Kreis Olpe. Die Kaufkraft lässt im Kreis Olpe noch immer zu wünschen übrig. Peter Enders, Senior-Chef der Maiworm Gruppe erzählt, wie sie damit umgehen.

Der Einzelhandel im Kreis Olpe blickt auf schwierige Zeiten. Wochenlang waren die Geschäfte wegen der Corona-Krise geschlossen. Und auch nach dem Re-Start ist die Kaufkraft noch nicht vollkommen wiedergekehrt. Doch wie gehen Inhaber mit der Situation um? Welche Maßnahmen werden ergriffen, um das Geschäft anzukurbeln? Peter Enders, Seniorchef der Maiworm Gruppe, erzählt im Interview, wie die Modebranche zu kämpfen hat.

Herr Enders, Maiworm blickt auf eine 200 Jahre alte Geschichte zurück. Vielleicht können Sie ein paar der besonderen Höhepunkte kurz skizzieren?

P eter Enders: 1901 hat mein Opa die Firma gekauft, 1950 haben meine Eltern das Geschäftshaus Bahnhofstraße gebaut, 1978 haben meine Frau und ich das Geschäft in der Martinstraße errichtet. Seit 2004 ist unser Sohn Henrik Enders in die Geschäftsleitung eingetreten und wir haben dann zusammen weitere acht Filialen eröffnet. 2016 konnten wir zusätzlich noch fünf große Modeläden der Mast Mode in Gummersbach mit ca. 50 Mitarbeitern übernehmen.

Dabei wird es aber auch einige Stolpersteine gegeben haben. Welche Krisen hat Maiworm überstanden?

Nach dem Krieg war die Innenstadt von Olpe völlig zerbombt. Es gab kaum Ware und der Aufbau des Geschäftes Bahnhofstraße kostete viel Kraft. Dann lief es eigentlich recht gut bis Ende der 90er-Jahre. Um 2000 standen in der Olper Innenstadt 17 Ladenlokale leer mit über 40 Schaufenstern. Olpe war damals als Einkaufsstadt nicht mehr attraktiv und wir haben uns viele Sorgen gemacht. Durch mutige Entscheidungen von Politik und Verwaltung und viel Engagement der Gewerbetreibenden und Bürger konnte eine Wende erreicht werden und unsere Stadt ist heute wieder ein attraktiver Einzelhandelsstandort mit einer hohen Kaufkraftbindung.

Wie lautet das „Geheimrezept“? Also wie schafft es ein Unternehmen, solche Krisen zu überstehen?

Jeder Unternehmer muss immer wieder die Kraft für mutige Entscheidungen aufbringen. Eine faire Zusammenarbeit mit allen Partnern ist erforderlich, sonst läuft nichts. Das Wichtigste ist ein gutes Team. Wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen und zufrieden sind, klappt vieles von selbst und das strahlt auch nach außen.

Was waren die größten Verluste in den Krisen?

Große Verluste und Schäden sind uns bisher erspart geblieben. In anderen Regionen war das anders. Wenn wir an die Flutkatastrophen in Sachsen 2002 denken, wo ganze Innenstädte zerstört waren und die Geschäfte, Dienstleister und die Gastronomie vor dem Nichts standen. Wir haben das damals miterlebt und eine komplette guterhaltene Ladeneinrichtung einem jungen Ehepaar in Pirna geschenkt. Solche Katastrophen sind wirtschaftlich schlimmer als Corona.

Wie erleben Sie die Corona-Situation? Haben Ihre Geschäfte darunter gelitten? Ist die Kaufkraft zurückgegangen?

Die Corona Krise trifft den Modehandel hart. Baumärkte, der Lebensmittelhandel und zum Teil auch die Elektronikbranche haben teilweise noch Pluszahlen. Wir hatten im März/April die Frühjahrsmode im Laden und unsere Geschäfte zu. Das Interesse an der Frühjahrsmode hält sich jetzt nach wie vor in Grenzen. Nach der Öffnung kamen zunächst sehr wenige Kunden. Die Endverbraucher geben zurzeit auch deutlich weniger Geld in den Konsum.

Woran liegt das?

Das hat mehrere Gründe: Viele Arbeitnehmer haben Kurzarbeit und hierdurch viel weniger Geld zur Verfügung. Durch die Sorge, ob sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert, wird gespart. Ein Grund ist auch, dass Veranstaltungen und Feiern wie Schützenfeste, Hochzeiten, Geburtstage und viele andere Events ausfallen. Da wird kein neues Outfit gekauft.

Rückblickend auf die vergangenen Wochen: Wie viele Nerven hat Ihnen Corona gekostet?

Die Nerven von meinem Sohn als Geschäftsführer und unserem Führungs- und Verwaltungsteam waren extrem belastet. Es gab unzählige Gespräche mit Lieferanten, Behörden, Steuerberatern, Banken, Arbeitsamt und vielen anderen Stellen. Die Unterstützung war einmalig gut. Auch die 110 von 120 Mitarbeiter, die wir zu 100 Prozent in Kurzarbeit schicken mussten, hatten Fragen und Sorgen, die wir auffangen mussten.

Gibt/gab es besondere Aktionen, um die Kundschaft zu ermutigen?

Während der Schließung haben wir in den sozialen Medien und in der lokalen Presse Gutscheine angeboten, die man bestellen konnte. Die Aktion ist sehr gut angekommen und wir haben uns darüber gefreut, dass sich unsere Kunden und auch viele Geschäftspartner solidarisch gezeigt und Gutscheine gekauft haben. Weiter haben wir Auswahlsendungen verschickt und unseren Internet-Handel forciert. Nach der Eröffnung wurden alle notwendigen und möglichen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen organisiert, um unseren Kunden und Mitarbeitern ein sicheres Gefühl zu geben. Das wurde von den Kunden begrüßt und dankbar angenommen. Unsere Mitarbeiter arbeiten weitgehend in getrennten Wechselschichten. Die Kunden fühlen sich jetzt sicher und kommen wieder gerne.

Wird sich durch die Corona-Situation langfristig in Ihren Geschäften etwas ändern?

Mit vielen Dingen werden wir alle bewusster umgehen und uns Gedanken machen, was eine solche Katastrophe auslösen kann. Wenn vor wenigen Monaten jemand ein solches Szenario beschrieben hätte, wäre er ausgelacht worden. Dass weiter Vorsicht geboten ist, zeigen die Vorfälle in Gütersloh. Hoffentlich lösen die zurückkommenden Urlauber nach den Ferien keine neue Welle aus.

Hat(te) Corona womöglich auch positive Nebeneffekte für den Einzelhandel aus Ihrer Sicht?

Zu Beginn des Shutdown im März legte der Online-Handel mächtig zu. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass dieser Trend wieder zurückgegangen ist. Der Kunde hat die Beratung im Fachgeschäft und den Einkauf vor Ort wieder schätzen gelernt. Das ist nach den fünf Wochen besonders deutlich geworden.

Gibt es Pläne, um die Kaufkraft nach der Corona-Krise nochmal ordentlich anzukurbeln?

Wir geben nicht nur die 3 Prozent Mehrwertsteuer-Senkung der Bundesregierung weiter. Seit Montag bekommt jeder Kunde die vollen 16 Prozent Mehrwertsteuer an der Kasse geschenkt. Das gilt für das gesamte Sortiment und sogar auch für reduzierte Ware. Damit wollen wir uns bei unseren Kunden bedanken und versuchen, nach der Corona-Krise das Geschäft wieder anzukurbeln.