Kreis Olpe. Nachdem Mitglieder einer Familie aus dem Kreis positiv auf das Corona-Virus getestet werden, muss eine Lerngruppe aus Bamenohl in Quarantäne:

In den vergangenen Tagen und Wochen gab es kaum noch neue, offiziell bestätigte Corona-Fälle im Kreis Olpe. Bis Dienstag. Am frühen Abend meldete das Gesundheitsamt, dass nach einer Geburtstagsfeier eine Familie aus dem östlichen Kreisgebiet positiv auf das Virus getestet wurde.

Bekannt ist, dass sich unter den zehn infizierten Familienmitgliedern ein junges Mädchen befindet, das die Grundschule in Bamenohl besucht. Mit weiteren Details, etwa zur Frage, wo genau die Feier stattfand und woher die Familie stammt, hielt sich Kreisdirektor Theo Melcher, der den Corona-Krisenstab im Kreishaus leitet, auf Nachfrage zurück. Nach unseren Informationen hat ein Vater aus Lennestadt das Virus in die Familie getragen.

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Konsequenzen hat dieser neue Fall vor allem für die Lehrer, Schüler und Eltern aus Bamenohl. Denn acht Kinder einer Lerngruppe, in der das Mädchen unterricht wurde, mussten sich unverzüglich in Quarantäne begeben – genauso wie zwei Lehrerinnen. Sie werden nun auf das Corona-Virus getestet.

Standort sollte geschlossen werden

Die große Frage lautet nun: Wie geht es in den nächsten Tagen am Grundschulstandort in Bamenohl, an dem 99 Kinder unterricht werden, weiter. Judith Baum, Leiterin des Grundschulverbunds Lennetal, zu dem Bamenohl gehört, plädiert dafür, den Standort vorerst zu schließen – und zwar so lange, bis die Testergebnisse vorliegen und klar ist, wer sich angesteckt haben könnte. Denn genau das ist derzeit völlig unklar.

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Sollten etwa die beiden Lehrerinnen positiv getestet werden, dann könnten sie auch andere Kolleginnen aus dem Grundschulverbund angesteckt haben. Diese Unwissenheit ist beklemmend, daraus macht Baum keinen Hehl: „Eltern, Kollegen, Schüler – sie alle haben Angst und wissen nicht, wie es weitergeht und ob sie sich möglicherweise angesteckt haben. Ich mache eine große Verunsicherung aus.“

Hinzu komme, dass sich selbst die Experten nicht einig seien, ob und wie häufig sich Kinder mit Corona infizieren würden. Judith Baum kann auch nicht verstehen, warum die Grundschüler seit Montag wieder regulär (natürlich unter den Hygiene- und Abstandsregeln) zum Unterricht an die Schulen zurückkommen sollen. „Wir fühlen uns wie kleine Versuchskaninchen“, nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Dabei hätte die Landesregierung die letzten beiden Schulwochen vor den Ferien noch abwarten und dann zum neuen Schuljahr neu starten können.

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Dass das Virus noch nicht besiegt sei und immer wieder aufflackern könne, betonte Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß im Gespräch mit dieser Redaktion: „Sicherlich mahnt uns dieser Fall, auch im privaten Bereich die Hygienevorgaben weiter konsequent zu beachten und bei Symptomen auf Abstand zu gehen.“ Bauchschmerzen bereite ihm der Ausbruch in der Familie aber nicht, denn: „Es beruhigt mich, dass eine schnelle Verfolgung durch das Gesundheitsamt erfolgt ist und die Kette identifiziert wurde.“ Er hoffe nun inständig, dass das Virus nicht in die Schule gelangt sei.

Melcher: Es kann jeden treffen

Nachdem die Ergebnisse am Dienstag dem Gesundheitsamt vorlagen, wurde der Krisenstab unverzüglich zusammengerufen und die Arbeit, vor allem die Ermittlung sämtlicher Kontakte der Infizierten, aufgenommen. Judith Baum hatten die Mitarbeiter aus der Verwaltung bereits am Dienstagnachmittag über die Situation informiert.

Zuletzt hatte sich dieses Gremium, unter anderem bestehend aus Vertretern des Gesundheitsamtes, des Rettungsdienstes und des Bevölkerungsschutzes, nur noch unregelmäßig getroffen. Im Gespräch mit dieser Redaktion machte Melcher noch einmal unmissverständlich deutlich: „Es gibt keine Zeit nach Corona, sondern nur eine Zeit mit Corona. Wir müssen uns weiter an die Regeln halten, es kann jeden von uns treffen.“ Das hat die betroffene Familie nun am eigenen Leib erfahren müssen.