Kreis Olpe. Seit heute haben die Geschäfte wieder geöffnet. Manche Kunden wünschen sich eine Mundschutzpflicht, andere sehnen sich nach Normalität.

Vor fast sechs Wochen mussten Einzelhändler ihre Geschäfte coronabedingt schließen, am Montag konnten sie die Türen für ihre Kunden endlich wieder öffnen – zumindest diejenigen, deren Verkaufsfläche unter 800 Quadratmeter beträgt. Viele Händler wurden in der Zwischenzeit kreativ und haben einen Liefer- und Bringdienst für ihre Waren eingerichtet. Das persönliche Gespräch blieb dabei jedoch weitestgehend auf der Strecke. Viel Nachholbedarf also? Nicht ganz. Der große Ansturm auf die Läden im Kreis Olpe blieb am Montag aus.

Manche Kunden hätten sich eine Mundschutzpflicht gewünscht

Ines Lind sucht ein Hundebettchen für ihren Chihuahua. Ansonsten möchte die 54-jährige Attendornerin in Olpe heute nur dringende Erledigungen machen. Sie trägt einen Mundschutz und Einweghandschuhe. „Ich habe schon etwas mit mir gerungen, heute einkaufen zu gehen“, erzählt sie. „Mein Mann hatte einen Unfall und musste an der Lunge operiert werden. Da bin ich sehr vorsichtig.“

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Vor dem Handarbeitsgeschäft „Die KomMode“ am Kurkölner Platz steht Angelika Ausetz. Die Olperin kauft neue Bänder, um Behelfsmasken zu nähen. „Sonst brauche ich nichts“, sagt die 72-Jährige. „Und ich gehe auch auf gar keinen Fall in einen Laden rein. Ich hätte eine Mundschutz-Pflicht gut gefunden.“ In das Handarbeitsgeschäft rein muss sie auch nicht. Die Eingangstür ist mit einem Tisch versperrt, auf dem ein paar Stoffe zum Verkauf ausgelegt sind. „Die meisten wissen, was sie wollen, und der Verkauf geht auch an der Tür“, erklärt Thomas Sinn, Angestellter des Stoffladens, und fügt hinzu, dass am Montag schon einige Kunden da gewesen seien.

Menschen sehnen sich nach ein bisschen Normalität

Regen Andrang stellt auch Georg Spielmann, Inhaber der Dreimann-Buchhandlung in Olpe fest. Schilder bitten die Menschen darum, Abstand zu halten und sich die Hände zu desinfizieren. „Das wird oft noch übersehen“, sagt Spielmann. „Die Leute müssen sich erst noch dran gewöhnen.“ Die Buchhandlung profitiert derzeit davon, dass sich der Lieferservice und der Online-Shop schon längst etabliert haben – und rege genutzt werden. Dafür ist das Team ihren Kunden sehr dankbar.

Im Bekleidungsgeschäft „Jeans Fritz
Im Bekleidungsgeschäft „Jeans Fritz" in Olpe wird Abstand gehalten. Lydia Gridin, Claudia Kosmatsch und Sandra Reichel (von links) freuen sich über erste Kunden. © WP | Verena Hallermann

Noch verhalten sieht der Andrang im Bekleidungsgeschäft „Jeans Fritz“ in Olpe aus. „Ein paar Stammkunden waren schon da“, erzählt Filialleiterin Claudia Kosmatsch. „Wir haben heute schon oft gehört, wie gut es den Menschen tut, wieder ein bisschen Normalität zu haben.“ Natürlich gelten auch hier die Hygienevorschriften. „Die Kunden halten sich daran“, erzählt sie. „Manche bleiben auch an der Tür stehen und fragen erst, ob sie reinkönnen.“

Einlass ins Schuhgeschäft wird mit Eingangsmarken geregelt

In der Attendorner Innenstadt ist am frühen Nachmittag überraschenderweise sehr wenig los. Vereinzelt sind Spaziergänger in der Fußgängerzone unterwegs, die hin und wieder an den Schaufenstern anhalten. Auch, um die Hinweisschilder zu lesen: „Bitte nicht mehr als ein Kunde im Verkaufsraum. Bitte warten Sie gegebenenfalls vor der Eingangstür, wir holen Sie ab!“, schreibt das Team von der Parfümerie Aurel in der Kölner Straße.

Im Schuhhaus Hammerschmidt in der Ennester Straße überreicht eine Verkäuferin jedem Kunden eine „Eingangsmarke“ mit Nummer, mit der sichergestellt werden soll, dass sich nicht zu viele Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten. Beim Verlassen des Geschäfts sollen die Marken dann wieder abgegeben werden; eine Verkäuferin reinigt die einlaminierten Zettelchen dann mit einem Desinfektionstuch.

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Auch eine 78-jährige Seniorin aus Attendorn besucht am Montagnachmittag das Schuhhaus. „Ich bin froh, dass die Geschäfte jetzt wieder offen haben“, sagt sie. Sie ist sich darüber bewusst, dass sie mit ihrem Alter zur Risikogruppe gehört. Auch, weil sie vor knapp zehn Jahren an Brustkrebs erkrankt war, den sie zwar besiegen konnte, aber: „Es schwingt halt immer ein mulmiges Gefühl mit.“ Wenn sie einkaufen geht, trägt sie deswegen einen Mundschutz. „Meine Kinder sagen mir zwar immer, dass ich doch lieber zuhause bleiben soll, aber wer schafft das schon wochenlang?“, erklärt die Seniorin.

Bei einigen Kunden bleibt ein zwiespältiges Gefühl

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In Lennestadts City Altenhundem sind die Straßen an diesem Re-Start-Montag spürbar belebter als in den letzten Tagen. „Das Interesse ist schon da, viele machen einen Bummel durch die Stadt und probieren auch das ein oder andere Teil an“, so Christian Arens, Geschäftsführer der Modefachgeschäfte „Männersache“ und „Frauensache“ in der Hundemstraße. Mit dem ganz großen Ansturm am ersten Öffnungstag hatte er nicht gerechnet, und der blieb auch aus. Die Kundschaft müsse sich erst einmal an die neue Optik und Atmosphäre gewöhnen.

Eine Prognose, wie sich das Geschäft entwickeln werde, könne er nicht abgeben. Sorge bereitet ihm, dass bis Ende des Sommers fast alle Veranstaltungen, vom Abiball bis zum Schützen- oder Stadtfest ausfallen und damit für viele einfach der Anlass fehle, sich neue Garderobe zu kaufen.

Ulli Cordes und seine Tochter Sina Cordes verkaufen in ihrer Boutique „Schaulade“ am Marktplatz Mode, Uhren, Schmuck, etc. und nun zum ersten Mal auch einfache Schutzmasken, als Service für die Kunden. „Ich bin ganz zufrieden“, bilanziert er nach dem ersten Verkaufstag. Einige Kunden hätten dennoch ein zwiespältiges Gefühl und nichts dagegen gehabt, wäre der Re-Start erst in zwei Wochen gekommen, wenn sich die Coronalage weiter beruhigt habe.