Jahrzehnten auf die Wendener Kirmes. Nur dieses Mal muss das ausfallen. Für den Schausteller eine Katastrophe.

Für Heinz-Dieter Mennecke ist die Wendener Kirmes weit mehr als nur ein Pflichttermin. Der Schausteller aus Dortmund ist jedes Jahr dabei, wenn sich das Riesenrad dreht, wenn die Händler ihre Zuckerwatte verkaufen, wenn zahlreiche Menschen durch die Straßen flanieren – wenn die jungen Leute vor seinem Autoscooter Schlange stehen. „Es ist schockierend, dass das alles dieses Jahr ausfallen muss“, sagt er. „Wir machen ja nicht einfach nur Kirmes. „Im Prinzip sind wir eine große Familie.“

Heinz-Dieter Mennecke kommt seit Jahrzehnten auf die Wendener Kirmes. Den Autoskooter hat er 1999 von seinem Vater übernommen.
Heinz-Dieter Mennecke kommt seit Jahrzehnten auf die Wendener Kirmes. Den Autoskooter hat er 1999 von seinem Vater übernommen. © WP | Privat

Der Dortmunder Schausteller Heinz-Dieter Mennecke ist mit 16 Jahren in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Den Wunsch hatte er bereits vor seiner Einschulung. Für ihn war damals schon klar, dass er die Familientradition in der 6. Generation fortführen wollte. 1999 hat er dann den Autoscooter von seinem Vater übernommen – so wie dieser ihn in den 60er-Jahren von seinem Opa übernommen hat. „Seit ich denken kann, komme ich zur Wendener Kirmes“, erzählt der 54-Jährige. „Als kleines Kind bin ich da schon rumgelaufen. Ich weiß noch, wie wir früher bei der Dreherei von Peter Wurm mit unserem Wohnwagen standen.“

Seither ist er ununterbrochen dabei, wenn die Wendsche Kärmetze lockt. Ohne Ausnahme. Es ist eine Tradition. Es sind Festtage in der zweiten Heimat. Tage, an denen sich alte Bekannte wiedertreffen. Freundschaften, die sich über die Jahrzehnte aufgebaut haben. „Die Kirmes geht nur drei Tage, aber man könnte Wochen vorher hinfahren und noch Wochen danach bleiben, weil man überall eingeladen wird“, erzählt Heinz-Dieter Mennecke.

Irgendwie über die Runden kommen

Doch dieses Jahr ist alles anders. Eine Situation, die alle Schausteller vor eine enorme Herausforderung stellt. Wie es weitergehen soll? Heinz-Dieter Mennecke fehlt die Antwort dazu. Mit einigen anderen Schaustellern hat er zurzeit in Dortmund den „FunDomio“-Freizeitpark vorübergehend (noch bis zum 16. August) geschaffen. Quasi aus dem Nichts, innerhalb Rekordzeit – eben um wenigstens ein paar Einnahmen zu generieren.

Schließlich stand er wie seine Kollgen plötzlich vor dem Nichts. Alle Großveranstaltungen wurden abgesagt. Und noch immer fehlt das Licht am Ende des Tunnels. Noch immer ist nicht absehbar, wie lange sein Schaustellbetrieb stillstehen muss. „Ich bin noch im Vorstand vom Dortmunder Weihnachtsmarkt und wir fangen jetzt mit den Planungen an, wie der Weihnachtsmarkt unter Corona-Bedingungen stattfinden könnte“, sagt der Familienvater. „Aber auch hier kann man noch nichts Genaues sagen.“

Natürlich hat er die Soforthilfe des Landes NRW bekommen (9000 Euro). Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn seine monatlichen Kosten liegen bei rund 6500 Euro. „Das hilft uns ein Scheißdreck“, sagt er. „Wir Schausteller stehen richtig mit dem Rücken zur Wand.“

Ein Überlebenskampf

Also musste er einen Kredit aufnehmen. Damit wird er zumindest über die Runden kommt, sagt er. Irgendwie müsse es ja vorwärts gehen. Jetzt bleibt eigentlich nur die Hoffnung, dass ganz bald wieder Normalität einkehrt. Doch wie schnell ist das überhaupt möglich? Wie schnell wären die Menschen bereit, wieder auf den Rummel zu gehen? „Die Leute haben Angst“, sagt Heinz-Dieter Mennecke. „Das kann ich auch verstehen. Aber aus wirtschaftlicher Perspektive ist das eine Katastrophe. Wir sind gerade dabei, alles das, was wir uns über Generationen aufgebaut haben, gegen die Wand zu fahren.“

Es ist ein Überlebenskampf für jeden Schausteller. Nicht weniger dramatisch lässt sich die Situation beschreiben. „Jetzt nach dem FunDomio-Park gehen die Überlegungen weiter“, sagt Heinz-Dieter Mennecke. „Irgendwas müssen wir uns wieder einfallen lassen. Für mich gibt es nichts Schlimmeres, als einfach untätig zu sein. Ich bin Schausteller und habe echt Spaß an meiner Arbeit.“