Attendorn. Das Coronavirus legt auch den Attendorner Citylauf lahm. Die Organisatoren haben nur keine Wahl gehabt.
Die Vorbereitung auf den 28. Citylauf liefen beim Turnverein Attendorn bis vor wenigen Tagen auf Hochtouren. Die Plakate und Flyer für das sportliche Großereignis am 9. Mai sind bereits gedruckt. Die Medaillen für die vielen Teilnehmer und die Schilder für die Absperrungen an der Strecke rund um die Wälle der Innenstadt waren in Auftrag gegeben.
Mit den Abteilungen des TVA sollte in Kürze über die Aufgabenverteilung der vielen Helfer gesprochen werden. Vorsitzender Andreas Ufer und sein Organisationsteam hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um den traditionsreichen Citylauf über die amtlich vermessenen und bestenlistentauglichen 1561 Meter pro Runde zu einem Höhepunkt des Sportkalenders zu machen. Aber in diesem Jahr ist wegen der Auswirkungen der Corona-Krise auch für die Sportvereine alles anders.
Absage am Montag beschlossen
Nach intensiven Gesprächen im Vorstand und mit den Verantwortlichen der Leichtathletik-Abteilung sagte der TV Attendorn am Montagabend die 28. Auflage des Citylaufs endgültig ab. Auf der Homepage des Turnvereins heißt es dazu: „Zurzeit sind die Schulschließungen und die meisten Einschränkungen im öffentlichen Leben vorerst nur bis zum 19. April geplant. Aber was danach kommt, wie lange es dauert, bis alles wieder seinen gewohnten Gang geht, ist nicht seriös zu beantworten. Die Gesundheit und Sicherheit aller Teilnehmer und Helfer geht vor. Eine Veranstaltung mit mehr als 1200 Teilnehmern plus Zuschauern und Helfern bietet viel zu viel Ansteckungspotenzial. Der Citylauf gehört zu den herausragenden Ereignissen im Sportjahr des TV Attendorn. Deswegen sind wir besonders traurig, dass uns die aktuelle Lage keine andere Möglichkeit lässt. Ob der Citylauf eventuell nachgeholt werden kann, ist noch unklar.“
Keine leichte Entscheidung
Für Andreas Ufer war die Entscheidung „alternativlos“. Leicht ist den Verantwortlichen des TV Attendorn um den 1. Vorsitzenden Ufer dieser Schritt nicht gefallen. „Es sind bei dieser Großveranstaltung so viele Menschen mit Freude und Herzblut dabei. Aber wir können doch nicht einfach weitermachen, bis uns jemand den Citylauf offiziell verbietet“, sagt der Vereinschef.
Selbst wenn die Beschränkungen nach dem 19. April aufgehoben werden sollten, ist es laut Andreas Ufer nicht die Zeit für eine Großveranstaltung mit rund 1200 Teilnehmern im vergangenen Jahr. Darunter waren viele Läuferinnen und Läufer der örtlichen Schulen und Firmen. Abgesehen von der weiter bestehenden Ansteckungsgefahr, wenn so viele Menschen zusammenkommen, sieht Ufer noch andere Gründe, die zwingend für eine Absage sprechen. „Die Schulen haben dann Wichtigeres zu tun. Und die Unternehmen haben andere Sorgen, als ihre Mitarbeiter zu motivieren zu laufen.“
Der Vorsitzende des größten Attendorner Sportvereins denkt aber auch an die vielen Helfer an und neben der Strecke. „Das kann man in acht Wochen niemanden zumuten.“ Kurzum: Zur Absage des 28. Citylaufs gebe es keine Alternative. „Die Menschen und Unternehmen haben ganz andere Probleme“, weiß Andreas Ufer. Erst das Osterbrauchtum, jetzt der Citylauf und vielleicht demnächst das Schützenfest. Im Jahreskalender der Hansestadt bricht schon wieder eine Traditionsveranstaltung weg. „Das wird fehlen“, weiß Ufer.
Planungssicherheit nicht gegeben
„Die Planungssicherheit ist nicht gegeben. Das ist der richtige Weg“, hat Rüdiger König vollstes Verständnis für den Schritt des TV Attendorn, den Citylauf abzusagen. Der Vorsitzende des Stadtsportverbandes war in die Entscheidung eingebunden. „Mir tut das sehr leid“, bedauert König das Aus für den Lauf um die historischen Wälle am 9. Mai. Aber der Attendorner weiß natürlich, dass die Schulen und vor allem die Firmen der Hansestadt, die sich gerade im letzten Jahr so stark am Citylauf beteiligt haben, in dieser Zeit der Unsicherheit ganz andere Sorgen und Probleme beschäftigen.
„Es wird ja nicht besser“, ist auch Christoph Keseberg froh, dass jetzt Klarheit besteht. Der Abteilungsleiter Leichtathletik des TV Attendorn ist ein leidenschaftlicher Läufer. Aktuell ist er aber nicht nur wegen seiner Achillessehnenprobleme lieber alleine im Wald unterwegs. Die Donnerstags-Laufgruppe mit „zwei bis zehn Leuten“, die einmal um den Biggesee läuft, ist ausgesetzt. Bei seinem letzten Waldlauf bestand für Keseberg keine Ansteckungsgefahr. „Ich habe keinen getroffen.“ Und deshalb hofft er wie so viele Hobbyläufer, dass sie weiter ihre Runden drehen können: alleine, um der Infizierung mit dem Corona-Virus aus dem Weg zu gehen.
Den finanziellen Schaden von rund 1000 Euro kann Andreas Ufer verschmerzen. Der Attendorner denkt an die vielen Unternehmen, Arbeitnehmer, Selbstständigen und Geschäftsleute, die aktuell ganz andere Sorgen haben.
Die eine Woche nach dem Citylauf in der polnischen Partnerstadt Rawicz vorgesehene große Sportwoche mit Beteiligung aus der Hansestadt ist ebenfalls bereits abgesagt worden. „Der Attendorner Citylauf wird nächstes Jahr wieder stattfinden“, lenkt Rüdiger König vom Stadtsportverband den Blick schon auf 2021.