Lichtringhausen. Auch wenn das „Cattlemen’s“ in Lichtringhausen wieder öffnen darf, bleiben die Gäste aus – obwohl der Lieferdienst im Lockdown gut genutzt wurde.

Ein durchaus ereignisreiches, mitunter aber auch schwieriges knappes erstes Jahr liegt hinter Tim Paulsen (32) und Jennifer Gelhart (31). Als die beiden Vollblut-Gastronomen im September 2019 in Lichtringhausen das „Cattlemen’s“, ein Burger- und Steakhaus nach amerikanischen Vorbild, eröffnen, laufen ihnen die neugierigen Gäste zunächst die Bude ein. „Im September und Oktober war es bei uns brechend voll, sicherlich auch dank des Spätsommerwetters“, erinnert sich der Schalksmühler, der zunächst Betreiber war, Anfang April dieses Jahres jedoch das Lokal an seine vorherige Restaurantleiterin abgab, an die Anfänge zurück. Über den Jahreswechsel lief es ebenso gut, Weihnachtsfeiern mit teils 20 bis 30 Leuten ließen die Kasse klingeln. Doch dann kam der erste kleine Vor-Corona-Bruch. Als zäh betitel Paulsen die Monate Januar und Februar und sucht nach Erklärungen. Möglicherweise schreckte der Standort im kleinen Lichtringhausen an der Grenze zu Plettenberg die Besucher ab, vielleicht war es der bis vor kurzem desolate Straßenzustand der L 697, den die Besucher lieber mieden. Reine Spekulation.

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Doch statt eines erhofften Aufschwungs im Frühjahr erreichte die Coronapandemie nun auch Deutschland, das Sauerland und Lichtringhausen. Am 18. März hieß es schließlich für Jennifer Gelhart: Ihr Restaurant muss nach einem NRW-weiten Erlass, wie alle anderen Gastronomiebetriebe auch, vorerst geschlossen bleiben. „Das war im ersten Moment ein Schock“, blickt die gelernte Restaurantfachfrau aus Halver zurück.

Spontaner Online-Shop

Der 31-Jährigen bleibt nichts anderes übrig, als auf das Außer-Haus-Geschäft zu setzen. Mitunter vier Fahrer liefern die Bestellungen, die über einen restaurantinternen Online-Shop bestellt werden können, aus. Nach Plettenberg, Olpe, Meinerzhagen oder Finnentrop. Diejenigen, die sich ihr Essen lieber selbst aus Lichtringhausen abholen, bekommen die Ware durchs Fenster gereicht. „Das hatte was“, sagt Tim Paulsen, der sich um sein anderes „Cattlemen’s“ in Halver nach der Übergabe an Gelhart ausschließlich kümmert. „Das haben die Leute richtig gut angenommen“, freut sich Jennifer Gelhart.

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Bis zum 11. Mai. An dem Tag, an dem die vielen Restaurantbetreiber endlich wieder ihre Pforten öffnen dürfen. Ein Glücksmoment. Ein Moment der Hoffnung. Doch paradoxer Weise wirkt sich diese positive Nachricht im „Cattlemen’s“ eher negativ aus. Gelhart: „Seitdem kämpfen wir jeden Tag, es ist ein Auf und Ab.“ Die Betreiberin hatte vielmehr damit gerechnet, dass die Leute nach der langen Zeit der Ausgangsbeschränkungen wieder richtig Lust auf amerikanische Burger hätten. Doch der Kundenansturm bleibt aus. Erklärungsversuche von Tim Paulsen: „Vielleicht liegt es an den Datenerfassungen. Wie überall auch, müssen unsere Gäste Namen und Telefonnummer hinterlassen.“ Andererseits würden die Kunden, die online bestellen oder Reservierungen vornehmen, genau das tun, also ihre Daten preisgeben. Vielleicht stört die Kunden auch der Mund-Nasenschutz, den man allerdings auch nur auf dem Weg zum Tisch bzw. zur Toilette aufsetzen muss. Oder aber es liegt schlicht und ergreifend am Geld. „Man darf nicht vergessen, dass viele Arbeitnehmer in Kurzarbeit waren oder sind“, betont Paulsen.

Karte mit günstigeren Gerichten

Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Deswegen setzen der Ex-Betreiber und seine Nachfolgerin in den nächsten Tagen und Wochen vor allem auf das gute Wetter, auf weitere Lockerungen und den neuen Koch, der gar nicht so neu ist, weil er schon in Halver als zweiter Küchenchef agierte. Er hat auch gleich eine zweite, kleinere Karte für den kleinen Geldbeutel entwickelt, so Paulsen. Das Schöne in Lichtringhausen sei zudem, dass die Besucher in ausreichendem Abstand an acht Tischen draußen sitzen können. Und am Abend auch nicht mehr von den vielen Lkws, die tagsüber die Landstraße befahren, gestört werden.

Im Inneren hat das Restaurant aufgrund der Abstandsvorgaben allerdings nur noch zwölf statt der sonst üblichen 25 Tische stehen. Ein Umstand, der auch Corona geschuldet ist. Wie so vieles in der noch jungen „Cattlemen’s“-Geschichte im kleinen Lichtringhausen.