Attendorn. Der Orgelsommer ist am Sonntag im Sauerländer Dom in Attendorn gestartet – unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln. Martin Nyqvist begeistert.
Der Auftakt in den diesjährigen Orgelsommer am Sonntagnachmittag im Sauerländer Dom in Attendorn war besonders. Denn seit Beginn der Coronakrise und der damit verbundenen Zwangspause war dies das erste Konzert im Kreis Olpe, das unter Beachtung der strengen Hygiene- und Abstandsregeln durchgeführt wurde.
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Kirchenmusiker Martin Nyqvist war zufrieden und glücklich: „Ich glaube, dass wir alle sehr froh sind. Es hat sehr viel Internetaktivitäten von verschiedenen Leuten gegeben, wie digitaler Chor, Youtube-Aufnahmen und, und, und. Aber Live ist doch immer noch schöner.“
32. Auflage in diesem Jahr
Klaus Droste, langjähriger VHS-Leiter, schwelgte bei seinen Grußworten in Erinnerungen. Er sprach von den Anfängen mit Josef Friedhelm Aßheuer, Rudolf Hatzfeld und Dietmar Schneider in den 80er Jahren und erklärte, dass heuer der 32. Orgelsommer sei. Ein guter Beweis für gelebte Beständigkeit. Auf vier weitere Konzerte mit unterschiedlichen Organisten dürfen sich die Musikliebhaber bis in den August freuen. Die zunächst in Schliprüthen und Drolshagen vorgesehen Orgelkonzerte fallen coronabedingt durch das Raster. Erfreulicherweise kamen am Sonntagnachmittag relativ viele Besucher. Der „gewaltige“ Sauerländer Dom kann auch bei den derzeitigen Abstandsregeln noch etliche Zuhörer fassen.
Werke aus Barock und Romantik
Beim zweiten Konzert des Orgelsommers Südsauerland am Sonntag, 14. Juni (17 Uhr), bedient der Heinsberger Organist Jürgen Poggel auf 27 Registern mit Händen und Füßen die zwei Manuale und das Pedal an der Orgel in St. Nepomuk in Finnentrop.
Unter dem Motto „Zeit – Räume“ bietet Poggel den Zuhörern, von Johann Sebastian Bach und dessen Aufnahme französischer Stilelemente ausgehend, ein abwechslungsreiches und spannendes Programm mit Kompositionen von überwiegend französischen Meistern des Barock und der Spätromantik bzw. des 20. Jahrhunderts. Darunter finden sich Werke von Louis Machand, Nicolas de Grigny, Jean Langlais, Louis Vierne und Olivier Messiaen.
Anmeldung wird empfohlen
Wegen der Corona-Schutzverordnung NRW müssen bei Betreten und Verlassen der Kirche eigene Mund-Nasen-Schutzmasken getragen werden. Eine Händedesinfektion steht zur Verfügung. Wie bei Gottesdiensten beträgt die zugelassene Höchstzahl 43 Besucher im Sitzabstand von 1,50 Metern. Da alle Besucher mit Namen, Anschrift und Telefonnummer namentlich in Listen erfasst werden müssen, gilt die Anmelde-Empfehlung bis Freitag, 12. Juni, 12.30 Uhr bei Doris Clemens im Kreishaus Olpe, 02761 81593 oder per Email an: d.clemens@kreis-olpe.de oder bis Samstag per Email an Martin Nyqvist: kirchenmusik@attendorn-katholisch.de Die Datenlisten werden nach vier Wochen vernichtet.
Eventuelle Restkarten gibt es an der Konzertkasse. Der Einlass in die Kirche St. Johannes Nepomuk (Kostenbeitrag 8 Euro, bitte passend bereithalten) beginnt ab 16.30 Uhr.
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Martin Nyqvist suchte einige mächtige, ja geradezu bombastische Orgelwerke für das Konzert heraus. Das Programm wurde mit dem Konzert über die Weise „Es sungen drei Engel“ (ein Lied zur Passion) des norddeutschen Komponisten Hans Friedrich Micheelsen eröffnet. Die Verarbeitung dieses Passionsliedes soll den am Kreuz triumphierenden Christus darstellen. Gekonnt präsentierte Nyqvist dieses eher unbekannte, aber recht aufwändige Orgelwerk.
Schmerz über den Tod verarbeiten
Danach spielte er eine kleinere Choralbearbeitung des Barockkomponisten Dietrich Buxtehude. Diese vertont den Choral „Gott der Vater wohn uns bei“ und ist eine Bitte um einen guten und seligen Tod. Sie zeugt von einem intimen Charakter und besticht durch zahlreiche Verzierungen, wie es für die Barockzeit typisch ist.
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In der Mitte des Programms spielte der „Leuchtturm“-Kirchenmusiker die beeindruckenden Variationen über ein Motiv der Bach-Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ von Franz Liszt. Der bekannte Komponist verarbeitete in diesem Werk auf beeindruckende Weise den Schmerz über den Tod seiner Tochter Blandine. Hierbei holte Martin Nyqvist aus der Klaisorgel alle möglichen Klangfarben heraus und hielt so die musikalische Spannung dieses bewegenden Orgelwerkes aufrecht.
Zeit für einen ruhigen Moment
Nach diesen emotional tiefgreifenden Erlebnis war es Zeit für einen ruhigen Moment, der mit der Choralbearbeitung von Johann Sebastian Bach „Vor deinen Thron tret‘ ich hiermit“ erreicht wurde. Es wird als Bachs letztes Werk überliefert. Bereits erblindet, diktierte er es seinem Schwiegersohn.
Das Konzert beendete Martin Nyqvist mit der Choralfantasie „Halleluja, Gott zu loben“ des oberpfälzischen Komponisten Max Reger. In diesem Werk zeigte der Organist ein weiteres Mal, was die Klaisorgel alles hergibt. Mal tanzte die „Königin der Instrumente“ im Freudentaumel, mal versank sie in ruhige und verklärte Momente.
Nach diesem beeindruckenden Programm folgte der wohlverdiente und langanhaltende Applaus. Ein kleine Zugabe folgte, in der Nyqvist seine beiden Lieblingsregister der Orgel (Krummhorn und Schalmey) auf humorige Weise präsentierte.