Kreis Olpe. Wegen der Corona-Pandemie mussten Geschäfte im Kreis Olpe schließen. Nun hat der „Corona-Ausverkauf“ begonnen. Wo es zurzeit Schnäppchen gibt.

Bunte Schilder zieren die Schaufenster. 20, 30 – sogar mit 70 Prozent Nachlass versuchen einige Geschäfte zurzeit die Kunden anzulocken. „Corona-Schnäppchen“, die die Kaufkraft im Kreis Olpe wieder ankurbeln sollen. Für den Kunden bedeutet das Kleidung und Schuhe zu Sonderpreisen, der Händler kann so seine Lager leeren. Denn dort hat sich aufgrund der wochenlangen Schließung Ware angestaut. Unsere Redaktion ist in Olpe, Attendorn und Lennestadt auf Schnäppchenjagd gegangen. Wie wohl die Stimmung bei den Einzelhändlern ist?

Olpe

Hildegard Dahlenkamp lächelt unter ihrem Mund-Nasen-Schutz. Sie freut sich über jeden Kunden, der im „Schuh-Mann“ in der Olper Martinstraße vorbeischaut. Seit Wochen bietet das Schuhgeschäft wechselnde Aktionen an. Ein pinkes Schild mit „Corona-Ausverkauf“ macht darauf aufmerksam. Mal gibt es Prozente auf Taschen, mal auf Schuhe. Aktuell gibt es bis zu 50 Prozent Rabatt.

„Das wird gut angenommen, worüber wir uns natürlich freuen“, sagt die Leiterin. „Durch Corona hatten wir wirklich Umsatz-Einbußen.“ Die ausfallende Schützenfest-Saison, die fehlenden Kommunionfeiern, die Kurzarbeit der Bürger – all das hat Auswirkung auf den Schuhverkauf. „Mit den Aktionen wollen wir unseren Kunden zeigen, dass wir ihnen was bieten“, erklärt Hildegard Dahlenkamp. „Und vor allem wollen wir ihm zeigen, dass wir noch da sind.“

Während einige kleinere Geschäfte gar nicht mit Rabattaktionen werben, fallen die roten Prozente im Schuhhaus Koch, bei C&A, bei Matratzen Concord und anderen schon von weitem ins Auge. So auch im Bekleidungsgeschäft „Witt Weiden“. Ein Teil der Artikel sind deutlich reduziert. Und zwar bis zu 50 Prozent. „Wir hatten vorher auch schon einige Aktionen laufen“, erzählt Teamleiterin Kate Griebsch. „Das läuft gut. Es kann zwar immer besser sein, aber wir dürfen uns nicht beschweren.“ Und auch die nächste Aktion steht schon in den Startlöchern, verrät Kate Griebsch. Ab dem 13. Juli gibt es noch mal 25 Prozent oben drauf.

Altenhundem

Interessant: Das Wort „Rabatt“ oder „Ausverkauf“ scheint in Lennestadts City Altenhundem nicht mehr zu existieren. Dafür sticht ein auffälliges „Sale“ von Plakaten, Aufstellern oder Werberegeln ins Auge – und das in und vor fast jedem Einzelhandelsgeschäft. Rabatte von 50 Prozent und mehr auf ausgewählte Artikel und mehr sind möglich. In einigen Geschäften, die das ganze Jahr über mit Rabattaktionen arbeiten, sind die Rabatte Teil der üblichen Preisreduzierungen für Restartikel. Mit Corona habe dies nicht viel zu tun.

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Uli Cordes dagegen hatte in seiner Boutique „Schaulade“ am Markt direkt nach dem Re-Start ein „Sale-Fenster eingerichtet, „mit Artikeln zu richtig guten Preisen. Das ist gut gelaufen“, wie er sagt, Bilder, Schnäppchen, Geschenkideen gingen 70 Prozent unter Preis über den Ladentisch. Derzeit warten noch einige Langarm-Textilien aus der Frühjahrskollektion auf Abnehmer und natürlich sparen Kunden den Mehrwertsteuer-Rabatt. Mehr Aktion sei im Moment nicht drin, denn „der mehrwöchige Lockdown hat uns schon einige zehntausend Euro gekostet“.

Attendorn

Auch die Attendorner Händler haben sich auf das „Corona-Shoppen“ eingestellt. Vor allem Modeläden gewähren Rabatte, wie zum Beispiel das Geschäft „Frauensachen“ (15 Prozent) oder der Herrenmode-Ausstatter „Engbers“ (20 Prozent bei einem Kauf von zwei Teilen, 50 Prozent bei einem Kauf von drei Teilen).

„Moden Marquart“ bietet zurzeit 20 Prozent auf ausgewählte Artikel an. „Bis vergangene Woche hatten wir unseren Kunden zwei Wochen lang einen 20 Prozent-Rabatt auf das gesamte Sortiment gegeben“, so die Verkäuferin. Eine Aktion, um die Menschen wieder zum Einkaufen zu motivieren. „Aber den Leuten fällt es schwer, mit der Maske entspannt zu bummeln und die Sachen anzuprobieren.“

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Von Volker Eberts, Verena Hallermann und Flemming Krause

Dennis Falkenberg, Inhaber des Geschäfts „Sport Falkenberg“ in der Niedersten Straße, fährt einen etwas anderen Kurs. Er bietet in den Sommerferien, vom 29. Juni bis 11. August, einen Zehn-Prozent-Nachlass auf alle nicht reduzierten Artikel an. Darauf weisen bereits Plakate im Schaufenster hin: „Wir füllen Ihre Urlaubskasse! 10 Prozent auf alles. Anstatt Mehrwertsteuer-Irrsinn!“ Für Falkenberg ist die Mehrwertsteuersenkung, die bis Ende des Jahres gilt, nämlich „keine durchdachte Geschichte“: „Im Grunde sind es auch keine drei Prozent, die dem Kunden erlassen werden, sondern nach kaufmännischer Rechnung 2,52 Prozent. Da gehen schon die ersten Diskussionen los“, so der 35-Jährige. Um diese von vornherein zu vermeiden, hat er sich für einen kundenfreundlicheren Rabatt in Höhe von zehn Prozent entschieden.

Dennis Falkenberg (35), Inhaber des Geschäfts „Sport Falkenberg
Dennis Falkenberg (35), Inhaber des Geschäfts „Sport Falkenberg" in Attendorn, gewährt seinen Kunden in den Sommerferien einen Preisnachlass von 10 Prozent. © Britta Prasse

Einen Rabatt von 50 Prozent oder mehr, wie ihn manche Modegeschäfte momentan anbieten, ist für Falkenberg nicht zu realisieren. „Wir haben nicht so einen großen Abverkaufsdruck wie die Modebranche, deren Lager noch von der Frühjahrs- und Sommerkollektion voll sind. Die Fahrradhose, die ich im März oder April von meinem Lieferanten bekommen habe, kann ich auch noch im Oktober verkaufen.“

Vorausgesetzt, die Hose ist dann noch da. Denn durch die Corona-Krise haben Outdoor-Aktivitäten einen starken Boom erlebt. „Weil der Bereich der Teamsport-Arten komplett flachgefallen ist, haben sich die Leute mehr auf Outdoor-Sport wie Fahrradfahren, Laufen oder Wandern konzentriert“, so Falkenbergs Beobachtung. Hier habe auch die Frequenz der Beratungen zugenommen – eine Dienstleistung, die in Online-Shops gänzlich fehlt. Und sogar gratis ist.