Kreis Olpe. Das hohe Reitgras eignet sich nicht nur als Sichtschutz. Garten-Experte Thomas Kramer aus Olpe stellt heute die vielseitige Pflanze vor.

Einige Ziergräser brauchen noch etwas Zeit bis zu ihrer Blüte, nicht aber das von Karl Foerster gezüchtete Reitgras oder auch Sandrohr genannte Calamagrostis x acutiflora ‘Karl Foerster’. Von Ende Juni bis Ende August kann man sich an den sandfarbenen Blüten erfreuen und so mit diesem Gras schöne Akzente im Beet oder Garten setzen.

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Aber erst mal zu Karl Foerster. Dieser begnadete Gärtner hat über 350 Stauden und Gräser gezüchtet, auf die keiner mehr verzichten möchte. „Wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich wieder Gärtner und das nächste Mal auch noch. Denn für ein einziges Leben ward dieser Beruf zu groß“. Wer so etwas sagt, der hat die richtige Berufswahl für sich getroffen. 1970 ist Karl Foerster mit 96 Jahren in Potsdam gestorben, wo er auch seine Gärtnerei hatte. Wenn Sie mal in Potsdam sind, fahren Sie unbedingt zu dieser Staudengärtnerei. In DDR-Zeiten wurde sie zwar nach seinem Tod enteignet, ist aber mittlerweile wieder in Privatbesitz und wird weiter als Gärtnerei mit Privatverkauf betrieben. Ob Rittersporn, Astern oder Gräser, hier finden Sie viele seiner Züchtungen. Neben der Gärtnerei steht sein unter Denkmalschutz gestelltes Wohnhaus mit dem berühmten Senkgarten. Hier wurde der Mittelteil des Gartens abgesenkt und wenn man über die Wege geht, kann man einmal die Gräser und Stauden von oben und einmal von unten betrachten. Dabei wurden den Beeten immer Themen zugeordnet, z.B. Frühlingsweg oder Herbstbeete. Der Garten wurde immer wieder überarbeitet und restauriert, worauf die Tochter von Karl Foerster bis zu ihrem Tod sehr achtete.

Im Frühling etwas Dünger geben

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Diese Gartenkultur ist so völlig anders als die Gartenkultur von Sanssouci, die viele schon gesehen haben. Ich war in Sanssouci übrigens am meisten von der Küche und dem Herd fasziniert. Mein lieber Schwan, was die sich damals alles haben einfallen lassen, um das Essen warm und pünktlich für die Gäste vom alten Fritz auf den Tisch zu bekommen – Chapeau. Aber zurück zum Reitgras. Es wächst schmal aufrecht und wird rund 1,50 Meter hoch. Es bildet kleine Horste und zwei bis drei Pflanzen pro Quadratmeter reichen völlig aus. Sonne bis Halbschatten sind in Ordnung und der Boden kann sandig oder sogar etwas lehmig sein. Geben sie den Gräsern im Frühling etwas Dünger oder Humus und bei langer Trockenheit gelegentlich auch etwas Wasser.

Wenn Sie Calamagrostis in Staudenbeete pflanzen, fällt das Gras alleine wegen der Höhenabstufung auf. Sie können dieses Gras aber auch gut mit Rosen oder anderen Gräsern kombinieren. Ganz interessant ist diese Pflanze auch als Sichtschutz. Pflanzen Sie ihn einreihig oder zweireihig leicht versetzt und sie werden sehen, durch den raschen Wuchs steht dem Sonnenbaden im Sommer nichts mehr im Wege.

Als schmale Hecken auf Beetflächen

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Manchmal stehen auch nur schmale Beetflächen zur Verfügung. Auch hier lässt sich das Reitgras gut einsetzen, praktisch wie eine schmale Hecke. Interessant wird es jetzt auch für Balkon- oder Terrassenbesitzern mit Kübeln. Auch hier funktioniert die Calamagrostis-Züchtung von Karl Foerster, allerdings nicht im Schatten. Die Grashalme bleiben auch im Winter stehen und werden erst im zeitigen Frühling abgeschnitten. So bilden sie auch im Herbst und Winter einen reizenden Anblick. Aber das Reitgras kann man auch sehr gut in Teilbereichen abschneiden und mit ins Haus nehmen. Es eignet sich hervorragend für Gestecke und Blumenarrangements in der Vase.

Meine Frau kombiniert gerne die Ähren dieses Grases mit den Blüten der weißen Ballhortensie Hydrangea arborescens ‘Annabelle’. Sieht wirklich schön aus und man hat auch lange was davon. Die schönen Dinge im Leben können ganz einfach sein, man muss sie nur sehen. Karl Foerster hätte es bestimmt gefallen.

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer