Kreis Olpe. Seit dem Wintersemester 2019/2020 gibt es das „Landarzt-Studium“. Ein Juror aus dem Kreis Olpe berichtet über das Auswahlverfahren.

Kann ich mir eine Zukunft als Hausarzt auf dem Land vorstellen? Diese Frage wird sich vermutlich jeder Student vor seinem Medizin-Studium mal stellen. Natürlich, der Bedarf ist mit Blick auf die Altersstruktur da. Aber eine eigene Praxis? Womöglich noch fernab der Heimatstadt? Zweifel, die dafür sorgen, dass einige Hausärzte keinen Nachfolger finden. Die Politik in NRW hat reagiert und reserviert nun einige Medizinstudienplätze für angehende Landärzte. Unsere Redaktion hat mit einem Hausarzt aus dem Kreis Olpe gesprochen, der als Juror dabei war.

Seit dem vergangenen Wintersemester werden in Nordrhein-Westfalen 7,8 Prozent aller Medizin-Studienplätze über die Landarztquote vergeben. Das bedeutet rund 175 Studienplätze pro Jahr. Jeder, der so einen Platz bekommt, verpflichtet sich eine Facharztausbildung in Allgemeinmedizin, Innerer Medizin oder Pädiatrie zu machen und danach mindestens für zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung auf dem Land in NRW zu arbeiten. Keine leichte Entscheidung. Vor allem für Leute, die gerade erst Abitur gemacht haben. „In so jungen Jahren kann das ein Problem sein, sich bereits vor dem Studium für eine solche Laufbahn zu verpflichten“, sagt der Hausarzt, der wegen seiner Tätigkeit als Juror anonym bleiben muss. „Ich selbst wusste nach dem Abitur noch nicht, dass ich einmal die Praxis meines Vaters übernehme.“

Soziale Kompetenzen gefragt

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Wie bekomme ich nun einen Landarzt-Studienplatz? Zunächst erfolgt die Online-Bewerbung (lzg.nrw.de). Im nächsten Schritt wird eine Vorauswahl getroffen. Hier spielen das Ergebnis des Tests für Medizinische Studiengänge und eine mögliche Berufsausbildung eine Rolle. Die Abiturnote ist also nicht das einzige Kriterium (Abitur muss aber vorliegen).

Zweigpraxen gefördert

Mehr als die Hälfte der in NRW tätigen Hausärzte ist älter als 55 Jahre und wird aus Altersgründen in absehbarer Zeit ihre Praxis aufgeben. Das Gesundheitsministerium steuert dieser Entwicklung mit dem „Hausarztaktionsprogramm“ (HAP) entgegen. Neben der Niederlassung von Allgemeinmedizinern werden auch Zweigpraxen finanziell gefördert.

Auf Grundlage dieser Vorleistungen erfolgt die Einladung zum Auswahlgespräch. Dieses fand in diesem Jahr an der Universität in Münster statt. Dort stellten sich die Bewerber den Fragen unterschiedlicher Interviewer. Die knapp 50 Juroren (Ärzte, Psychotherapeuten und Professoren aus ganz NRW) bewerten die Bewerber auf Basis ihrer Antworten. Hier ganz wichtig: Motivation und soziale Kompetenzen. „Es geht darum, herauszufinden, ob die Bewerber für eine Tätigkeit als Landarzt geeignet sein können“, erklärt der Juror.

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Die Auswahlgespräche für das kommende Wintersemester waren Anfang Juni. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde dieses Mal Videotechnik für die Gespräche eingesetzt. Die Auswertung steht noch aus. „Die Bewerber sind sehr engagiert“, sagt der Juror. „Man merkt bei vielen, dass sie das wirklich wollen.“ Gut überlegt sollte es in jedem Fall sein. Denn bei Vertragsbruch folgt eine Strafe von 250.000 Euro. Damit wolle man verhindern, dass dieser spezielle Medizinstudiums-Platz unbedacht oder mit der falschen Intention angenommen wird. „Insgesamt ist das eine tolle Sache“, sagt der Hausarzt. „Alles was getan wird, um die Leute für eine Niederlassung zu begeistern, ist was Gutes.“

Viele Mediziner im Kreis Olpe werden bald in den Ruhestand gehen

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Zurzeit sieht die Situation der Hausärzte im Kreis Olpe gut aus. Zumindest auf den ersten Blick. Alle Vertragsarztsitze sind besetzt. Doch das ändert sich in den kommenden Jahren – altersbedingt. „In den nächsten fünf Jahren gehen einige in den Ruhestand“, sagt der Mediziner. „Ärzte, die sich niederlassen möchten, orientieren sich zurzeit wahrscheinlich eher im Nachbarkreis, wo noch Vertragssitze offen sind.“ Interessenten haben im Kreis Olpe zurzeit nur die Möglichkeit, einen Vertragsarztsitz von einem Kollegen zu kaufen. Und das kostet. Der übliche Preis bewegt sich zwischen 80.000 und 100.000 Euro. „Deswegen ist es so wichtig, dass wir als Region so interessant sind, dass sie sich trotzdem bei uns niederlassen wollen“, betont der Hausarzt.