Olpe. Bianca Wurm und Corinna Schwegel sind als Hochzeitsfotografinnen im Kreis Olpe unterwegs. Wegen Corona sind viele Brautpaare verunsichert.
Es heißt, es sei der schönste Tag im Leben von zwei Menschen, die sich lieben. Sie geben sich das „Ja“-Wort und damit das Versprechen, gemeinsam durch gute und schlechte Zeiten zu gehen. Ein emotionaler Höhepunkt, der mit Familie und Freunden ausgelassen gefeiert wird. Normalerweise. Doch in Zeiten von Corona, in denen über Kontaktverbot, Mindestabstand und Mundschutz diskutiert wird, bekommt das Bild der Traumhochzeit Risse. Das haben auch Bianca Wurm und Corinna Schwegel festgestellt. Die beiden Fotografinnen aus Olpe haben sich im vergangenen Jahr ein zweites Standbein mit „Seite an Seite – Hochzeitsfotografie“ aufgebaut. Doch seit Ausbruch der Pandemie hat sich auch für sie viel verändert.
„Das ist der schönste Beruf, den man haben kann. Die Menschen bei so einem wichtigen Tag zu begleiten, mit ihnen die Emotionen zu teilen und sie für die Ewigkeit festzuhalten“, findet Bianca Wurm. Doch Corona hat ihre Arbeit erschwert. Freudentränen, verliebte Blicke, Stolz und ein Lachen, bei dem die Augen strahlen – all das gibt es noch bei den vereinzelten Hochzeiten, die noch stattfinden. „Aber es dauert sehr viel länger, bis man die Brücke zum Paar aufgebaut hat, um solche authentischen Momente einzufangen“, sagt Corinna Schwegel. Normalerweise umarmen sie „ihre“ Paare. Zur Begrüßung, zum Abschied, einfach um ihnen nah zu sein. Jetzt tragen sie Mundschutz und gehen auf Abstand.
Hochzeit wird auf 2022 verschoben
Für 21 Hochzeiten waren Bianca Wurm und Corinna Schwegel in diesem Jahr als Fotografinnen gebucht. Bislang wurden drei davon vorübergehend abgesagt und sieben in den Herbst oder aufs nächste Jahr verschoben. „Die meisten warten noch ab, wie sich die Situation entwickelt. Oft kommt die Absage dann relativ kurzfristig“, erzählt Schwegel. Ein Paar sagte zum Beispiel drei Tage vor der Trauung im April ab und wollte stattdessen im Juni feiern. „Da haben wir nochmal mit den beiden geredet, weil auch dieser Termin für ihre Hochzeitspläne relativ unsicher erschien“, sagt Schwegel. Jetzt gibt es einen neuen Termin im September. Ein anderes Paar hat seine Hochzeit sogar auf 2022 verschoben, weil sie viele Gäste aus den USA erwarten.
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Ein Ausfallhonorar nehmen die Fotografinnen nicht. „Wir haben in diesem Sinn ja keine Leistung erbracht. Wenn wir das machen würden, wäre das ja irgendwie nicht gerecht. Die Paare haben ihre Hochzeit ja nicht aus Spaß abgesagt oder verschoben. Das ist eben höhere Gewalt“, so Schwegel. Die Fotografinnen schätzen, dass bislang etwa ein Drittel ihrer Einnahmen weggebrochen ist. Existenzbedrohend sei das noch nicht, vor allem vor dem Hintergrund, dass „Seite an Seite“ ein Nebenerwerb für beide ist. Corinna Schwegel ist hauptberuflich Umweltjuristin beim Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz und befindet sich gerade in Elternzeit. Bianca Wurm ist noch selbstständige Fotografin mit dem Schwerpunkt auf Familien-, Paar- und Neugeborenenfotografie. Doch auch hier hat sie Einbußen. „Den Menschen steht gerade einfach nicht der Kopf nach Fotos.“
Keine Lust auf „Maskenball“
Was keiner weiß: Wann es wieder so wird wie früher. „Manche Paare haben ihren großen Tag zwei Jahre im Voraus geplant und so lange darauf hingefiebert. Dann soll es auch perfekt sein“, meint Wurm. Viele Paare hätten keine Lust auf einen „Maskenball“. Und selbst wenn sich die Situation wieder beruhigen werde, schwinge auch immer noch ein ungutes Gefühl mit. „Man möchte seine Mitmenschen, insbesondere die Älteren, schützen. Da wird noch einige Zeit vergehen, bis man sich wieder gedankenlos in die Arme fallen kann“, sagt Schwegel. Ihre nächste große Hochzeit mit Ganztagsbegleitung soll Ende Juni stattfinden.
„Wir wünschen uns die positive Stimmung zurück. Im vergangenen Jahr haben wir so viele tolle Paare begleiten dürfen und haben uns so sehr auf diese Hochzeitssaison gefreut. Wir hoffen einfach, dass bald alle wieder feiern können, auch wenn es sicher nicht so unbeschwert sein wird, wie vor Corona.“ Die Hoffnung bleibt.