Olpe. Wegen Corona finden in diesem Jahr weder Schützenfeste noch Abibälle statt. Für Juliana Luft aus Olpe bedeutet das ein Ringen um die Existenz.
Juliana Luft hat sich vor eineinhalb Jahren einen Traum mit ihrem Laden „Lieblingskleid“ in Olpe erfüllt. Ein Traum mit Tüll, Glitzer und feinen Stoffen. Die 28-Jährige verkauft in ihrem Geschäft allerdings nicht nur Brautkleider, sondern auch Abendmode und Schützenfestkleider. Alles für den besonderen Tag. In der Corona-Krise sind solche Tage jedoch so gut wie unmöglich geworden. Das ist nicht nur traurig für Bräute, Abiturientinnen und Schützenköniginnen, sondern auch für die Jungunternehmerin selbst. Wie sehr Juliana Luft unter der Ausnahmesituation leidet, erzählt sie im Interview.
Viele Brautpaare haben ihre Hochzeit in der Corona-Krise abgesagt oder verschoben. Wie macht sich das in Ihrem Brautmodengeschäft bemerkbar?
Juliana Luft: Zum Glück ist die Brautmodensaison so gut wie durch gewesen. Die meisten Kleider verkaufe ich in den Monaten August bis Februar, da viele Hochzeiten im Frühjahr und Sommer stattfinden und die Bräute oft mindestens ein halbes Jahr davor ihr Kleid aussuchen. Das hat vor allem damit zu tun, dass die passende Größe für das jeweilige Modell bestellt oder angefertigt werden muss. Außerdem gibt es immer mal wieder Änderungswünsche. Deswegen ist das Brautmodengeschäft gar nicht so sehr davon betroffen. Trotzdem ist es natürlich sehr schade für die Bräute. Die haben sich lange auf diesen besonderen Tag vorbereitet und monatelang alles bis ins kleinste Detail geplant. Ich würde schätzen, dass gut 95 Prozent der Bräute, die ich ausgestattet habe, ihre Hochzeiten verschoben haben, die eigentlich in dem Zeitraum von April bis Juli hätte stattfinden sollen.
Abgesehen davon bieten Sie in Ihrem Geschäft auch Abendkleider und Schützenfestkleider an. Inwieweit ist da der Verkauf eingebrochen, wenn Abibälle und Schützenfeste in diesem Sommer ausfallen müssen?
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Das ist fast gleich Null. Wenn es keine Anlässe gibt, dann ist der Bedarf für solche Kleider eben auch nicht gegeben. Dieses Problem gibt es bei anderen Mode-Einzelhändlern in dieser Form nicht. Denn auch wenn das Kontaktverbot weiterhin gilt, geht man ja weiterhin raus und hat auch mal Lust auf ein neues Sommerkleid, das man eben im Alltag anziehen kann. Ich habe zwar noch das ein oder andere Kleid für Brautjungfern verkauft, aber das ist auch sehr überschaubar. Zumal große Hochzeiten mit vielen Gästen auch in den kommenden Monaten noch sehr auf wackeligen Füßen stehen. In meinem Laden habe ich aktuell etwa 60 Schützenfestkleider und 200 Abendkleider. Im Grunde ist das totes Kapital, was da hängt.
Hat sich entsprechend auch Ihr beruflicher Alltag verändert, wenn kaum noch Kunden in den Laden kommen, weil es eben keine Anlässe mehr zum Kleiderkauf gibt?
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Auf jeden Fall. Ich arbeite nur noch mit Terminen, ohne geregelte Öffnungszeiten – und das auf unbestimmte Zeit. Es macht keinen Sinn, den ganzen Tag über im Laden zu stehen, wenn eben nichts los ist. Was ich der Krise aber tatsächlich als positiven Aspekt abgewinnen kann: Der Zusammenhalt ist groß – weil es eben allen schlecht geht. Das fängt bei den Herstellern und Lieferanten an und hört bei den Kundinnen auf.
Finanziell gesehen: Wie schwer sind Sie von der Krise betroffen?
Ich habe meinen Laden ja erst Ende 2018 eröffnet, also bin ich quasi noch ein Start-up-Unternehmen. Demnach habe ich da schon sehr daran zu knabbern. Ich zehre noch ein wenig von der vergangenen Brautmodensaison, aber diese Rücklagen werden mich nicht bis in das nächste Jahr tragen. Ich kann nur hoffen, dass es ab August wieder richtig losgeht mit dem Verkauf von Brautkleidern. Für Hochzeiten, die 2021 stattfinden werden. Sonst wird es sehr eng für meinen Laden. Mir fehlt eben das komplette Übergangsgeld, das ich sonst mit Abendkleidern und Schützenfestkleidern verdient habe.
Haben Sie auch die NRW-Soforthilfe für Selbstständige in Anspruch genommen? Und: War das tatsächlich so unbürokratisch wie versprochen?
Tatsächlich war das mit der Antragstellung für die Unternehmer-Soforthilfe vom Land sehr unbürokratisch und schnell. Morgens hatte ich den Antrag gestellt, mittags kam der Bescheid mit der Bewilligung und am nächsten Tag war das Geld überwiesen. 9000 Euro habe ich als Alleinunternehmerin bekommen. Das ist aber natürlich auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.