Kreis Olpe. Während der Corona-Krise sind Hygiene-Maßnahmen wie Mindestabstand in Freibädern kaum einzuhalten. Manche Betreiber fürchten einen Total-Ausfall.
Die Tage werden länger, sonniger, wärmer. Damit beginnt auch die Saison für Freibäder. Da das Kontaktverbot aber mindestens noch bis zum 3. Mai bestehen bleibt, ist es fraglich, ob die Bäder pünktlich öffnen können. Manche Betreiber im Kreis Olpe fürchten sogar einen kompletten Ausfall der Saison – mit teils hohen finanziellen Einbußen. Das ergibt eine Umfrage bei Betreibern von Frei- und Naturbädern sowie von öffentlichen Badestellen, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Naturbad Veischedetal
Traditioneller Starttermin im Naturfreibad Veischedetal ist Christi Himmelfahrt, in diesem Jahr also am 21. Mai. „Wie und wann wir öffnen, das steht aber noch in den Sternen“, meint Otto Hoffmann, Vorsitzender des Trägervereins. Er befürchtet sogar, dass das Naturfreibad überhaupt nicht öffnen könne. „Vorsichtsmaßnahmen können wir so gut wie gar nicht einhalten. Eine Tröpfcheninfektion lässt sich im Wasser ja kaum vermeiden. Da muss sich nur jemand mal verschlucken“, so Hoffmann.
Biologische versus chemische Reinigung
Anders als bei Chlor-Freibädern werden Naturfreibäder biologisch gereinigt. Heißt: Die Mikroflora aus Pflanzen, Sand und Erde säubert das Wasser von den Partikeln, die vom Menschen abgegeben werden. Keimfrei wird das Wasser dadurch nicht.
Wasser wird erst mit dem Zusatz von Chlor nahezu keimfrei. „Alle vorliegenden Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Viren durch das Chlor sicher abgetötet werden. Damit besteht in Schwimmbädern kein größeres Ansteckungsrisiko als in anderen Einrichtungen auch“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen und beruft sich dabei auf die Aussagen des Umweltbundesamtes.
Wegen des Kontaktverbots mussten alle Helfereinsätze im Naturbad Veischedetal abgesagt werden. Stattdessen teilten sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter auf und hakten in Einzelarbeit Laub zusammen oder säuberten das leere Schwimmbecken mit einem Hochdruckreiniger. „Für diese ganzen Öffnungsvorbereitungen brauchen wir ungefähr drei Monate Vorlaufzeit. Wir liegen gut im Zeitplan, sodass wir theoretisch zum 21. Mai öffnen könnten.“ Praktisch wisse aber niemand, wie realistisch das sei.
An guten Tagen tummeln sich bis zu 800 Gäste im Becken und auf der Liegewiese. „Im Hinblick darauf, dass Großveranstaltungen bis Ende August verboten sind, kann ich mir nicht vorstellen, wie das hier funktionieren soll“, sagt Hoffmann. Auf der Wiese könne man – zumindest bei den Erwachsenen – mit erheblichem Personalaufwand noch für Abstand sorgen. Im Wasser sei das aber nur schwer kontrollierbar. „Normalerweise verkaufen wir 120 Saisonkarten für den Sommer. Ich gehe aber davon aus, dass es in diesem Jahr keine einzige sein wird.“
Freizeitbad Olpe
Auch Ingo Ehrhardt, Geschäftsführer der Olper Bäderbetriebe GmbH, kann noch keine verlässliche Aussage über einen Starttermin treffen. „Wir wollten gerne zum Pfingstwochenende öffnen, aber das hängt natürlich davon ab, wie sich die jetzt beschlossenen Lockerungen auswirken“, so Ehrhardt. Bis zu diesem geplanten Termin seien die Vorbereitungen jedenfalls abgeschlossen: Das Wasser wurde bereits abgelassen und die Becken gereinigt, am 11. Mai sollen Wasserproben entnommen werden, um die Hygiene zu überprüfen.
Überlegungen zu einem Badbetrieb unter Corona-Bedingungen hat sich das Team um Ingo Ehrhardt bereits gemacht – auch, wenn es bislang eher Gedankenspiele sind. „Man könnte zum Beispiel anweisen, in den jeweiligen Abschnitten nur noch in eine Richtung zu schwimmen, um den Abstand zu gewährleisten.“ Eine Aufnahme des Saunabetriebs sieht Ehrhardt dahingegen sehr kritisch. Allerdings sei eine geschlossene Sauna während der Sommermonate ohnehin kein großes Verlustgeschäft.
Dennoch erwartet auch das Freizeitbad Olpe auf lange Sicht erhebliche finanzielle Einbußen. „Ein Badbetrieb ist zwar immer defizitär, unser Kostendeckungsgrad liegt normalerweise bei rund 45 Prozent. In diesem Jahr rechnen wir allerdings gerade mal mit einem Wert von 25 bis 35 Prozent. Es wird ein ganz schlimmes Jahr“, vermutet Ehrhardt. Für insgesamt 40 Mitarbeiter wurde bereits Kurzarbeitergeld beantragt, das aber immerhin auf 100 Prozent aufgestockt werde.
Den Gästen versuche man entgegenzukommen, indem man Saisonkarten zu einem vergünstigten Tarif anbieten werde. Normalerweise unterteilen sich die Saisonkarten in zwei Preiskategorien: Beginn der Freibadsaison (86,40 Euro für Erwachsene) und nach dem Olper Schützenfest (56,40 Euro für Erwachsene). In diesem Jahr werde es nur den Schützenfest-Tarif geben. Zumindest nach aktuellem Stand.
Badestelle am Schnütgenhof
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Im vergangenen Jahr startete die Badesaison hier bereits am 1. Mai. „Die Öffnung haben wir für dieses Jahr zunächst auf den 15. Juni verschoben“, erklärt Simone Stieg, verantwortlich für die Gebäudebewirtschaftung bei der Stadt Attendorn. Ob dieser Termin tatsächlich eingehalten werden kann: fraglich.
Problematisch könnte es außerdem bei der Einhaltung des Mindestabstands werden. „Für die Badestelle gibt es keine Badeaufsicht und dementsprechend auch keine Kontrolle“, so Stieg. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt dafür Personal bereitstellen wird.“ In der Konsequenz müsse die Badestelle sonst weiter geschlossen bleiben. Da es sich bei dem Angebot um eine freiwillige Leistung der Stadt handele und auch keine Eintrittsgelder verlangt würden, gebe es zumindest keine Einnahmeverluste.
Waldenburger Bucht
Auch Michael Middel vom Strandbad Waldenburger Bucht kann noch nichts Konkretes sagen. „Ich möchte mich nicht aus dem Fenster lehnen, wann es wie weitergeht.“ Theoretisch habe das Bad ganzjährig geöffnet, zumindest solange das Wetter mitspiele. Die Vorbereitungen für eine Wiedereröffnung seien zumindest im vollen Gange, wie zum Beispiel die Aufräumarbeiten rund um den Strandabschnitt. Auch die Termine für die Wasserkontrolle stünden schon fest.
Zumindest der Kiosk-Verkauf läuft weiter. Wer sich also ein Eis für das erste Sommergefühl kaufen möchte, wird hier fündig. Dennoch gilt: Der Verzehr in einem Umkreis von 50 Metern ist nicht erlaubt.