Stade. Sandra Schnüttgen ist großer Fan der Karl-May-Festspiele in Elspe. Mit dem Verkauf der Fotobücher möchte sie dem Team in der Corona-Krise helfen.
Wäre dieser Sommer 2020 ein ganz normaler, Sandra Schnüttgen hätte wohl schon wieder ein halbes Dutzend Mal den Weg Richtung Elspe gefunden. Mindestens. Oben auf dem Berg, am Rübenkamp, unter der gewaltigen Dachkonstruktion, die den Zuschauerraum vor der Bühne überspannt, auf der seit 1964 ununterbrochen Karl Mays Helden für Recht und Ordnung gesorgt haben. Ganz so lang ist die Frau aus Stade noch nicht dabei. Aber immerhin seit 1980. Seit Pierre Brice erstmals in Winnetou III im Sauerland starb und mit mehr als 404.000 Zuschauern einen bis heute unerreichten Besucherrekord aufstellte.
Die Motivation
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2020 gibt es Corona. Mit all den Folgen für die Zuschauer, die echten Fans und vor allem auch die Bühne. Vom nun anlaufenden Ersatzprogramm mit kleineren Shows abgesehen, keine Einnahmen für das Unternehmen und die Schauspieler, die zum Teil Kurzarbeitergeld bekommen. Da wollten sie etwas tun, Sandra und ihre beste Freundin Nadine Schmenger, die ebenfalls seit langem Stammgast ist bei den Karl-May-Spielen Elspe. Das Ergebnis: Ein Fotobuch, das als kleines Souvenir über die Spielzeit helfen soll, die nun nicht sein kann. Ein Andenken für die Elspe-Fans, dessen Erlös der Bühne zu Gute kommen soll.
Das Prinzip
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Die Maschinenbautechnikerin aus Stade – die zu Anfang der Pandemie ebenfalls ihren Job verloren hat und die Situation der Schauspieler daher durchaus nachvollziehen kann – und die Lehrerin aus Rodalben haben über die Jahre unzählige Fotos gemacht und gesammelt, viele davon sind auf den sozialen Plattformen veröffentlicht worden. Die Qualität ist anerkannt. Auf dem Gelände des Elspe-Festival hängen gleich zwei Fotowände mit Aufnahmen des Duos. Einige Motive sind auch im Fachmagazin Karl May & Co. abgedruckt worden. „Das könnte doch etwas sein“, haben sich Nadine und Sandra beim Nachdenken über eine Unterstützungsaktion gedacht. Fotos heraussuchen, die überwiegend noch nicht zu sehen waren, daraus ein Büchlein basteln und für den guten Zweck über Facebook und Instagram anbieten. „Wir haben einen festen Preis gemacht, jeder kann aber auch mehr geben“, erklärt Sandra Schnüttgen das einfache Prinzip. Sollte heißen: 15 Euro inklusive Porto waren vorgegeben. „Einige haben aber auch bis zu 50 Euro überwiesen“, freut sich Schnüttgen schon jetzt auf die Übergabe im September.
Der Umfang
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Denn: Die Aktion soll so lange laufen, wie nach Plan der „Ölprinz“ auf dem Spielkalender gestanden hätte. Bis dahin nehmen die beiden engagierten Bühnenfreundinnen Bestellungen entgegen und verschicken das Büchlein, das 20 Seiten umfasst und die Vorstellungen der Jahre 2017 bis 2019 dokumentiert, also die Stücke Winnetou I, II und III. Auf zweimal sechs und einmal acht Seiten (für Winnetou III) gibt es schöne Erinnerungen an die legendäre Kerngeschichte der Blutsbrüderschaft, können sich die Fans über Aufnahmen der Publikumslieblinge wie Kai Noll (Old Shatterhand), Cheryl Baulig (Nscho-tschi/Ribanna), Sebastian Kolb (Parranoh/Plummer) und natürlich Jean-Marc Birkholz als Winnetou freuen. Texte gibt es keine, nur einige Zitate von Karl May sind eingestreut.
Die Änderung
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Die Bücher können immer wieder nachbestellt werden, wobei Sandra Schnüttgen da auch schon eine unangenehme Erfahrung machen musste. Praktisch über Nacht erhöhte der Anbieter die Preise um mehr als 40 Prozent, was den Gewinn deutlich in den Keller gehen ließ. „Nix da“, haben Sandra und Nadine jedoch gedacht und sich einen neuen Drucker gesucht. Was für die Frau aus Stade allerdings auch bedeutete, „eine Nachtschicht einzulegen und alles neu zu layouten“. Im Prinzip sieht alles weitgehend gleich aus, aber minimale Unterschiede gibt es schon. „Eine zweite Sammlerauflage, Fans aufgepasst“, schmunzelt Sandra Schnüttgen, deren Eltern seit vielen Jahren eine Pension am Biggeufer betreiben. Was aus Karl-May-Sicht durchaus das Gefühl vermittelt, direkt am legendären Silbersee zu wohnen.
Der Kontakt
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Trotzdem seien die ersten Elspe-Jahre durchaus „normal“ gewesen, schmunzelt sie. Der regelmäßige Ferienspaß im Sommer. Erst später wuchsen die Bekanntschaften, wurden zu Freundschaften und ließen die Bühne immer öfter zum Ziel – ein bisschen auch zu einem zweiten Zuhause – werden. Im Frühjahr 2020 war sie trotz Corona mehr als einmal auf dem Gelände, hat sich mit Stuntkoordinator Marko Kühne und dessen Frau getroffen, die Pferde fotografiert, die Atmosphäre genossen. Auch die enge Freundschaft zur 13 Jahre jüngeren Nadine aus Rheinland-Pfalz ist am Rübenkamp entstanden und gewachsen. Für das Buch haben die beiden Frauen ihre besten Fotos ‚zusammengeworfen’, coronabedingt weitgehend digital und virtuell, weil die sonst regelmäßigen Besuche nicht gehen.
Die Resonanz
Mit der bisherigen Resonanz sind sie zufrieden. Selbst Leute, von denen sie nie gehört hatten, haben bestellt und die Idee gelobt. Ein Wermutstropfen neben der Preiserhöhung: Das Elspe-Festival muss die geplante Spende voll versteuern. Im Nachhinein hätten sich Sandra und Nadine auch so etwas vorstellen können, wie die Aktion #KunstNothilfe vom elinor.network und der GLS Bank zu unterstützen, die bei der „Winnetou@home“ Aktion des Karl May & Co-Magazins genannt wird. „Aber jetzt haben wir schon Elspe als Empfänger auf dem Umschlag stehen“, zuckt die Frau aus Stade lächelnd die Schultern. Zumindest sei dann auch sicher, dass die Spende dort ankommt und nicht aus dem großen Topf vielleicht in andere Richtungen geht.
Der Ausblick
Und wie steht sie nun den Sommer durch? Sie schaut die erwähnten YouTube-Lesungen des „Ölprinzen“ des Karl May & Co-Magazins, wo viele Bühnenschauspieler dabei sind, auch aus Elspe. Sie freut sich auf den 18. und 19. Juli, wenn ihr persönlicher Favorit Sebastian Kolb in Siegen aus dem gleichen May-Band liest. Sandra Schnüttgen betreibt auch die offizielle Fan-Page des Schauspielers, während Freundin Nadine gleiches für „Winnetou“-Birkholz betreut. Und natürlich wird die Staderin auch am 17. Juli in Elspe sein, wenn dort das reduzierte Sommerprogramm mit Shows startet. Bis dahin möchte sie aber auch noch ein paar Bücher verkaufen. Damit es im September auch eine ordentliche Summe zu überreichen gibt.