Hünsborn. Svenja und Sebastian Menz aus Hünsborn mussten ihre Hochzeit wegen Corona verschieben. Das Datum in den Eheringen muss neu eingraviert werden.

Svenja Menz hatte schon lange von diesem Tag geträumt. Wie sie in ihrem langen Hochzeitskleid in die Kirche kommt. Wie ihr Vater sie an die Hand nimmt, mit ihr den Mittelgang entlangschreitet, die Blicke voller Rührung auf sie gerichtet. Bis zum Altar, wo ihr Vater sie ihrem Mann Sebastian übergibt. Am 4. April wäre es endlich so weit gewesen. Bis Corona die Seifenblase zum Platzen brachte.

„Für mich war es ein Schock, als ich wusste, dass wir die Hochzeit nicht so feiern können, wie wir es wollten“, erzählt Svenja Menz. Mit ihrem Mann Sebastian ist sie bereits seit dem 6. Juni 2019 verheiratet. Ein bedeutungsvolles Datum, denn: Es ist gleichzeitig der Hochzeitstag von ihren und seinen Eltern. Die kirchliche Trauung sollte nochmal ein unvergesslicher Höhepunkt werden. So wie Svenja Menz ihn sich schon als kleines Mädchen ausgemalt hat. Natürlich habe sie mitbekommen, dass sich die Pandemie-Situation immer mehr zuspitzte, doch die Hoffnung und das Gefühl des „Nicht-Wahrhaben-Wollens“ waren stärker. Bis der 16. März die traurige Gewissheit brachte.

Tränen kamen erst am nächsten Tag

Die Gravur in den Eheringen muss nochmal geändert werden.
Die Gravur in den Eheringen muss nochmal geändert werden. © Privat | Privat

Per Erlass stellte das NRW-Ministerium so gut wie alle Freizeit-, Sport-, Unterhaltungs- und Bildungsangebote ein. Pfarrer Oliver Günther von der Kirchengemeinde Oberholzklau (Freudenberg), der Svenja und Sebastian Menz trauen sollte, meldete sich noch am gleichen Tag bei dem Paar. Falls sie an dem Termin festhalten möchten, dürften nur sie und die Trauzeugen erscheinen.

Wenig später rief auch der Landgasthof Scherer an, wo das Paar seine Hochzeitsfeier ausrichten wollte. „Als ich gesehen habe, dass sie anrufen, bin ich erstmal nicht drangegangen, weil ich wusste, dass das nichts Gutes bedeuten kann“, erinnert sich Svenja Menz. Nachdem sie sich gesammelt hatte und zehn Minuten später zurückrief, bestätigte sich ihr Verdacht: Die Hochzeitsfeier kann nicht stattfinden. Noch am gleichen Abend postete Svenja Menz in ihrem WhatsApp-Status, dass ihre geplante Hochzeit auf unbestimmte Zeit verschoben werden müsse. Erst am nächsten Tag realisierte sie, was passiert ist. Dann kamen die Tränen.

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„Ich weiß, dass es uns nicht schlecht geht und manche unsere Lage als ‚Luxusproblem‘ ansehen würden. Ich bin froh, dass wir alle gesund und nicht von dieser Krankheit betroffen sind“, meint Svenja Menz. Es ist vielmehr Wut und Enttäuschung über etwas, an dem niemand schuld ist oder ändern kann. Einladungskarten, Location, Deko, Blumen-Arrangements, Menü-Auswahl, Sitzordnung, DJ, Fotograf: Monatelange Planungen wurden plötzlich über den Haufen geworfen. „Ich habe mich dann zwar relativ schnell wieder beruhigen können. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. An unserem eigentlichen Hochzeitstag hat mich dann aber doch nochmal alles eingeholt“, erzählt Menz. Da halfen dann nur noch eine gute Freundin und ein langer Spaziergang durch den Wald. Um Abstand zu gewinnen und den Kopf freizubekommen.

Gleiche Hochzeit soll jetzt im September stattfinden

Mittlerweile haben Svenja und Sebastian Menz ein neues Datum, auf das sich freuen können: der 4. September 2020. Tatsächlich sei die Angst vor einer weiteren Enttäuschung aber größer als die Vorfreude. „Keiner weiß, ob bis dahin alles wieder gut ist“, meint Svenja Menz. Geplant sei zumindest, dass die Hochzeit exakt so stattfinden soll, wie sie schon im April hätte gefeiert werden sollen. Nur mit einer anderen Gravur in den Eheringen. „Der Juwelier meinte, dass man relativ problemlos aus der ‚4‘ eine ‚9‘ machen könne“, sagt Menz. Sie hofft, dass er wirklich nur ein Mal die Gravur überarbeiten muss.